In der Predigt zum Gründonnerstag beschäftigte sich Pfarrer Slawomir Dadas mit dem Wert der Eucharistie in unserer Gesellschaft. An diesem Tag feiern wir auch die Einsetzung der Eucharistiefeier.
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Liebe Schwestern, liebe Brüder,
in diesem Arbeitsjahr haben wir uns schon öfters mit der Eucharistie beschäftigt. Sie sollte der Mittelpunkt der Kirche und dadurch der Pfarre sein. Der Mittelpunkt, aus dem die einzelnen leben und der die einzelnen zu einer Gemeinschaft zusammenfügt.
Wenn wir aber ehrlich sind, dann müssen wir feststellen, dass gerade in unserer Gesellschaft weder die Eucharistie, noch die kirchliche Gemeinschaft einen solchen Stellenwert haben, den wir ihnen zuschreiben.
Der Besuch der Sonntagsmessen nimmt seit Jahren nicht sehr dramatisch aber systematisch ab. Die Wochentagsgottesdienste werden von einer kleinen Schar besucht und fast niemand denkt daran, dass er aus Anlass eines Geburtstages, einer bestandenen Prüfung oder der Geburt des Kindes Gott in der Kirche danken könnte. Die Messen sind für die Toten reserviert, um ihr ewiges Heil zu erbitten.
Als Gemeinschaft erleben wir ebenfalls eine schwierige Situation. Gerade in den letzen Jahren zeigte sich, dass Menschen sehr sensibel reagieren auf schwer erklärbare Entscheidungen der Kirchenleitung oder wie in der letzten Zeit auf grobe Verfehlungen der Amtsträger. Sie verabschieden sich mit der Begründung, dass sie zu einer solchen Gemeinschaft nicht gehören wollen. Viele bleiben trotzdem dabei, auch wenn sie nur sporadisch unter uns verweilen. Es kann der Eindruck entstehen, dass die Kirche nicht zeitgemäß ist und in ihrer Form die Menschen nicht mehr anspricht.
Gerade heute am Gründonnerstag, an dem wir die Einsetzung der Eucharistie feiern, sollen wir darüber nachdenken, was bei uns unbedingt zu finden sein müsste und was eine christliche Gemeinschaft in jedem Fall auszeichnen sollte.
Die Eucharistie ist zuerst die Versammlung von Menschen, die mit Jesus Christus zusammenkommen wollen. Das ist aber nicht der Jesus vom Palmsonntag, der bejubelt wird und den man zum König machen möchte. Dieser Jesus ist besinnlich, einen Tag vor seinem Tod, mit den letzten Hinweisen für seine Freunde, die ab jetzt zwar im Heiligen Geist aber doch nur auf sich selbst gestellt sind. Es ist eine Gemeinschaft, die nicht dem Reichsten, dem Stärksten oder dem Populärsten nachrennt, sondern eine Gemeinschaft, die sich um den versammelt, der am meisten – weil bis zum Tod – gedient und geliebt hat.
Diese Gemeinschaft sollte besonders sein, weil in ihr der Geist Jesu, der Geist Gottes Zuhause und für die Menschen spürbar sein müsste. Darum gibt es gewisse Eigenschaften, die ihr in keinem Fall fehlen dürfen.
Zuerst wird sie von Menschen gebildet, denen bewusst ist, dass sie selbst schwach und sündig sind und das Reich Gottes oft mehr verdunkeln, als zum Schein bringen. Dieses Wissen muss sie demütig machen. Sie sie darf nicht stolz und hochnäsig werden, abgehoben und distanziert. Sie darf niemand gering achten. Sie muss bereit sein, Fehler zuzugeben und auch zu vergeben, wenn jemand um Vergebung bittet und neu anfangen möchte. Sie muss es vorleben, dass sie aus Menschen besteht, die auf das Heil Gottes angewiesen sind.
Sie ist auch eine Gemeinschaft, in der sich die Sorge Gottes um jeden einzelnen widerspiegeln sollte. Weil Christus gekommen ist um zu retten, um zu integrieren, um den Weg der Gerechtigkeit konsequent zu gehen, muss die Kirche immer und deutlich zum Ausdruck bringen, dass sie das Leben und das Wirken Jesu fortführt. Es kann dabei keine faulen Kompromisse geben, keine Verkürzung oder Veränderung der Botschaft. Jeder, der sich an Gott wendet und seine Nähe sucht, muss aufgenommen und angenommen werden; unabhängig von der Nationalität, von der politischen Meinung oder von der sozialen Situation. Die Nächstenliebe muss in ihr groß geschrieben und zu ihrem Erkennungszeichen werden.
Und endlich darf die eucharistische Gemeinschaft nicht mit dem Segen aufgelöst werden. Jeder, der den Segen empfängt und die Sendungsworte „Geh hin in Frieden“ hört, ist verpflichtet, sie weiterzugeben. Von jedem einzelnen, der an der Eucharistie teilnimmt, muss eine Kraft ausgehen. Die Menschen müssen spüren, dass wir anders sind und anders handeln, als viele Zeitgenossen, die im Ich, im Egoismus und im Materialismus versinken. Sie müssen merken, dass wir Christus aufnehmen, ihn und seine Botschaft weitergeben und zu Taten bereit sind, die uns als eine dienende Gemeinschaft erkennen lassen.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
wir kommen zur Eucharistie zusammen. Wir tun etwas, was vielen unverständlich erscheint, worauf man aber nicht verzichten darf. Wir versammeln uns um den Alter als eine Gemeinschaft, die sich zum Dienst am Nächsten, zur Liebe gegenüber den Feinden, zur Vergebung 77 Mal, zum Frieden bekennt und verpflichtet. Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt, die Botschaft Christi in unserem Leben umzusetzen und für viele eine Einladung zur Begegnung mit Christus zu sein.