Die Italiener wissen auch den Sonntag zu feiern
Es ist ein schöner Tag, blauer Himmel, Sonnenschein. Beim Wandern auf den Landwegen, wird mein von Heimweh geplagtes Gemüt, wieder fröhlich und unbeschwert.
Ich besuche die berühmte Abtei der Benediktiner „Farfa Sabina“ und bin ganz überrascht, ob der vielen Menschen die da sind. Viele machen einen Sonntagsausflug hierher. Ein toller Gospelchor gestaltet den Gottesdienst.
Was mir auffällt: In Italien, gehen sehr viele Menschen zur Beichte. In jeder Messe stellen sich Junge und Ältere, Frauen und Männer zur Beichte an.
Nach dem Gottesdienst herrscht in den Wiesen und Parks vor der Abtei reges Treiben. Überall stehen Tische und Bänke, da packen nun alle ihr Mittagessen aus. Manche machen sichs im Gras gemütlich, andere haben sogar ein Tischtuch dabei und decken den Tisch für die Familie. 3 Motorradfahrer lernen mitsammen, ein kleiner Griller wird angeheizt, die Kinder spielen am Spielplatz.
Ich esse mein Käsebrot und geniesse diese bunt zusammengewürfelte Sonntagsgemeinschaft.
Nachmittag gehe ich nach „Fara in Sabina“. Dieser Ort liegt hoch auf einem Hügel mit einer grandiosen Aussicht.
Bei klarer Sicht, heisst es, sieht man die Kuppel vom Petersdom. Bis Rom sind es 50 km. Viele stehen da und staunen über diese Weite.
4. April
Blühende Obstbäume, Zitronen an den Hausmauern, vereinzelt Orangenbäume, Olivenbäume soweit das Auge sieht und Weingärten. In dieser reichhaltigen, für mich ungewöhnlichen Natur, genieße ich meinen vorletzten Tag und gehe nach Moricone.
5. April
Mein letzter Wandertag und was mir so durch den Kopf geht
Es war eine gute Zeit, manchmal herausfordernd und anstrengend, mit vielen besonderen Eindrücken und Erlebnissen.
Ich habe viel über Franziskus erfahren, nicht nur geschichtliches, sondern vor allem ein Nachempfinden seiner Naturverbundenheit, seiner radikalen Lebensumstellung vom reichen Kaufmannssohn zum asketischen, mystischen, demütigen Menschen.
Die vertrauten Alltagswege eine Zeitlang verlassen und unterwegs sein auf neuen Wegen haben sicher meinen Horizont erweitert.
Bewegung bringt mich weiter, an neue Orte, zu neuen Menschen.
Ich möchte auch zu Hause in Bewegung bleiben, in meinen Beziehungen, in meinem Denken und Glauben und in meiner Arbeit.
Sich Zeitlassen am Weg, ist wichtig, Pausen machen, Wahrnehmen mit allen Sinnen, denn das Ziel am Abend ist nicht das Ziel des Tages.
Durch die Erfahrungen des Alleinseins, auch der Einsamkeit, ist mir bewusst geworden, wie wichtig Gemeinschaften in ihren vielfältigen Formen sind.
Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten bekommen, wie z.B.Durchhaltevermögen, Flexibilität oder sich zurechtfinden in einem fremden Land. Ja, ich bin sicher auch fitter geworden, durch das tägliche Gehen. Natürlich sind mir auch immer wieder meine persönlichen Grenzen klar geworden.
Italien, dass habe ich erfahren ist ein sehr vielfältiges Land, mit wunderbarer Natur, schmucken Orten und Städten, aber auch mit viel Müll.
Ich hab mich jeden Tag von Gott begleitet gewusst, seine Nähe erfahren und deswegen vertrauensvoll gehen können.
Und ich danke allen, die mich von zu Hause aus begleitet haben. Meinen Arbeitskolleginnen, meinen Freunden, allen die mir auf der Homepage geschrieben haben oder per Mail, allen die für mich gebetet haben und besonders meiner Familie. Herbert war jeden Tag für mich da,und es war immer eine besondere Zeit, wenn wir per Skyp geredet haben.
Am Wochenende schick ich euch noch ein paar Abschlussfotos von Rom.
Gabi