eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell …

Fotos und Predigt bei der Messe mit den Ehejubilaren

Liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Jubelpaare,

als Ursache, warum junge Menschen unserer Zeit nicht heiraten wollen, wird oft die Angst vor der Bindung angegeben. Dahinter steckt oft die Erfahrung von Trennungen im Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis. Als Nicht-Verheiratete lebt sich eine Beziehung scheinbar sicherer und verbindlicher. Eine solche Überzeugung kann ich wiederum nur schwer akzeptieren, denn sie würde bedeuten, dass die Trauung etwas Gutes kaputt macht, was vor ihr vorhanden war. Was kann der schönste gemeinsame Tag im Leben, an dem man in der Öffentlichkeit einander die Liebe zusagt, zerstören? Den Glauben an die gemeinsame Zukunft oder die Freude daran, dass es jemand gibt, der zu mir steht, weil er es verbindlich tun will?

Man kann sich vor der Trauung nur dann fürchten, wenn man sie falsch verstanden hat: nämlich als einen Garant für problemfreies Leben oder als einen Akt der Inbesitznahme eines Menschen, an dem man zusätzliche Rechte gewinnt. Die Trauung ist weder das eine noch das andere. Sie schützt nicht vor den Problemen, sondern verdoppelt sie zum Teil, weil in der Ehe die Probleme und die Sorgen des Partners geteilt – also zu eigenen gemacht – werden. Sie hat auch mit dem Gewinn der Rechte an einem Menschen nichts zu tun, sondern sie ist eine Gemeinschaft, in der mit den Rechten des anderen sehr behutsam und liebevoll umgegangen wird.

Man kann also nur dann von einer Krise der Ehe sprechen, wenn die Ehe im kaufmännischen Sinn als Zugewinn an Vorteilen und nicht als Lebensgemeinschaft betrachtet wird. Natürlich ist sie auch ein Gewinn, wenn sie aus Liebe und nicht aus Egoismus gestaltet wird. Sie ist ein Gewinn, weil sie die Erweiterung des eigenen Horizonts bedeutet durch die Möglichkeit der Anteilnahme an den innigsten Erfahrungen des anderen. Sie ist ein Gewinn, weil sich in ihr der Mensch als geliebte Person und nicht als gebrauchte Arbeitskraft erfahren darf.

Liebe Jubelpaare,

da Sie heute hier sitzen, haben Sie Ihre Ehe bewusst oder unbewusst in diesem positiven Sinne gelebt. Sie sind bereits jahrelang füreinander da, um einander gegenseitig zu stützen, zu stärken, die Lasten des Lebens miteinander zu tragen und die Freuden zu doppelten Freuden zu machen. Ihre Liebe machte aus zwei einzelnen Fäden eine zweifach geflochtene Schnur, die im Laufe der Zeit durch die Kinder eine dreifache und vierfache und vielleicht fünffache geworden ist. Sie haben sich verbunden, aber nicht um einander zu fesseln, sondern um einander Halt zu geben und durch die Kraft aller, allen ein gutes Leben zu ermöglichen. Dadurch ist Ihr Leben kein Windhauch. Dadurch ist Ihre verschenkte Liebe bei Gott für die Ewigkeit aufgeschrieben.

Liebe Jubelpaare,

ich gratuliere Ihnen zu Ihren Jubiläen. Ich gratuliere Ihnen, dass Sie am Anfang Ihres gemeinsamen Weges die Zukunft nicht als Bedrohung sahen, sondern dass Sie Ihrer Liebe eine Chance gegeben haben.

Für die nächsten Jahre wünsche ich Ihnen allen viel Gesundheit – das gilt besonders für die Älteren unter uns – und viel Lebensfreude an den Früchten Ihrer Liebe. Ich wünsche Ihnen immer mehr die Erkenntnis, dass Ihre Trauung Ihnen nichts verbaut, sondern Sie reich gemacht hatte.

Slawomir Dadas

Pfarrer

Fotos der Feier