Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie. Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt. Als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er weiter. (Mt 13,45-53)
Predigt zur Jahresschlussmesse
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
unsere Welt wird besonders durch Entdecker und Erfinder geprägt. Die ersten – die Entdecker – beschäftigen sich mit der Forschung, mit den Abläufen in der Welt der Natur und des Menschen. Beim Beobachten der Zusammenhänge stoßen sie immer wieder auf Neuigkeiten, die bisher niemand gesehen hat. Mit ihrer Hilfe formulieren sie neue Theorien, die versuchen, das Leben und seine Gesetzmäßigkeiten zu erklären.
Die Erfinder bedienen sich dieser Entdeckungen und machen sie im alltäglichen Leben nützlich. Sie stützen sich auf die Forschung und setzen sie – zumindest meistens – zur Erleichterung im Leben um.
Eines haben die beiden Gruppen gemeinsam. Sie greifen in die Schatzkiste der Entdeckungen und Erfindungen der Geschichte und befüllen sie mit neuen Ideen weiter. Seit den Anfängen der Welt gibt es dort Vieles und Unterschiedliches, und nicht nur die fertigen Produkte wie einen Überschallflieger oder ein Atom-U-Boot, sondern auch die ersten Träume, und Versuche wie von Daidalos und Ikaros zu fliegen, oder von Fulton, mit seinem Nautilus im 18. Jahrhundert zu tauchen.
Die Menschheit entwickelte sich bisher besonders dann schnell und gut, wenn sie die Erfahrung der Vorfahren und die eigene Geschichte als das Alte ernst nahm, es wertschätzte und daraus lernte.
So ist auch das Alte schon fast vergangene Jahr eine Erfahrung, auf der wir weiterbauen können. Egal ob es besonders gut, oder besonders misslungen war, war es ein Jahr, das mich geprägt hat und Neues erkennen ließ. Es war ein Jahr, in dem sich einige Beziehungen gefestigt haben und die anderen locker geworden sind. Ein Jahr in dem ich erkennen konnte, auf wen ich setzen kann, wer zu mir steht, und wer mich in Not alleine lässt.
Es war auch ein Jahr, indem ich das eine oder das andere entdeckt oder erfunden haben, um mein Leben besser gestalten zu können, aber auch ein Jahr, in dem der eine oder der andere Weg ins Leere führte und keinen Erfolg brachte. Trotzdem ist das Alte Jahr ein Fundament für das Neue. Wenn ich es weder verbittert noch übermütig sehe, dann kann es eine Schule des Lebens sein, die mich weiter trägt und mir hilft, mich in verschiedenen Situationen zurecht zu finden.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
dieser Jahreswechsel ist eine Chance, den Entdecker- und Erfindergeist in uns selbst zu sehen und daraus zu handeln. Er ist eine Möglichkeit, das eigene Leben zu reflektieren, Gesetzmäßigkeiten zu sehen, die uns glücklich oder unglücklich machen und ihm, wenn notwendig eine Wende zu geben. Aber vor allem ist dieser Wechsel wieder einmal die Zusage Gottes, dass er mit uns geht, uns zum Leben in Fülle verhelfen und uns einst in seinem Reich vollenden will. Ich wünsche uns, dass es uns gelingt, unser Leben im kommenden Jahr als eine Schatzkiste zu sehen, die mit Erfahrungen gefüllt ist, die uns reifen lassen und uns den Menschen und Gott näher bringen. Wenn uns das gelingt, dann wird das kommende Jahr gut sein, mit Freude und Schmerz, im Leben und im Tod.
Slawomir Dadas
Pfarrer