Heute kommen wir zur vierten und letzten Station unseres gemeinsamen Adventweges zurück zur Krippe: zurück zu Gott.
Uns selbst zu finden, die Schöpfung wieder zu entdecken und die Beziehung zum anderen, zum Mitmenschen neu zu bedenken waren die Vorarbeiten zu diesem Schritt. Vorbild können uns Maria und Josef sein, die ihr Leben unbeirrt immer direkt auf Gott ausgerichtet haben.
Mt 1,18-24
Ich will nicht behaupten, dass mich diese Stimmung um Weihnachten ganz unberührt lässt. Sie greift einem schon ein bisschen ans Herz. Geht man allerdings den Dingen auf den Grund und liest das Evangelium so, wie es wirklich da steht und nicht so, wie es uns unser Gefühl vorgibt, dann bleibt von Romantik und Lieblichkeit absolut nichts über.
So auch beim eben gehörten.
Da sind zwei junge Leute, die verlobt sind. Das klingt ein bisschen unverbindlich. Tatsächlich war damit die Ehe schon geschlossen und die Frau, nach dem damaligen Recht, Eigentum des Mannes. Die eigentliche Hochzeit bestand nur mehr im Heimholen der Braut und dem Vollzug der Ehe. Josef musste also annehmen, dass ihn seine Verlobte betrogen hat. Da erscheint ihm im Traum der Engel und Josef tut daraufhin, als wäre nichts gewesen und nimmt Maria zu sich.
Von Maria haben wir am 8. Dezember gehört, dass ihr von einem Engel ausgerichtet wird, sie würde den Sohn Gottes gebären. Und die nimmt das einfach so hin, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre.
Ja klar, sind wir versucht zu denken, wenn man solche Wegweiser hat wie die Engel, dann ist’s natürlich leicht, zu glauben und zu vertrauen. So was überzeugt schon. Aber was war wirklich? Josef hat geträumt, sonst nichts. Das war seine ganze Sicherheit. Glauben sie wirklich, dass er sich nicht viele Gedanken gemacht hat, was zu tun sei. Auf die offensichtliche Untreue Marias stand die Todesstrafe. Und für ihn selbst kam noch Beleidigung, Blamage und Ehrverlust dazu.
Und die Begegnung Marias mit dem Engel, die war ja wohl auch irgendwie traumhaft unwirklich. Sie ist danach sicher nicht mit dem großartigen Gefühl stolz herumgelaufen: ich bin die Mutter Gottes. Sie war vielmehr total verunsichert, sie hat nichts verstanden. Sie wird Angst gehabt haben vor der Reaktion ihres Mannes Josef. Und natürlich war ihr die grausame Bedrohung durch das Gesetz bewusst.
Aber beide, Maria und Josef, glauben einfach. Ohne irgendeine Sicherheit. Es ist etwas in ihnen, das sie auf Gott vertrauen lässt. Auf den Gott, der sagt: ich bin bei euch, ich bleibe bei euch, ich gehe mit euch, wenn ihr euch auf mich einlässt
Im Vater unser bitten wir: „dein Wille geschehe“. Meinen wir das ernst? Dann hätten wir die Haltung, die Maria und Josef hatten. Ich hatte und habe mit dieser Bitte so meine Probleme. Gottes Wille geschehe? Da ist Angst dabei, wer will denn schon seinen eigenen Willen, seine eigenen Wünsche aufgeben und alles in die Hand eines anderen legen, auch wenn es Gott ist. Irgendwann habe ich begriffen, dass es nichts Besseres geben kann, als den Willen Gottes – weil es niemanden sonst gibt, der es so gut mit mir meint. Und trotz dieser Erkenntnis fällt es mir immer wieder schwer, loszulassen, mich aufzugeben in den Willen Gottes und auf den selbst gesuchten Weg zu verzichten.
In einer Gegend, die keine Orientierungspunkte bietet, verwenden wir einen Kompass. Das einfache Gerät weist uns zuverlässig die Richtung. Erstaunlicherweise funktioniert so ein Kompass in einem Flugzeug gar nicht so gut. Da ist auf ihn nur dann verlass, wenn man ganz geradeaus mit gleich bleibender Geschwindigkeit fliegt. Bei jeder Kurve oder beim schneller oder langsamer werden, zeigt der Kompass die falsche Richtung. Bei einem turbulenten Flug versagt er daher weitgehend.
Ich bin sicher, wir haben etwas in uns, das uns zu Gott und seinem Willen führen kann wie ein Kompass. So wie in Maria und Josef etwas war, das auf Gott gezeigt hat. Aber im Auf und Ab unseres Lebens, wo es mal hektisch schnell, mal gestresst langsam geht, wo wir von Ehrgeiz und Sorgen, von Alltagslärm und Alltagsdruck wie im Zick-Zackkurs hin- und hergerissen sind, da versagt unser innerer Kompass, genau so wie der in einem Flugzeug. Darum ist es wichtig, zwischendurch immer wieder einmal ruhig zu werden, bei sich zu bleiben und sich nicht von äußeren Einflüssen vertragen zu lassen.
Wenn wir uns so zurücknehmen, dann wird dieser Kompass in uns plötzlich wieder funktionieren und wird uns verlässlich zurück auf den richtigen Kurs bringen. Auf den Weg zurück zu Gott.