14.März Am Ende des Gottesdienstes gab Pfarrer Slawomir Dadas eine Stellungnahme zu den bekannt gewordenen Missbrauchsfällen in der Kirche ab.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
In den letzten Wochen wurden Fälle vom schwerwiegendem Missbrauch durch einzelne Vertreter der Kirche bekannt. Unser ganzes Mitgefühl gehört den Opfern, ihren Familien und Freunden. Da der bisherige Umgang der Amtskirche mit so klaren Strafftaten offensichtlich viel zu wünschen ließ, ist es verständlich, dass auch bei nicht betroffenen Menschen das Vertrauen in die Kirche erschüttert wurde.
Auch wenn es keine kollektive Schuld gibt und niemand von uns für die Sexual- oder Gewaltverbrechen der anderen verantwortlich gemacht werden kann, werden wir als aktive Gestalter des pfarrlichen Lebens mit Vorwürfen verschiedenster Art konfrontiert. Diese müssen wir aushalten mit dem Wissen, dass die Kirche vom Anfang an keine perfekte Gemeinschaft war (siehe den Verrat Jesu durch Judas Iskariot, oder die Verleugnung Jesu durch Petrus) aber auch mit dem Vorsatz, selbst wahrhaftig zu leben und die Wahrhaftigkeit von unseren Verantwortungsträgern zu verlangen. Denn die Kirche kann nur dann ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, wenn die Menschen merken, dass wir keine Vertuschungskultur pflegen, um ein Sauberimage vorzutäuschen, sondern bereit sind auch Probleme beim Namen zu nennen, uns ihnen zu stellen und sie zu bewältigen.
Die Berichterstattung durch einzelne Medien hat in den letzten Tagen sonderbare Formen angenommen, sodass man den Eindruck gewinnen kann, dass es nicht mehr um die einzelnen Opfer und Täter, sondern um eine „Watschen“ für die Kirche geht. Auch das Aufwärmen von den alten heißen Eisen – wie die Zölibatsdebatte – lenkt in diesem Fall von der eigentlichen Problematik ab.
Im Zusammenhang mit dem passierten Unheil muss es uns ausschließlich um Gerechtigkeit und um eine wahrhaftige Haltung der Kirche gehen, damit die Betroffenen und ihre Familien erkennen, dass uns ihr Schicksaal berührt und zum neuen Handeln bewegt.
Slawomir Dadas
Pfarrer