Einer der zentralen Sätze der Predigt zu Fronleichnam von Pfarrer Slawomir Dadas: „Fronleichnam ist ein Fest, an dem wir bezeugen, wer unsere Lebenskraft ist, wer unseren menschlichen Motor antreibt und wer ihm die Energie spendet.“
Bilder der Fronleichnamsprozession
Predigt zum Ausdrucken
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
da unser Fronleichnamstag unter dem Motto „Gott – die Kraft unseres Lebens“ steht, möchte ich Sie einladen, über den Begriff Kraft nachzudenken.
Laut Wörterbücher ist die Kraft eine physikalische Größe, die den Körper beschleunigen, verformen und seine Energie verändern kann. Im alltäglichen Leben wird sie uns besonders im Zusammenhang mit den Kraftfahrzeugen bewusst. Es macht schon einen Unterschied, ob ein Auto mit einem 50, 90, oder 120 PS starken Motor ausgestattet ist. Diese Einheiten bedeuten die Leistungsfähigkeit, die aber erst im Zusammenhang mit dem Kraftstoff zur Wirkung kommt. Denn ohne ihn kann ein Motor die Leistung nicht bringen.
Wenn wir dieses Bild auf uns selbst übertragen, werden wir feststellen, dass jede und jeder von uns wie ein Motor ist, mit einer bestimmten Leistungsfähigkeit. Dabei geht es mir nicht so sehr darum, wer viel arbeiten kann: sechs, acht oder zehn Stunden am Tag. Ich bewerte auch nicht Ihre Muskelkraft und Ihre Kondition, die durch ein hartes Training angeeignet werden. Mir geht es um die menschliche Leistungsfähigkeit und um den Kraftstoff, den jeder braucht, um sie umsetzen zu können.
Wenn wir in der heiligen Schrift lesen, werden wir feststellen, dass Gott uns gut und mit vielen geistigen PS ausgestattet hat. Bereits seit der Schöpfung wissen wir, dass der Mann und die Frau als das Abbild Gottes gemacht wurden. Vom Anfang an sind wir mit dem Vertrauen beschenkt worden, die Erde zu bebauen, zu gestalten und zu entwickeln. Gott wollte sicher, dass wir mit ihr sorgfältig und herzlich umgehen. Wenn wir uns aber umschauen, müssen wir feststellen, dass nicht alle Kräfte, die rundherum wirken, positiv sind. Einige „menschliche Motoren“ beuten sie aus, damit ein paar wenige möglichst viel haben, auch wenn deswegen andere um ihre Existenz kämpfen müssen. Einige zerstören sie und den Frieden zwischen den Völkern, um Einfluss zu gewinnen. Ich bin überzeugt, dass jene weder von dem Kraftstoff getrieben sind, den uns Gott vom Anfang an einhauchte, noch von dem, den uns Jesus beim Letzen Abendmahl hinterließ und auch nicht von dem, der zu Pfingsten über die junge Kirche ausgegossen wurde. Ihr Treibstoff sind Gier, Egoismus, Geltungsdrang, Lust an der Macht und am Besitz.
Wir versammeln uns zu Fronleichnam um den Kraftstoff, der uns zu besonderen Menschen formt und neue Energie für das Leben aus dem Glauben verleiht. Wir gehen hinaus auf die Straßen mit Jesus, in der Gestalt des Brotes, weil wir bekennen, dass er uns zum Guten antreibt, zu einem Leben, das von Gott gewollt ist. Unsere Motoren sind nicht immer die lautesten in der Gesellschaft, sie sind nicht getunt, um anzugeben und nicht frisiert, um besser als die anderen da zu stehen. Sie bewegen uns mit der Kraft Gottes, die uns zu solchen Zielen führt, wie Vergebung, Frieden, Mitgefühl und Nächstenliebe. Denn Gott verformt uns und schenkt uns die notwendige Energie, damit wir unserer christlichen Berufung entsprechen können.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Fronleichnam ist ein Fest, an dem wir bezeugen, wer unsere Lebenskraft ist, wer unseren menschlichen Motor antreibt und wer ihm die Energie spendet. Es ist ein Fest an dem wir bekennen, dass wir aus Gott leben, der es gut mit den Menschen meint und sie durch seine Gaben – wie die Eucharistie – oder durch seinen Geist begleitet. Ich wünsche uns allen, dass es uns immer besser gelingt, ihn als unseren Kraftstoff in unserem Leben zu integrieren. Ich wünsche uns, dass wir es zulassen, dass uns die himmlische Speise – das heilige Brot – nährt und verformt zu Menschen, die den Plan Gottes erfüllen und die Welt nach seinem Willen verändern.