Osternacht – Wir feiern das Leben

In der Predigt der Osternacht stellte Pfarrer Dadas die Frage: „Wo spüren wir das Leben?“. In der Gemeinschaft des Kaufrausches, oder wenn wir die Gemeinschaft der Christen erleben?
In seinen Osterwünschen wünschte er der Pfarre ein Herz aus Fleisch und nicht aus Stein (nach Ez 36,26). Ein Herz das für Gott schlägt, und das der Tod nicht besiegen kann!

Fotos: Wöginger
       
       
         

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Liebe Schwestern, liebe Brüder,

wir feiern das Fest des Lebens.

Aber wenn wir uns in der Gesellschaft umschauen, werden wir feststellen müssen, dass das Leben und vor allem das Lebensgefühl sehr unterschiedlich definiert werden.

Für einige unserer Zeitgenossen spielt sich das Leben vor allem in den Einkaufszentren ab. Das Max Center ist noch dabei harmlos. Aber gehen Sie einmal als Beobachter durch die Plus City in Pasching und betrachten die zufriedenen und entspannten Gesichter der Erwachsenen, wenn sie eine Pizza verschlingen oder die Kinder, wenn sie sich in einem Hamburger verbeißen und als Nachspeise das Sackerl mit den Pommes leeren.

Für andere, besonders jüngere Mitbürger, bedeutet das Leben eine Party. Die alle Sorgen übertönende Musik, eine Flasche Bier in der Hand, ein Paar Gesichter, die mich nicht herausfordern, sondern die wie ich die Ablenkung vom Alltag suchen, reichen scheinbar um ein neues Lebensgefühl aufkommen zu lassen.

Wieder andere spüren das Leben so richtig erst in der Ferne. Die Liege am Pool eines Ferienclubs, die textilfreien Körper, die Sonne, die bereits nach zwei Tagen die Haut in Mitleidenschaft zieht und sie in der Nacht so richtig spüren lässt, das Büffet, das es ermöglicht, zwei Mal mehr zu essen als gesund und von daheim gewohnt ist.

Ein pures, pulsierendes Leben, nicht viel anders als vor 2000 Jahren als Christus verurteilt, auf Golgota geführt und ins Grab gelegt wurde. Denn auch damals am Tag seines Verrates und seiner Hinrichtung waren Menschen mit dem Leben beschäftigt. Sie machten Besorgungen, weil nicht nur der Sabbat vor der Tür stand, sondern auch die Feiertage, an denen die Familie versorgt werden wollte. Im gewöhnlichen Alltag, im Vorbeigehen an der Menge, die sich am Leben erfreute, starb Jesus, damit wir das Leben haben.

Wir feiern das Fest des Lebens.

Aber wo steckt mehr Leben?

In der Masse, die sich an einer Semmel, die mit einem Stück Rindfleisch, Käse und ein wenig Ketschup gefühlt ist, begeistert – oder in ein paar Kindern, die mit ihren Eltern zur Todesstunde Jesu zur Betrachtung seines Kreuzweges kommen?

Wo ist mehr Lebensgefühl?

Bei einer Party, die berauschen und den Alltag vergessen helfen sollte, oder in der Gemeinschaft der Menschen, die sich vor dem Kreuz verbeugt, weil es vor zwei Tausend Jahren fast niemand getan hatte?

Wo ist mehr Leben?

Am Strand der Karibik, in der Stille, die nur noch durch das Plantschen des Wassers unterbrochen wird oder in der Stille der Kapelle, in der das Grab Jesu aufgebaut wurde?

Wo ist mehr Lebensgefühl?

Dort, wo ich an hunderten Fremden vorbeigehe, sie freundlich anlächle, oder sie hinter der Sonnenbrille versteckt beobachte oder dort, wo ich einem einzigen die Hand halte, wenn ich beim Osterbesuch mit einem bunten Ei bei jemand vorbeischaue?

Das Leben wird sehr unterschiedlich wahrgenommen und sein Wert wird nicht selten verzerrt.

So ist nicht verwunderlich, dass einige die gesellschaftlichen Zwänge als Freiheit betrachten, dass andere mit Geld die Liebe bemessen oder wieder andere in der Betrachtung eines Schoko-Osterhasen eine Begegnung mit Ostern sehen wollen.

In diese Spannung platzt die Auferstehung Christi hinein. Der Gekreuzigte lebt, nicht um diese Spannung mit Gewalt aufzulösen, sondern um friedlich möglichst viele Menschen vom wahren Leben zu überzeugen.

– vom Leben, in dem ein Mensch sich nicht versklaven lässt, weder vom Kaufrausch, noch vom Freizeitzwang;

– vom Leben, in dem das Böse nicht als Gut verkauft, sondern beim Namen genannt und verurteilt wird;

– vom Leben, in dem zuerst der Mensch mit seinen Sorgen und Nöten zählt;

– vom Leben, in dem die Hände statt zu Fäusten geballt zum Friedensgruß ausgestreckt werden;

– vom Leben, in dem die Schöpfung eine Chance bekommt, noch viele Generationen zu erfreuen;

– endlich vom Leben, das mit dem Tod nicht endet, sondern in Gott die Vollendung findet.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

in der Lesung aus dem Buch Ezechiel haben wir heute gehört: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ (Ez 36,26)

Ich wünsche uns allen, dass unser Herz von Fleisch ist. Ich wünsche uns, dass es Gott fühlt, dass es für ihn schlägt und auch für ihn bluten kann. Denn Menschen mit einem solchen Herzen kann der Tod nicht besiegen. Ihnen ist bereits hier die Fülle des Lebens zugesagt und in Ewigkeit das wahre Leben mit dem Auferstandenen versprochen.