Nicht um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (Mk 10,45)
In Freude und Dankbarkeit gebe ich bekannt, dass mich Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz SDB am Samstag, 11. Dezember 2010 um 9.30 Uhr im Linzer Mariendom durch Handauflegung und Gebet zum Diakon weihen wird. Zur Mitfeier der Weiheliturgie lade ich herzlich ein.
Predigt vor der Diakonenweihe am 21.11.2010
Liebe Mitchristen und Mitchristinnen!
Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen heute am Christkönigssonntag etwas von meinem Berufungsweg erzähle.
Immer wieder werde ich gefragt, wie wird man denn und warum wirst du heute Priester, was bewegt einen jungen Mann, Priester zu werden. Auf diese Frage so schnell eine Antwort zu finden, ist nicht so einfach, auch wenn ich schon einige Jahre diesen Weg gehe. Was meine Berufung betrifft, so hat sich bei mir nichts Spektakuläres ereignet. Es war eine Entwicklung von meiner Jugend an.
Aber vielleicht zu Anfang noch einmal einige Setze zu mir selbst und wie ich zu dieser Entscheidung kam. Ich erzähle etwas von meiner Berufung, meinem Werdegang: ich wuchs in einer Familie mit neun Kindern auf. In unserer Familie gehörte Gott einfach zum Leben dazu, und es war z. B. selbstverständlich dass wir Kinder nicht nur Sonntag, sondern auch oft unter der Woche vor der Schule die Hl. Messe besuchten.
Nach der Gesamtschule besuchte ich das klassische Gymnasium in einer Stadt, wo ich zum ersten Mal auf den Menschen stieß, für die Gott nicht existierte und die zudem über die Kirche schimpften. Diese Erfahrung löste in meinem Inneren einen heftigen Kampf aus, eine Auseinandersetzung zwischen Glaube und Unglaube in mir. Ich hatte aber nur meinen Traditionsglauben, und verzweifelt suchte ich nach einer persönlichen Gewissheit der Existenz Gottes. So fing meine Auseinandersetzung mit Gott und Glauben.
Jeder junge Mensch fragt sich, was denn aus ihm einmal werden soll. Die Idee oder Gedanke Priester zu werden kam zu dieser Zeit als ich im Gymnasium war. Warum ich zur diese Idee kam, sind zwei junge Kapläne, die ich damals kannte „schuld“. Art wie sie mit uns jugendlichen umgingen, ihren Überzeugung steckte viele Herzen an, auch meines.
Als ich nach der Matura mein Theologiestudium begonnen habe, war meine Motivation Priester zu werden sehr groß. Damals als 19-Jährige hatte ich so richtig fromme Ideale: ein perfektes geistliches Leben, alles rein, sozusagen Gott und ich. Später bricht die Realität ein in diese Idylle und die Erkenntnis, geistliches Leben ist keine Privatsache.
Wenn ich im Dezember zum Diakon geweiht werde, weiß ich, dass es ein langer Weg war. Im Rückblick auf mein Leben merke ich, wie diese Berufung in mir gewachsen ist. Ich erlebte Höhen und Tiefen des Weges. Die erste paar Jahren des Theologiestudiums war die glaubloseste Zeit meines Lebens. Ich habe alles in die Frage gestellt.
Ich kann heute nicht sagen, dass mein Weg reibungslos verlaufen ist. Er war immer ein wellenförmiges Auf und Ab, ein Fallen und ein Aufstehen. Er war manchmal schön und manchmal anstrengend, mal eben und mal steil. Zeit zu überlegen war genug da. So erlebte ich zwischen durch was Freundschaft und verliebt sein bedeutet. Und so ging mein Weg mit Höhen und Tiefen weiter.
Ich habe es mehrere Male erlebt, dass Gott geschwiegen hat, dass ich nicht gespürt habe, dass er mit mir unterwegs ist. In solchen Situationen hatte ich den Eindruck, es ist alles weg, alles tot, aber wenn man ein paarmal solche Situationen durchgestanden hat, lernt man zu warten.
Doch über allen Zweifeln, Enttäuschungen und Schwächen steht Gott, der immer treu ist. Diese treue Gottes, wie ich sie heute verstehe, besteht darin, dass er mir niemals den Rücken zukehrt, selbst wenn ich ihm meinen Rücken zukehre. Ich habe in meinem Leben erfahren, dass die Sünde kein Hindernis für Gott ist, sondern, ein Weg zu ihm. Er geht auch mit auf Umwegen, hat Geduld, gibt den Menschen nicht auf. Es gibt den Schönen Spruch: „Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade“. Es ist gut zu wissen, dass Gott aus unserem Leben etwas machen kann, auch wenn es nicht wie eine schnurgerade Furche verläuft, sondern dann und wann einige Schlenker darin sind. Er lässt mich wählen. Ich darf, ja ich soll wählen, wenn meine Wahl im Rahmen des Guten liegt.
Auch wenn ich nicht weiß, was morgen sein wird, wie mein Leben in fünf Jahren aussehen wird. Ob ich noch zu dem stehen kann, was ich jetzt für richtig halte, das weiß ich nicht. Meine Zukunft werde ich nie ganz im Griff haben können. Ein Wagnis bleibt jeder Weg. Aber ich glaube und hoffe, Gott wird mit mir unterwegs sein, mich begleiten und mich leiten.
Vor allem bin ich dankbar, dass ich auf diesem Weg nicht allein bin: für meine Familie, meine Freunde für die vielen Menschen, von denen ich weiß, dass sie für mich beten und für jene, die mir immer neu Mut zusprechen und Trost und Freude schenken. Ohne die Hilfe und Begleitung anderer hätte ich vor allem in schweren Phasen kaum auf diesem Weg bleiben können.
Priester zu werden, ist keine Entscheidung, die ich von heute auf morgen fälle. Ich habe mich jahrelang mit dieser Frage auseinandergesetzt. Letztlich ist es eine Berufung. Wenn ich dann bei der Weihe ausgestreckt am Boden liege – vielleicht das ausdrucksstärkste Zeichen überhaupt! -, dann wird deutlich, dass die entscheidende und wichtigste Kraft „von oben“ kommt, von Gott, der uns mit seinem Geist stärken will.
Niko Tomic