„Jerusalem soll heißen: Der Ewige ist da!“

Mit diesen Worten endete Franz Strassers szenische Darbietung des Buches Ezechiel, und es dauerte, bis die gebannten Zuhörer die Stille mit ihrem Applaus durchbrachen. Zu schwer lastete das Gehörte noch auf ihren Gemütern.

Mehr als 60 Personen waren der Einladung gefolgt, um den Ewigen und den Propheten Ezechiel zu hören, die der versierte Schauspieler ausdrucksstark auf die Bühne brachte.

Ein Schemel und eine Stehleiter genügten, um die Zuseher und Zuhörer mitzunehmen ins babylonische Exil (in das 597 v.u.Z. Ezechiel mit den Angehörigen der judäischen Oberschicht deportiert wurde), um Gott und Mensch darzustellen.

Immer wieder wendet sich Ewige mit den Worten „Du Mensch“ an seinen Auserwählten, damit er zu seinem widerspenstigen Volk gehe, das sich die Jahre der Verbannung hindurch nicht und nicht um Gottes Weisung kümmert, und soziale Ungerechtigkeit anprangere.  Immer wieder heißt es: „Sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin“ , und Ezechiel geht, tut, wie ihm geheißen, und trägt schwer an seiner Last. Noch ehe er auf der Bühne zu sehen ist, hört man ihn schon klagen: An mich erging das Wort des Herrrn, an mich! Sogar das Liebste (seine Frau) nimmt ihm der Ewige, um dem abtrünnigen Volk in der Verbannung zu verdeutlichen,  dass es das, worauf es am meisten stolz ist, nämlich den Tempel in Jerusalem, bald nicht mehr haben werde, weil er selbst dessen Zerstörung zu übernehmen gedenke.

Aber nicht nur Ezechiel trägt schwer an seiner Berufung (Die Hand Gottes lastet schwer auf mir), auch Gott hat etwas Tragisches an sich: Er droht; immer wieder droht er, und immer wieder lenkt er ein, verschont sein Volk um seines Namens willen.

Franz Strasser hinterließ nicht nur ein aufgerütteltes Publikum, das sich nur langsam von seinen Sesseln erhob und noch eine beachtliche Zeit lang in Gruppen diskutierend beisammen stand, sondern er gab ihm auch die Zusage des Ewigen mit nach Hause, immer da zu sein,    denn: Ich werde das steinerne Herz aus ihrem Körper herausnehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben. Sie werden zum Volk für mich werden, und ich, ich werde für sie Gott sein.

Fotos: Wöginger Reinhold