„Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht. Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an“. (Röm 13, 12-14)
1. Adventsonntag
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
der Advent ist eine Zeit der Geschichten. Ich möchte Ihnen eine solche erzählen. Sie muss nicht wahr sein, aber sie soll Sie zum Nachdenken bringen und unser heutiges Thema „zurück zu sich selbst“ plakativer machen.
Es war einmal in den 60er Jahren, dass die Erde von einer fremden Zivilisation besucht wurde. Ihre Vertreter kamen aus der Galaxis „Who-is-who“, weil sie in einem alten Buch gelesen haben, dass es auf dem blauen Planeten ein gutes Leben gibt. Sie kamen nicht, um die Erde zu erobern, oder um einen neuen Lebensraum zu gewinnen, sondern sie wollten von den Menschen das gute Leben lernen. Von der amerikanischen Regierung bekamen sie die Bewilligung, zehn zufällige Personen fünf Jahre lang zu beobachten und danach psychologisch zu untersuchen. Die Außerirdischen haben ihr Experiment allerdings schon nach zehn Monaten abgebrochen und die Erde verlassen. Manche Insider wissen den Grund für den Rückzug: Keiner von den zehn Probanden vermittelt das Gefühl, mit sich selbst und mit dem eigenen Leben richtig zufrieden zu sein. So gab es für die außerirdischen Besucher hier nichts über das gute Leben zu lernen.
Irrt das alte Buch – die Bibel –, in der steht, dass alles, was auf der Erde wächst und sie belebt, gut gemacht ist? Ist das nicht wahr oder ist zwischen der Schöpfung und der Gegenwart etwas passiert, was dem guten Leben im Weg steht?
Einige meinen, dass sich der Mensch von der Schöpfungsidee Gottes weit entfernt hat und aus dieser Not anfing, eigene Bilder von einem guten und wertvollen Leben zu entwickeln.
So passiert es nicht selten, dass ein Mensch sich einreden lässt, er sei nur so viel wert ist, so viel Macht er besitzt. Wer daran glaubt, lebt, um möglichst viel zu beherrschen. Manchmal übernimmt jemand die Meinung, dass Reichtum und Besitz über den Wert seines Lebens entscheiden. Ein solcher Mensch lebt, um mehr als andere zu haben. Oder eine andere hat den Glauben übernommen, dass sie nur dann etwas bedeutet, wenn sie berühmt ist – und sie lebt, um von anderen gesehen zu werden.
Die Vertreter der „Who-is-who“-Zivilisation wurden von diesen Haltungen nicht angesprochen und lehnten sie ab mit der Begründung: Wir suchen niemand, der von einem Drang getrieben ist, jemand anderer sein zu wollen, als er in Wirklichkeit ist. Wir suchen intelligente Wesen, die glücklich sind, weil sie sich selbst annehmen und hochschätzen können.
Sie suchten die Ursprungsidee Gottes und fanden sie nicht, weil der Mensch sich von ihr entfernt hatte. Es bleibt nur noch die Frage, ob es einen Weg zurück ins Paradies gibt? Kann man die Urordnung wiederherstellen?
Die Antwort ist einfach: Zurück zur Krippe, zurück zu sich selbst.
Dort, wo ein Mensch sich als wertvoll erfährt, weil er lebt und nicht weil er besitzt – dort ist das Leben wieder gut.
Dort wo ein Mensch sich angenommen weiß, weil er Mensch ist und nicht weil er die Erwartungen der anderen erfüllt – dort ist das Leben gut.
Dort, wo ein Mensch am Teilen, am Vergeben, am Annehmen Freude hat, dort ist das Leben wieder gut.
Dort, wo ein Mensch im Beschenken, im Aufbauen, im Miteinander den Sinn des Lebens sieht – dort ist das Leben gut.
Weg vom aufgeblasenen Scheinleben – zurück zur Krippe, zurück zu sich selbst!
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Gott hat den Menschen, also auch dich, gut gemeint. Du bist gut, nicht um Leistung zu erbringen, sondern um das Geschenk des Lebens auszukosten. Du bist gut, weil du das Abbild des Schöpfers bin, der mit dir geht und dich begleitet, weil er dich liebt.
Ich wünsche uns Mut und Kraft, um uns auf den Weg ins Paradies zu machen, das in der Krippe und in dir selbst immer wieder aufleuchtet.
Slawomir Dadas
Pfarrer
Ein Gedanke zu „Zurück zur Krippe – zurück zu sich selbst“
Einsteigen in den Advent!
Die Predigt ist eine gute Einladung. Zuerst und vor allen andern bin ich von Gott wertgeschätzt und gewollt – ich bin recht, so wie ich bin, ohne etwas zu müssen. Ausgehend von dieser Erfahrung werde ich dann auch etwas wollen. Ein Wollen, dass aus einer Sehnsucht entsteht, Antwort zu geben auf den Ruf „Du wirst…“
Als Ausdruck dessen, dass der Ruf Gottes uns nicht verzwecken will, sondern die Antwort auf die eigene Sehnsucht ist, können wir am 8. Dezember bewusst Feiertag halten!
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