Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche und damit die direkte Vorbereitung auf das Osterfest. Heute begegneten wir dem Friedenskönig, der sich von „Quotenkönigen“ unserer Welt deutlich unterscheidet.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
wir leben in einer Zeit, in der über den medialen Erfolg die sogenannten Quoten entscheiden. Eine Fernsehsendung wird nur dann fortgesetzt, wenn sie von einer ausreichenden Menge angeschaut wird. Es ist schon öfters passiert, dass eine abgesetzt wurde, weil sie zu wenig Anklang bei den Zuschauern fand.
Als eher schwacher Fernsehkonsument kann ich damit leben. Meine Bedenken habe ich aber, wenn sich diese Haltung auch in anderen Bereichen des Lebens finden lässt. Es wäre gefährlich, wenn sich die Politik nur noch nach Quoten richten und ausschließlich dem nachgehen würde, was die kurzfristigen Bedürfnisse der Wähler sind. Es wäre ein Verrat an der Botschaft, wenn die Kirche vor allem die Zustimmung einer ausreichenden Menge suchen würde, statt sich zu fragen, was dem Willen Gottes entspricht.
Heute haben wir Jesus beim Einzug nach Jerusalem gesehen. Heute wurde er als Quotenkönig dargestellt; von den Massen begleitet und bejubelt. Er, der neue Prophet von Nazareth in Galiläa, war auf dem besten Weg, der Star in Jerusalem zu werden. Er hätte vielleicht nur noch sagen müssen: ich arrangiere mich mit den Pharisäern, ich bin nicht mehr so radikal in der Verkündigung der Liebe Gottes, ich schaue, dass ich mir die Zujubelnden erhalten kann. Er tat aber so nicht.
Nach diesem triumphalen Einzug begann er in Jerusalem zu wirken, wozu folgende Ereignisse gehörten: die Vertreibung der Händler aus dem Tempel, die Auseinandersetzung mit den Pharisäern, bei der sie sich anhören mussten, dass sie Heuchler und blinde Führer sind, die Belehrung, dass Gottes- und Nächstenliebe zu den obersten Geboten gehören und dass die selbstsicheren Gläubigen sich bekehren sollen. Dadurch hat er viele „Freunde“ verloren.
Es dauerte nicht lange und er war ganz alleine, weil es ihm um die Botschaft und nicht um die Quoten ging. Man versuchte seine Sendung abzusetzen, man tat alles, damit er von der Bildfläche verschwindet. Und es gelang für wenige Tage. Aber nur für wenige. Denn die Botschaft Gottes lässt sich nicht von den Quotenmachern unterdrücken.
Wir feiern heute nicht den Quoten- sondern den Friedenskönig. Wir feiern, dass wir Gott nicht in Pracht, Gewalt und in zujubelnden Massen erkennen, sondern in Einfachheit, in Wahrhaftigkeit und in Liebe. Wir glauben an ihn und wir stehen zu ihm und dadurch werden wir an den Früchten seines Todes und seiner Auferstehung teilhaben können.
Slawomir Dadas
Fotos: Reinhold Wöginger