Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten.
Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.
Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.
Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen. Lk 21, 16-19
14. November 2010,
33. Sonntag i. Jkr.
Lk 21,5-19
Was wir eben gehört haben ist unangenehm, ja scheußlich. Es schockiert, es beunruhigt. Hinweise auf das endgültige Ende, von dem doch keiner hören will. Aber was schockiert denn da wirklich, stünde es nicht so unerwartet im Evangelium. Wir sehen, hören und lesen die Dinge wie selbstverständlich täglich im Fernsehen, Radio oder in den Zeitungen.
Neben all den schrecklichen Bildern und Katastrophenberichten steht aber noch mehr im Evangelium: „Lasst euch dadurch nicht erschrecken! Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“
Das heißt, bei all dem Furchtbaren, das vorhergesagt wird, bei all dem Schlimmen, das passiert, lässt Jesus uns nicht allein. Er ist und bleibt bei uns.
Wenn wir standhaft sind.
Damit ist nicht nur die Treue im Glauben gemeint, sondern auch, dass wir dazu stehen, dass wir versuchen, dem Geltung zu verschaffen, was Jesus gelehrt und uns vorgelebt hat.
Wir alle wollen Gerechtigkeit, wir alle verlangen nach Gerechtigkeit. Und wir leben in einer Welt, in der so viele Menschen diese Gerechtigkeit nicht erfahren, weil sie unterdrückt sind, weil sie ausgebeutet werden. Weil sie von einem Ort an den anderen vertrieben werden.
Gerecht ist unsere Welt nicht. Aber nicht nur in Afrika, oder in Asien, auch hier bei uns, hier neben uns ist sie nicht gerecht. Mit dem Verlangen nach Standhaftigkeit fordert Jesus von uns, dass wir nicht wegsehen, dass wir uns betroffen machen lassen und dass wir das unsere beitragen, dass Gerechtigkeit schon in dieser Welt möglich wird.
Im Blickpunkt der heurigen Elisabeth Sammlung der Caritas steht das Wohnen. Tatsächlich, in unserem Österreich, nachweislich einem der reichsten Länder Europas, gibt es Menschen, die frieren müssen. Frieren, weil sie es sich nicht mehr leisten können, einzuheizen. Am meisten betroffen davon sind, wie so oft, Frauen. Alleinerziehende Mütter, die oft wenig verdienen, weil sie wegen der Kinder keine Vollzeitarbeit annehmen können. Darf ich ihnen ein paar Zahlen vorlegen? In den letzten 15 Jahren sind die Gehälter um 28 % gestiegen, die Mieten aber um 84 %, haben sich also fast verdoppelt. Die Caritas unterstützt jährlich ca. 12.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher in existentiellen Notlagen. Der Aufwand, den diese Menschen für Wohnkosten tragen müssen, ist in 10 Jahren von 33 % auf 42 % des Einkommens gestiegen! Durchschnittlich muss also aus dem ohnehin wenigen Geld, das zur Verfügung steht, bald die Hälfte nur für das Wohnen ausgegeben werden. Dazu passt die Meldung dieser Tage, dass der Heizkostenzuschuss des Landes Oberösterreich für bedürftige Menschen von 6,7 auf 4 Millionen Euro gekürzt wird. Der Leiter des Landesrechungshofes feiert das als Erfolg seiner Institution.
Dass diese Zahlen und Erfahrungen nicht aus der Luft gegriffen sind, nicht übertrieben sind, das sehen wir auch hier in unserer Pfarre. Bei den meisten Menschen, die bei uns um Hilfe bitten, geht es um das Wohnen, um Miete, Strom, Gas, Heizung.
Einer der Slogans für die Elisabethsammlung ist „Deine Spende wärmt Leonie“. Lassen Sie uns versuchen, das wahr zu machen. Niemand soll frieren müssen neben uns.
Keine Frage, es ist ein riesengroßer Berg, der vor uns liegt, wenn wir all die Not der Welt betrachten. Aber das ist kein Grund, deshalb zu resignieren. Christlicher Optimismus ist angesagt. Und den brauchen wir uns nicht einzureden. Er ist begründet gerade in diesem sonst so düsteren Evangelium. Am Ende, verspricht uns Jesus, werden wir das Leben gewinnen.