„Werdet nicht übermütig, wenn es euch gut geht, wenn ihr genug zu essen habt und in schönen Häusern wohnt, wenn eure Herden wachsen, euer Gold und Silber und all euer Besitz sich vermehrt. – Vergesst dann nicht den Herrn, euren Gott!“ (Dtn 8,7ff)
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Meine Predigt heute möchte ich in erster Linie auf die erste Lesung aus dem Buch Deuteronomium beziehen.
„Werdet nicht übermütig, wenn es euch gut geht, wenn ihr genug zu essen habt und in schönen Häusern wohnt, wenn eure Herden wachsen, euer Gold und Silber und all euer Besitz sich vermehrt. – Vergesst dann nicht den Herrn, euren Gott!“ (Dtn 8,7ff) So haben wir in der Lesung gehört.
Wir leben im Wohlstand. Es geht uns gut. Den meisten zumindest. Das ist auch gut so. Wenn man die Bibel ungenau liest, könnte man denken, Reichtum sei etwas Schlechtes, etwas, wovon Christen besser nicht zu Viel haben sollten – aber das steht so nicht in der Bibel. Im Gegenteil: Gerade das Alte Testament hat Reichtum und Wohlstand auch immer als Segen Gottes gesehen. Abraham war wohlhabend und mächtig in dem Land, wo Milch und Honig fließt, Hiob bekommt nach seiner Leidenszeit Ziegen, Schafe und Rinder, so dass er reicher war als alle anderen im Land.
Aber wir spüren auch, dass unser Wohlstand auch seine Gefahren mit sich bringt. Der Wohlstand kann leicht zur Falle werden und vergesslich machen.
Vergesslich in der Hinsicht, dass der Mensch nicht mehr bedenkt, wem er eigentlich alles zu verdanken hat. Gott, so scheint es, wird nicht mehr gebraucht in unserer Gesellschaft. Je besser es uns geht, umso weniger braucht man ihn. Man bekämpft ihn nicht. Man vergisst ihn einfach. Er kommt nicht mehr vor im Lebensgefühl vieler Menschen.
Ich bin weit davon entfernt zu sagen, „es muss den Leuten wieder schlechter gehen – dann werden sie schon wieder zu Gott finden.“ Ich finde es zynisch und menschenverachtend so zu reden.
Nein: Es soll uns und es darf uns gut gehen – aber trotzdem – oder gerade deswegen – sollten wir dabei auf Gott nicht vergessen.
Eine Welt, die von Menschen bestimmt wird, die auf Gott vergessen haben, denen Gott nichts mehr bedeutet, verliert meines Erachtens ihren Bezugspunkt, von dem her alles in eine richtige Ordnung kommt, an dem alles hängt.
Auch der einzelne Mensch selbst – der auf Gott vergisst – gerät in Unordnung, verliert das Gleichgewicht. Verstrickt sich in seinen eigenen Interessen und sieht nicht mehr, was das Ganze für einen Sinn haben soll. Immer mehr werden nicht mehr fertig mit ihrem Leben, scheitern, verzweifeln – obwohl sie alles haben, sich alles leisten können. Sie scheitern vielleicht gerade deswegen, weil da nichts mehr ist – in ihnen – das alles zusammenhält, das allem Sinn gibt und Ordnung.
Liebe Mitchristen!
Wir feiern Erntedank. Und das soll keine routinemäßige Pflichtübung für uns sein – so nach dem Motto „alle Jahre wieder“ – dieses Fest soll uns helfen, uns immer wieder richtig „einzuordnen“. Einzuordnen Gott gegenüber, dem wir unser Leben verdanken, von dem wir das Geschenk des Lebens annehmen.
Vergesst nicht den Herrn, euren Gott, in eurem Wohlstand!
„Der Herr, euer Gott, wird euch in ein schönes und fruchtbares Land bringen. Ihr werdet keinen Mangel kennen und es wird euch an nichts fehlen. Ihr werdet euch satt essen können und werdet dem Herrn eurem Gott aus vollem Herzen danken für das gute Land, das er euch gegeben hat.“ So spricht Mose zu seinem Volk.
Wir leben in einem schönen Land – bei allen Problemen, die es gibt – es geht uns gut. –Aus vollem Herzen wollen wir Gott dafür danken.
Und: Ihn nicht vergessen.
Als Christinnen und Christen sind wir aufgerufen immer wieder Erntedank zu halten. Sich zu erinnern, wenn sich etwas zu Ende neigt, sei es ein Jahr, ein Monat, oder auch am Ende des Lebens.
Danke – bei und trotz allem was noch offen geblieben ist: Danke zu sagen für das, was gelungen ist, was uns geschenkt wurde.
Es gibt so viele Gründe, dankbar zu sein, den Menschen und Gott.
Ich meine, jeder wird eine Menge Gründe finden, die uns einfach dankbar sein lassen: Die Liebe und Treue des Partners z. B., seine Geduld, die vielen kleinen Aufmerksamkeiten, jedes gute Wort.
Die Freude, die man an den Kindern hat, den Enkelkindern.
Die Liebe, das Verständnis und die Geduld, die die Eltern den Kindern entgegenbringen. Sogar der Kranke kann Grund zum Danken finden:
Für die liebevolle Pflege im Krankenhaus oder zu Hause. Für die Besuche von Nachbarn und Freunden, für jeden aufrichtigen Trost.
Für die vielen, unscheinbaren Begegnungen, die unser Leben bereichern – kann man dankbar sein. Für ein freundliches Lächeln, für einen Gruß, für ein Gespräch, für das Zuhören eines Freundes, für die Hilfsbereitschaft, die man erfahren darf.- Gott sei Dank- Heute wollen wir es ganz bewusst sagen:
– für alles, was uns leben lässt.
In diesem Sinne wollen wir miteinander die Eucharistie feiern und all unserer kleinen Danksagung in die große Danksagung einfließen lassen. Amen
Niko Tomic