„Von Gott getragen“ war das Thema der Krankenmesse mit der Möglichkeit zur Krankensalbung, die zum ersten mal im Rahmen einer Sonntagsmesse gefeiert wurde.
Dank der ermunternden Worte von unserem Pfarrer Dadas und der festlichen Musikbegleitung des Chores , wurde dieser Gottesdienst für alle eine berührende Feier.
Text: Anna Strasser (FA Soziale Dienste)
Fotos: Wöginger
Pfarrer Dr. Slawomir Dadas,
27.Juni 2010, Krankenmesse
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
jung, schön und reich heißen die Hauptworte unserer Zeit. Eine Menge an Medikamenten, Kurangeboten und Therapien und natürlich die Hausmittel gegen Wehwehchen jeder Art könnten den Menschen vermitteln, dass jedes Leiden nur vorübergehend ist, ein Übel von dem man selbstverständlich erlöst werden kann. Die Informationen von den immer älter werdenden Mitbürgern, statistische Daten über die anhaltende Fitness bis ins hohe Alter bestärken einige in der Überzeugung, dass der Mensch gesund leben und vielleicht sogar gesund sterben sollte. Mit der Gebrechlichkeit, mit den abnehmenden Kräften, mit der Hilfsbedürftigkeit tun sich viele schwer, so dass es immer wieder Diskussionen gibt über den Wert eines schwer angeschlagenen, nicht selbstständigen Lebens. Der christliche Zugang zur Krankheit ist grundlegend ein anderer. Sie ist ein fixer Bestandteil der noch nicht erlösten Wirklichkeit. So lange wir hier auf der Erde leben, werden wir mit einer nicht perfekten Welt konfrontiert, mit Bedürftigkeit, mit Angewiesen sein auf die anderen, mit der Erfahrung der brüchigen Existenz. Aus dieser Sicht gehört die Krankheit und die Schwäche zu uns und ist weder eine Strafe Gottes, noch ein Fluch des Schicksals, sondern eine besondere Herausforderung für einen persönlich und für die Umgebung.
Im heutigen Evangelium haben wir von einer schweren Behinderung – von der Blindheit – gehört und von verschiedenen Reaktionen auf den Heilungswunsch des Betroffenen. Von Bartimäus wissen wir nicht viel. Wir wissen, dass ihn die Krankheit an den Rand der Gesellschaft drängte und zum Bettler machte. Er hatte sicher bereits solche Lebensfasen hinter sich, in denen er sich selbst und die ganze Welt verfluchte und alles in Frage stellte: Warum gerade er, warum so schwer getroffen? In seiner hoffnungslosen Situation ergreift er die Chance, als er hört, dass Jesus vorbei kommen sollte und schreit sich seine Seele aus dem Leib. Vielen gefällt sein Verhalten nicht. Viele sind gekommen, um den neuen Propheten zu sehen und die Schreie stören ihre Sensationslust, weil sie die Worte des Wundertäters übertönen. Jesus geht aber an ihnen vorbei und gerade auf den zu, der scheinbar ein gesellschaftlicher Störfaktor ist. Ein Niemand wird angesprochen und darf sich etwas wünschen. Denn für Jesus zählt nur der Mensch, auch wenn er nicht dem Siegertyp der gesellschaftlichen Vorstellung entspricht: der Mensch, der zulässt, dass Gott ihm beisteht, ihn begleitet und zum Heil führt.
In diesem Sinne feiern wir auch in der Kirche die Krankensalbung. Wir machen niemandem etwas vor. Wir verharmlosen nichts und tun nicht so, als ob die Krankheit nicht so schlimm wäre.
Wir wollen anders sein, als die Menge um Bartimäus. Wir wollen uns nicht ärgern, wenn die Kranken schreien und wir wollen niemand in einer Not zum Schweigen bringen. Wir wollen mit Euch beten, dass Gott Euch beisteht und Kraft gibt, dort wo ihr am Ende der Kräfte zu sein scheint. Wir wollen Euch vermitteln, dass wir mitfühlen, dass wir an Euch denken und bereit sind zu helfen, wo unsere Hilfe möglich ist.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
ich wünsche uns allen, dass uns die Krankensalbung sensibel für die Situation anderer Menschen macht. Ich wünsche uns, dass wir bereit sind, wie Jesus besonders denen beizustehen, die uns und unsere heilende Nähe brauchen.