21.März In der Sonntagspredigt beschäftigt sich Pfarrer Slawomir Dadas mit der Caritas Haussammlung, da diese in den Monaten April und Mai stattfindet.
Evangelium vom Tag:
Joh, 8,2-11
2 Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. 3 Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte 4 und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. 5 Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? 6 Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7 Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. 8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. 9 Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. 10 Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? 11 Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Seit mehr als zwei Tausend Jahren hat der Spruch von Cicero und Seneca „Irren ist menschlich“ einen Platz in der Literaturgeschichte. In den meisten Fällen wird dabei vergessen, dass er nur ein Teil eines ganzen Satzes ist, der lautet: „Irren ist menschlich, aber auf Irrtümern zu bestehen ist teuflisch“. Auch wenn dieser Satz in enger Verbindung zum heutigen Evangelium steht, und sich gut zu einer Auseinandersetzung mit der derzeitigen kirchlichen und gesellschaftlichen Situation eignen würde, möchte ich ihn in einem anderen Zusammenhang verwenden.
Trotzdem eine Bemerkung am Rande: Jeder, der sich in der Kirche schuldig gemacht hat, soll zur Rechenschaft gezogen werden. Aber niemand hat das Recht, für die Verfehlungen von einigen wenigen kirchlichen Angestellten die ganze Kirche zu steinigen.
Ich möchte also heute über Irrtümer sprechen, die dazu führen, dass Menschen in Not geraten oder in der Not stecken bleiben. Denn nicht selten gibt es Vorurteile und gefestigte Meinungen im Bezug auf alle, die sich in einer schweren Situation befinden. Sprüche wie: „Er ist eh selber schuld“, oder „Sie sollen wieder zurückgehen, dann werden sie besser haben“ sind zusätzliche Steine, die geworfen werden. Da aber Irren menschlich, aber auf Irrtümern zu bestehen teuflisch ist, sollten heute zumindest ganz kurz die meisten Ursachen für die Not in Österreich genannt werden.
Eine der häufigsten Ursachen von Armut ist der Verlust des Arbeitsplatzes. Gerade in den letzten Jahren haben aufgrund der Gier der Bankspekulanten und der großen Konzerne auch unsere Betriebe in der Vogelweide die Krise gespürt und nicht allen Mitarbeitern den Arbeitsplatz garantieren können.
Die zweithäufigste Ursache von Armut ist Krankheit. Die körperlichen Handicaps, die Unfälle und Erkrankungen, die einen Menschen aus dem Arbeitsprozess hinauswerfen oder zur Arbeitsunfähigkeit führen, gehören leider zum Alltag und sind nicht selten der Beginn eines sozialen Abstiegs.
Zu den weiteren Ursachen der Armut gehören die Beziehungsbrüche, die mit finanziellen Verbindlichkeiten und mit der Situation der Alleinerziehenden verbunden sind.
Gerade die Caritashaussammlung, die den bedürftigen OberösterreicherInnen zugute kommt, versucht weder irrige Verschuldensfragen über die Armut noch Menschen in der Not einfach stehen zu lassen. Sie deckt auf, dass es auch unverschuldete Not gibt, und erinnert uns daran, dass eine verschuldete Not vom Helfen nicht befreit. Denn niemand von uns ist frei von Schuld, um als erster den Stein auf andere zu werfen.
Darum wollen wir nicht verurteilen, sondern schenken: Brot, Kleidung oder ein wenig Heizöl für die kalten Tage. Mit unserer Spende wollen wir helfen, dass der Teufelskreis der Not hier und dort durchbrochen wird. Denn wir wollen bezeugen, dass wir die Not in Österreich im XXI. Jahrhundert als einen menschlichen Irrtum betrachten, den wir nicht hinnehmen wollen. Ich danke also zuerst allen Sammlerinnen und Sammlern, die sich auf den Weg machen, um diesem Irrtum der Not mit Herz und Zeit zu begegnen. Ich danke Euch für die Bereitschaft, ein Zeugnis der christlichen Solidarität zu geben und für Eure Mühe und Eure Geduld, Euch für das Gute, das ihr tut, unter Umständen auch beschimpfen zu lassen. Ich danke aber auch allen, die ihre Türe öffnen und teilen, mit denen die weniger haben und die sich manchmal am Rande der psychischen und physischen Belastung befinden.
Wir gehen mit Herz, für Menschen in Not in Oberösterreich.