Manchmal ist ein gutes Gespräch mehr wert als ein gutes Essen! Zu diesem Schluss kam Pastoralassistentin Sigrun Savoy in ihrer Predigt zu der Bibelstelle von Marta und Maria.
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Liebe Gottesdienstgemeinde!
Für Marta mag es wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein: Da nimmt sie den umherwandernden Jesus gastfreundlich in ihr Haus auf, rackert sich für ihn ab, steht mit all der Arbeit allein da, weil ihre Schwester Maria nichts Besseres zu tun hat, als einfach dazusitzen und Jesus zuzuhören – und als sie ihrer Empörung Luft macht und sich wegen der Untätigkeit der Schwester vorwurfsvoll und um Unterstützung bittend an Jesus wendet, da entspricht er nicht nur nicht ihrer Bitte, sondern sagt ihr klipp und klar, dass sie die falschen, die Schwester aber die richtigen Prioritäten setzt. Ganz schön undankbar und verständnislos, dieser Jesus. Ob es Marta reut, ihn als Gast bei sich aufgenommen zu haben?
Stellen wir uns einmal vor, Jesus hätte sich im Sinne Martas verhalten; er hätte ihr geantwortet: „Oh, es tut mir leid, dass ich übersehen habe, wie viel Arbeit du bewältigen musst, und dass ich deine Schwester mit meinen Reden davon abgehalten habe, dir zu helfen. Ich will mich ein wenig zurückziehen, damit ihr beide dann den Rest gemeinsam erledigen könnt. Deine Schwester wird dir sicher gern zur Hand gehen.“ Wir merken: Bei dieser Version kippt die Geschichte in die Belanglosigkeit und nichts an ihr ist des Aufschreibens wert. Jesus wäre dann der nette, höfliche, verständnisvolle Gast und sein Besuch im Hause der beiden Schwestern eine harmlose Episode, die keinerlei Spuren hinterlässt.
Doch so, wie die Geschichte bei Lukas überliefert ist, kommt es zu einer echten Begegnung zwischen Jesus und Marta, nach der diese wohl eine andere ist als zuvor. Im Wort Begegnung steckt das Wort „gegen“ – Begegnung im echten Sinne schließt das Gegeneinander-Stehen, die Konfrontation nicht aus, sondern ein. Aber es geht dabei nicht darum, Gegnerschaft festzustellen, sondern miteinander klar zu sehen und weiterzukommen.
Wir beobachten zwei Schwestern, die mit dem Besuch Jesu sehr unterschiedlich umgehen. Marta, vielleicht die Ältere von beiden, ist ein Inbild sozialer Tugenden: gastfreundlich, treu sorgend, keine Mühe und Arbeit scheuend und rastlos tätig, wenn es um das Wohl anderer geht. Ein solcher Mensch kennt oft nur die Plackerei um der anderen willen, er geht in dieser Rolle geradezu auf, findet darin (Selbst-)Bestätigung, Anerkennung und Identifikation. Doch nur allzu leicht verliert er über seinen tagtäglichen Mühen aus den Augen, dass es auch noch anderes gibt als Stress, Hetzerei und Arbeitsüberlastung; dass sie zwar zum Leben dazugehören, aber nicht das Wesentliche ausmachen. Untergründig spürt ein solcher Mensch oft sehr wohl, dass die Gewichtungen nicht stimmen in seinem Leben, dass er immer wieder im Vorläufigen stecken bleibt und nie zum Eigentlichen kommt.
Das ist auch bei der biblischen Marta deutlich zu erkennen: Sie steht unter dem Diktat der Arbeit, fühlt sich frustriert und überlastet – nur so ist ihre vorwurfsvolle Haltung gegenüber ihrer Schwester zu erklären. Möglicherweise verspürt sie auch Neid auf die innerlich freiere Maria, die Arbeit Arbeit sein lassen kann und stattdessen das in dieser Situation einzig Richtige tut: So intensiv wie möglich die kostbare Zeit, die Jesus in ihrem Haus
verbringt, zu nutzen, indem sie ganz präsent und ganz aufmerksam seine Nähe in sich aufnimmt.
Auch in unserer Pfarre gibt es viele, die sich in Maria und Martha wieder finden. Jede und jeder von uns hat etwas von Beiden!
Ich war diese Woche am Jungscharlager, dort bin ich vielen Marthas und Marias begegnet. Es war schön zu sehen wie sich die Jungscharleiter und die Köchinnen und Köche um die Kinder gesorgt haben!
Dabei ist für Kinder wichtig, dass sie etwas gutes zum Essen bekommen aber oft wichtiger ist, dass ihnen jemand zuhört.
Mir sind die vielen Kochsendungen im Fernsehen eingefallen, die vielen perfekten Dinner, die viele Arbeit die hier geleistet wird, damit die Gäste schön und gut essen! Dabei frage ich mich manchmal was einen guten Gastgeber ausmacht? So ein super Essen mit vielen Gängen, gut aufeinander abgestimmt, ist schon was Feines! Aber der oder die Gastgeberin hat wenig Zeit für die Gäste! Die Gäste müssen sich untereinander unterhalten.
In unserer heutigen Evangeliumsstelle gibt es nur einen Gast, einen der etwas zum erzählen hat und zwei Gastgeberinnen!
Lukas zeigt uns in diesen zwei Frauen, dass wir uns manchmal entscheiden müssen.
Ich glaube es ist wichtig den Gast in die Mitte zu stellen!
Ich glaube es ist gut für andere da zu sein, sie zu bewirten und für sie zu kochen, aber manchmal ist es besser ihnen zu zuhören!
Vielleicht will Lukas uns das lehren! Besonders wichtig sind die Worte Jesu, diese können wir in den Evangelien hören, und seine Geschichten können wir weiter erzählen! Nehmt euch Zeit zum Zuhören und erzählt seine Geschichten weiter!