„Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“ (Kol 3, 1-3)
Predigt am Ostersonntag
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
viele Menschen nützen die Fastenzeit zu einer rundum Erneuerung. Entschlacken, Abnehmen, Entsäuern, Entfetten, Urlaub für Leib und Seele sind Begriffe, die viele mit der Zeit vor Ostern verbinden. Und wenn das Wetter dabei mitspielen würde, könnten richtige Frühlingsgefühle entstehen, die dazu zwingen, über die Figur unter dem Wintermantel nachzudenken. Glücklich schätzen sich die, denen es in der Fastenzeit gelungen ist, ein paar Kilo zu verlieren und sich selbst zu beweisen, dass sie stark genug sind, um einiges durchzuhalten und durchzustehen. Und jetzt kann man aufatmen; ein gutes Gefühl, die Fastenprüfung hinter sich gelassen zu haben.
Ein solches Verständnis von der Fastenzeit ist in unserer Gesellschaft verbreitet und grundsätzlich noch nichts Schlechtes. Denn dort, wo es um die Gesundheit des Menschen geht, um einen guten Umgang mit dem eigenen Leben, sind wir vom Schöpfungsplan Gottes nicht weit entfernt. Trotzdem spüren wir, dass dabei etwas Wesentliches fehlt. Es ist uns bewusst, dass Jesus nicht dafür gestorben und auferstanden ist, damit wir ein paar Kilo leichter sind, sondern damit wir es im Leben leichter haben. Er ist dafür gestorben und auferstanden, damit wir ein neues Lebensgefühl gewinnen, ein Gefühl, das dem Aufatmen ähnlich ist.
Der Sieg über die Sünde und über den Tod – also die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu – laden uns zur Entspannung, zur Gelassenheit und zur Hoffnung ein, gerade in solchen Situationen, die von der Welt für aussichtslos erklärt wurden. Die Auferstehung ist eine Einladung zum Aufatmen.
Alle, die sie feiern, brauchen die Last des Lebens nie mehr allein zu tragen. Sie haben einen an der Seite, der aufrichtet, der stützt, der Mut macht und stärkt. Trotz Brüche, trotz Verletzungen und Enttäuschungen können diese Menschen der Begleitung Gottes sicher sein. Sie können vertrauen, dass er mit seiner heilenden Liebe mit ihnen geht, manchmal neu beginnen lässt, manchmal mit seinem Frieden beschenkt, damit sie sich mit ihrer eigenen Geschichte versöhnen können.
Alle, die die Auferstehung feiern, brauchen sich vor dem Tod nicht zu fürchten. Sie haben einen an der Seite, der die Dunkelheit des Grabes erleuchtet, der den Schmerz der Trennung durch die Zusage des Wiedersehens heilt, der die erfahrene und die geschenkte Liebe und Güte nicht vergehen lässt, sondern im Reich seines Friedens vollendet. So ist die Auferstehung ein Fest des Aufatmens, weil wir und alle, die uns wichtig sind nicht zum Auslöschen in der Leere verdammt sind, sondern berufen zum Leben ohne Ende und in Fülle.
Gott möchte, dass wir es leichter haben. Er schafft zwar das Leid und die Tränen nicht aus der Welt, er überlässt ihnen aber nicht das letzte Wort.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
es kann sein, dass Sie bei den Fastenprüfungen sehr erfolgreich waren, weil Sie bis zum Schluss an sich und an die eigene Stärke geglaubt haben. Sie können aufatmen. Aber das richtige Aufatmen zu Ostern bezieht sich auf etwas anderes: auf die größten Prüfungen des Lebens, auf die Verletzung durch die Sünde und die Verletzung durch den Tod. Ich wünsche uns allen, dass wir bei solchen Prüfungen nicht untergehen, sondern unseren Glauben an Gott den Retter und den Sieger behalten. Ich wünsche uns, dass dieses Osterfest ein Fest des Aufatmens wird, an dem wir die Nähe Gottes spüren, und dadurch unser Leben mit Brüchen und mit Tod ein wenig leichter nehmen können.
Slawomir Dadas
Pfarrer