In der Ruhe neue Kraft finden

24. und 25. März
Der bisherige Höhepunkt meiner Reise
Es ist ein langer aber schöner Weg zur Romita di Cesi, oft bergauf und wieder hinunter, durch Wälder und kleine Weiler, über eine Alm und auf sehr steinigen Wegen zur Einsiedelei.
Ich freue mich darauf, weil Bruder Bernardino deutsch spricht, doch als ich ankomme, bin ich berührt und fasziniert von diesem Ort.

Durch ein Tor gehe ich in einen riesigen Garten. Auf der einen Seite sind 2 kleine Pferde, Gänse, Ziegen und Schafe.
Auf der anderen Seite viele Obstbäume, überall blühen schon Blumen, an der Hausmauer ist ein Gehege mit Hühnern und es gibt viele Beete für Gemüse.
In der großen Wiese davor, stehen eine Franziskusstatue, ein Steinaltar und ein zugescnittener Baumstamm als Priesterstuhl.Einfache Baumstämme dienen als Kirchenbänke. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus, alles ist so liebevoll und natürlich gestaltet.

Bruder Bernardino arbeitet mit einem Freund im Garten. Freundlich werde ich begrüßt, er zeigt mir meine Zelle zum Schlafen, erklärt mir, wo ich Wasser holen kann und sagt ich soll mich ausrasten nach der langen Wanderung. Ich bin die erste Pilgerin dieses Jahr.

Im Haus ist es so kalt, dass ich zum Ausrasten gleich wieder in den Garten gehe.
Bruder Bernardino lebt hier sehr einfach. Es gibt kein fließendes Wasser und nur in der Kirche und in der Küche gibt es elektrischen Strom aus Sonnenenergie.
Obwohl ich am Abend sehr friere, ( ich habe alles an, was im Rucksack war )beschließe ich einen Tag länger hier zu bleiben.
Ich helfe den Garten umgraben und sammle die abgeschnittenen Äste der Obstbäume, um sie den Ziegen zu bringen.
Um 7 Uhr morgens, um 12 Uhr mittags und um 7 Uhr abends läutet Bernardino mit den Glocken der kleinen Kirche zum Gebet. Dann laufen die 4 Hunde vor die Kirche und heulen wie die Wölfe. Der grosse Hund, er wird Löwe genannt, marschiert dann in die Kapelle und nimmt teil am Gebet. So sitzen wir also zu dritt und beten Psalmen.
Es ist die Verbundenheit mit der Natur und den Tieren, die Lebensweise, in der körperliche Arbeit, Stille, Schweigen und Beziehungen miteinander harmonieren, das mich fasziniert.
Die Romita ist ein Ort der offenen Türen, jeder ist willkommen und kann verweilen so lange er will. Am 2. Tag kommt ein Mann, dem es nicht so gut geht, auch er bleibt über Nacht, arbeitet im Garten mit, ißt und betet mit uns.
Bruder Bernardino hat vor 20 Jahren die völlig verfallene Einsiedelei mit vielen Freunden wiederaufgebaut, er ist nun 72 Jahre und hat diesen Ort mit seiner gelebten Spiritualität geprägt. Er hält keine Predigten, er lässt uns mitleben.

Am 3. Tag ziehe ich weiter, dankbar für diese Erfahrung und fragend was in meinem Leben wesentlich und wichtig ist und wo in meinem Leben, Gott für andere erfahrbar werden kann.

Gabi

Ein Gedanke zu „In der Ruhe neue Kraft finden

  1. Liebe Gabi!
    Verfolge mit Interesse deine Reise. Die Fotos sind sehr schön und man spürt so richtig die Ruhe, den Frieden und die Stille die sie ausdrücken. Ich wünsche dir noch viele schöne und faszinierende Momente des Friedens und der Stille und viele interessante Begegnungen!
    Alles Liebe
    Traudi

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