„Der Herr sprach zu Mose: Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.“ (Num 6,22-27)
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
fast jede und jeder von uns Älteren erlebte im eigenen Leben schon einen Umzug; vielleicht in die erste eigene Wohnung, getrennt von den Eltern. Vielleicht mit der neuen Partnerin und mit dem neuen Partner, um die Familie zu gründen, oder auch aufgrund der Veränderung der Lebenssituation. Da die Gründe für eine Übersiedlung so unterschiedlich sein können, sind auch die damit verbundenen Gefühle nicht gleich. Von einigen wird die neue Wohnung von Vornherein mit Freude erfüllt: Freude über mehr Freiheit und Selbstständigkeit, Freude selber entscheiden zu können. Die anderen gehen mit Unsicherheit in die neue Bleibe hinein: Unsicherheit und Fragen, ob der Start gelingt, ob die Entscheidung richtig gewesen ist, ob das Neue mit dem erhofften Glück verbunden sein wird?
Abgesehen von diesen Gefühlen geht es bei einem Umzug auch um ganz praktische Fragen. Wenn die neue Wohnung kleiner sein sollte als die alte, muss man darüber nachdenken, was wesentlich ist und unbedingt mitgenommen wird, wovon man sich trennen muss, wofür es keinen Platz gibt. Ist die Situation umgekehrt, sodass man mehr Quadratmeter Stellfläche hat, wird man sich überlegen, ob man eine zusätzliche Einrichtung benötigt oder einfach mehr freie Flächen, mehr Luft lässt.
Eine Übersiedlung ist in jedem Fall eine Chance, neu zu beginnen, das Leben neu zu ordnen.
Ich möchte Sie jetzt dazu einladen, das Bild des Umzugs auf den heutigen Tag zu übertragen. Auch wenn der Neujahrstag nicht viel anders ist als ein anderer Feiertag, bedeutet er den Schritt in die neuen Räume des Jahres 2012, die sich gerade vor uns eröffnen; Räume, die ich mit einem neuen Schwung gestalten kann, die meine Lebensqualität erhöhen. Die Kirche will uns dabei helfen, indem sie den ersten Tag des Jahres den Zusagen Gottes, die uns allen gelten, weiht; den Zusagen von seinem Segen, von seiner Begleitung, von unserer Kindschaft, die uns zu Erben des Reiches Gottes macht. Sie sollen uns Kraft geben, diesen Umzug im Vertrauen auf Gott zu gestalten, ähnlich wie es Maria gemacht hat, als sie zum Neuen, Unbekannten, aber von Gott Begleiteten, das „Ja“ sagte.
Die schönste Botschaft, die uns aber am heutigen Tag erreicht ist: Gott will unser Umzugshelfer sein! Er kann und will die eine oder die andere schwere Schachtel mit uns tragen. Er will mit uns in die neuen Räume des Jahres 2012 hineingehen und die eine oder die andere Ecke mitgestalten. Gott lässt uns nicht allein, er wendet uns sein Angesicht zu und segnet uns und unsere Pläne und Bemühungen. Es liegt an uns, unsere Zukunft mit solchen Werten einzurichten, die uns langfristig Zufriedenheit garantieren; die eine Atmosphäre schaffen, in der sich auch unsere Mitmenschen – nicht nur wir selber – wohl fühlen.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
ob wir es wollen oder nicht, wir stehen bereits mit einem Fuß im Jahr 2012. Jetzt gilt es nur noch, die kommenden Tage und Wochen zu gestalten. Ich wünsche uns allen, dass in unseren Räumen des Neuen Jahres auch Gott ein Mitbewohner ist. Ich wünsche uns, dass wir uns auf seine Zusage, mit uns zu gehen und uns zu begleiten, einlassen. Ich wünsche uns, dass wir ihm genug Raum geben, damit das Neue Jahr ein Jahr der Freude und des Heils also ein erfülltes Jahr für uns wird.
Slawommir Dadas
Pfarrer