Frauen reden doch nicht so viel mehr als Männer!

In der Weihnachtspredigt von Pfarrer Slawomir Dadas ging es um Worte, was sie uns bedeuten und was sie uns sagen können. Aber bei Gott zählen nicht Worte, sondern Taten!

 
         
         

Predigt zum Ausdrucken

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
wissen Sie, dass der Mensch an einem Tag durchschnittlich 16.000 Wörter spricht? Um den Mythos zu zerstören, dass die Frauen viel mehr reden würden als die Männer, gebe ich Ihnen die Daten einer Untersuchung, die zwischen 1998 und 2004 in den Vereinigten Staaten gemacht wurde: Frauen: 16.215, Männer 15.669. Diese fast 550 Wörter, die Frauen mehr gebrauchen, bedeuten also nur ca. 3 Prozent des Gesamtvolumens. Ich möchte nicht, dass wir darüber abstimmen, welches der beiden Geschlechter sinnvoller und gezielter die Sprache verwendet, denn da hätten wir Männer verloren, weil Frauen die Mehrheit in der Kirche bilden. Mir geht es auch nicht darum, am Weihnachtstag eine Sprachuntersuchung zu machen, oder einen Geschlechterkampf zu provozieren.
Ich möchte Sie zum Nachdenken bringen über die Bedeutung der Worte, die wir aussprechen, über die Wirklichkeit, die sie schaffen können und natürlich über unsere Beziehung zu Gott, der durch seinen Sohn zu uns gesprochen hat.
Gerade zu Weihnachten werden viele Worte gesagt: Frohe, gesegnete Weihnachten, ein gutes Neues Jahr, Friede, Fest der Liebe, der Familie, der Freundschaft … Ich möchte niemandem unterstellen, dass er oder sie beim Gebrauch von solchen Vokabeln diese nicht ehrlich meint. Ich glaube aber, dass sie für viele zu Floskeln geworden sind, die man halt sagt, weil es so der Brauch ist.
Das heutige Fest ist ein Fest des Wortes und das Evangelium spricht vom göttlichen Wort. Ich habe jetzt nicht vor, auf die philosophische Bedeutung des Logos, wie es im Griechischen steht, einzugehen sondern ich möchte beim Inhalt des Festes im Zusammenhang mit dem Wort bleiben. Gott spricht zu den Menschen. Und sein Sohn – das Wort – wird zu einer ganz konkreten Botschaft, die uns erreicht, ins Herz trifft und beschäftigt. Wenn Gott zu uns spricht, dann ist das kein Smalltalk, dann ist das keine Geschichte, um die Zeit zu vertreiben. Wenn Gott zu uns spricht, dann schafft er eine neue Wirklichkeit, dann geht hinter dem Wort eine konkrete Tat einher.
Denn Gott spricht nicht nur vom Heil, sondern in der Begegnung mit ihm werden Menschen geheilt, sie werden neu und in die Gesellschaft wieder zurück geholt.
Er spricht nicht nur von der Vergebung, sondern er streckt nach jedem von der Sünde Gebrochenen die Hand der Versöhnung aus. Alle, die diese Hand aufgreifen, können neu beginnen.
Gott spricht nicht nur von der Liebe und von der Menschlichkeit, sondern wird selber einfühlsamer und liebender Mensch, der das Los der Geplagten teilt.
Und endlich spricht er nicht nur von der Erlösung, sondern er erwirbt durch seinen Tod und seine Auferstehung ein Leben im Reich des Vaters für alle, die nach seinem Willen leben wollen.
Wenn Gott spricht, dann mit der Hoffnung, dass sich die Welt verändert, damit wir Menschen im Frieden leben können. Sein Wort ist ein Angebot, ein Freundschaftswort. Es ist kein Befehl und kein hinterlistiger Versuch, jemand zu irgendeiner Haltung zu überreden. Es ist aber ein Wort mit Macht. Denn alle, die es verstehen wollen und annehmen, werden zu Kindern Gottes. Allen, die sich auf das Gespräch mit Gott einlassen, wird das Leben erleuchtet und sie werden an der Herrlichkeit des Vaters teilnehmen können.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Gott braucht keine 16.000 Wörter, um uns von seiner Liebe und von seinem Verständnis vom Frieden zu überzeugen. Er spricht ein Wort, sein göttliches Wort, das real und angreifbar wurde. Ein Wort, das von Menschen des Guten Willens verstanden wird und das zum Handeln bewegt. Ich wünsche uns allen, dass uns das Wort des ewigen Vaters als Frohe Botschaft erreicht. Ich wünsche uns, dass wir als Christen der Welt vorleben können, dass bei Gott nicht Worte, sondern Taten zählen: Taten der Liebe, der Versöhnung und des Friedens. Und endlich wünsche ich uns, dass wir selbst erleben können, dass unsere Worte neue Wirklichkeiten schaffen und im Sinne Gottes die Welt verändern.