Er wird groß sein

„Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.“

4. Advent-Sonntag, 18.12.2011

Liebe Gottesdienstbesucher, liebe Frauen, liebe Männer, liebe Jugendliche,

In der ersten Lesung aus dem 2. Buch Samuels hörten wir von König David. Es geht um die Bundeslade. Die Bundeslade war das sichtbare Zeichen des Bundes zwischen Gott und seinem Volk. In der Bundeslade wurden die Gesetzestafeln aufbewahrt. Über sie gibt es viel zu erzählen. Überall dort wo die Israeliten hingingen wurde sie mitgenommen auch zu den vielen Kämpfen. Ja sie war sogar eine kurze Zeit in Feindeshand. König David gelang es nach einigen Hin und Her, die Lade in seine Stadt zu holen.

In dieser Zeit wurde das Volk Israel sesshaft, größere Siedlungen und Städte entstanden.

König David, der so viele Kriege führte hatte in dieser Zeit, eine kurze Zeit der Ruhe und des Friedens. Er hat Zeit zum Planen und er plant Gott an sich zu binden indem er ihm ein Haus baut. Er berät sich mit dem Propheten Natan. Der Prophet gibt ihm zuerst Recht, aber dann ergeht das Wort des Herrn an den Propheten und er lässt dem König mitteilen: „Du willst mir ein Haus bauen? Hast du vergessen, dass ich der Baumeister bin, dass ich es war, der dich zum König gemacht hat? Wenn du gestorben bist, werde ich deinem Sohn ein Königtum geben, das ewig Bestand hat und ich will für ihn Vater sein und er wird für mich Sohn sein.“

 

Gott sagt nicht nur einfach Nein zu Davids Plänen, er hinterfragt sie und verheißt eine Zukunft, die die Pläne Davids um vieles übersteigt. David wollte nur einen berechenbaren Gott, doch Gott verheißt ihm in seinen Nachkommen eine Vater-Sohn-, eine Liebesbeziehung auf Gegenseitigkeit. Eine Beziehung ohne Berechnung. Eine Beziehung von Achtung und Vertrauen, von Zutrauen und Treue.

 

Gottes Botschaft kann einen König David genauso treffen, wie die vielleicht 14 oder 16jährige Maria. Auch sie hatte ihre Leben geplant. Sie war verlobt, sie freute sich vielleicht darauf, eine Familie zu gründen, Kinder zu bekommen, Glücklich zu sein, ein normales Leben zu führen. Doch auch hier meldet sich Gott selbst zu Wort, diesmal nicht über einen Propheten, sondern über einen himmlischen Boten, den Erzengel Gabriel.

Auch bei Maria verneint Gott nicht nur einfach ihren Lebensplan, er verheißt eine Zukunft, die weit über das von ihr gewünschte hinausgeht. Das zerbrechliche Glück einer kleinen Familie wird ihr durch die Botschaft des Engels genommen, doch verheißen wird ihr das große Glück der Geburt einer neuen Gottesbeziehung.

Wie Eva die Urmutter der Menschheit, so soll Maria zur Urmutter der verheißenen neuen Gott-Mensch-Beziehung werden. Jesus, soll sie ihr Kind nennen, d.h.: Jahwe ist Hilfe und deshalb dürfen wir ihn auch Immanuel nennen: Gott ist mit uns, so wie es dem Josef verkündet wird. Im heutigen Evangelium aber verheißt der Engel Gabriel: „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.“

Gott ist ein treuer Gott, die Verheißung, die er dem König David schenkte, wird nun bei Maria eingelöst, indem Jesus zum Thronerben Davids bestimmt wird. Dieser Jesus bezieht seine Größe aus seiner neuen und einmaligen Gottesbeziehung, er wird Sohn des Höchsten genannt werden, Sohn Gottes und Gott wird ihm Vater sein.

 

 

Auch wir sind durch die Taufe Töchter und Söhne Gottes.

Doch unser Alltag, unser Erleben und Erfahren bringt uns immer wieder in alte Bahnen, Denkmuster und Verhaltensweisen zurück.

Wie oft ertappe ich mich dabei, die Gegenwart Gottes an einen Ort zu binden, ihn dadurch ansprechbarer, vielleicht auch berechenbarer zu machen.

Das Vertrauen und Zutrauen in meiner Gottesbeziehung ist oft dem Zweifel und dem Misstrauen unterlegen, wenn meine Wünsche und Planungen sich nicht so verwirklichen lassen, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber Gott ist auch in meinem/unserem Leben für Plan Äderungen zuständig, und zeigt sich als Gott mit Überraschungen, als Gott mit uns,auch als Gott hilft.

 

Maria konnte sich damals nicht vorstellen, wie diese neue Gottesbeziehung in Jesus Mensch werden, Hand und Fuß bekommen sollte, doch der Engel lehrte sie Vertrauen: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ Lassen auch wir uns hinein nehmen in dieses Vertrauen, damit die Überraschung Gottes, seine Verheißung und Zusage gelingen kann: Ich will für dich Vater sein und du wirst für mich Tochter, du wirst für mich Sohn sein.

Liebe Gottesdienstbesucher: Gott sagt Ja zu uns und erwartet sich nichts anderes als unser Ja zu ihm! Amen