Predigt 15. Sonntag im Jahreskreis:
„Geh und rede als Prophet zu meinen Volk Israel!“ Am.7,15
Liebe Gottesdienstbesucher!
In der Ersten heutigen Lesung hörten wir aus dem Phrophetenbuch Amos. Er lebte im 8. Jahrhundert v. Chr., da ist das Reich Davids bereits in ein Nordreich (Israel) und ein Südreich (Juda) aufgeteilt. In Juda, mit der Hauptstadt Jerusalem, regieren weiterhin die Könige aus der Dynastie Davids. In Israel wird der König, wie zu Davids und Sauls Zeiten, durch eine Wahl bestimmt. Das Land ist reicher und fruchtbarer als der Süden.
Zur Zeit des Amos erlebt Israel eine ungeheure wirtschaftliche Blüte. Gleichzeitig vertieft sich die soziale Kluft: Der wachsende Wohlstand der reichen Großgrundbesitzer hebt sich immer mehr von den Kleinbauern und Tagelöhnern ab. Außerdem folgt die herrschende Schicht immer weniger den „altmodischen“ Jahwe-Überlieferungen, sondern orientiert sich mehr und mehr an der „vornehmeren“ Kultur der Nachbarn, Kanaanäer und Assyrer.
Ausgrabungen belegen, dass man nicht mehr allein Jahwe, sondern auch die Göttin Astarte anbetete.
In dieser Situation wird Amos, ein Vieh- und Maulbeerfeigenzüchter aus der Nähe von Betlehem, von Gott als Mahner und Rufer in den Norden geschickt. Dort soll er das Volk aufrütteln und daran erinnern, was es heißt, Jahwe zu verehren. Der wahre Gottesdienst geschieht nicht in erster Linie durch Opfer und Kulthandlungen im Tempel, sondern durch soziale Gerechtigkeit. Darin hat Israel versagt und Gottes Rechtsordnung verletzt, stellt der Prophet Amos ungeschminkt fest.
Der Prophet sagt das Ende Israels voraus.
Solche Androhungen, noch dazu von einem Mann aus dem Süden, werden im Nordreich nicht gerne gehört, vor allem nicht in Bet-El, dem Reichsheiligtum Israels.
Im Tempel von Bet-El lebten außer den Priestern, auch eine festangestellte Kaste von Propheten, die den König beraten und ihm weissagen. Da sie von ihm abhängig sind, weissagen sie, was man „Oben“ gerne hört. Amos ist dagegen kein „gelernter“ Prophet wie die Tempelpropheten („ich bin kein Prophet und kein Schüler eines Propheten“, sagt er), sondern ein von Jahwe gesendeter. Der Ruf seines Gottes hat ihn aus seinem geruhsamen Dasein herausgerissen, in eine fremde und ihm feindliche Umgebung getragen und ihn Spott und Widerstand ausgesetzt.
Amazja, der Priester des Heiligtums, denunziert ihn bei König, weist ihn aus dem Tempel und legt ihm nahe, doch statt dessen den Bewohnern von Juda auf die Nerven zu gehen.
Doch dann antwortet Amos mit noch klareren Worten: Am.8,4-6
Rücksichtslose Ausbeutung
Hört zu, die ihr die Armen unterdrückt und die Wehrlosen zugrunde richtet!
Ihr sagt: „Wann ist das Neumondfest endlich vorbei? Wann ist die Sabbatruhe bloß vorüber, damit wir die Kornspeicher wieder öffnen und Getreide verkaufen können? Dann verkleinern wir das Getreidemaß und machen die Gewichte auf der Waage schwerer, wo die Käufer ihr Silbergeld abwiegen. Auch die Waage selbst stellen wir falsch ein. Bestimmt können wir sogar noch den Getreideabfall verkaufen!“ Ihr macht die Armen schon zu Sklaven, wenn sie euch nur ein Paar Schuhe nicht bezahlen können.
Der Herr aber hat bei seiner Ehre geschworen: „Niemals werde ich vergeben, was sie getan haben!
Harte Worte, die mit Verbannung bestraft werden.
Ist Amos gescheitert? Wie lebt er mit seinen Erfahrungen in Bet-El? Ist er nach Bethlehem zu seinen Maulbeerfeigen zurückgekehrt? Das Buch Amos schweigt darüber.
Wie auch immer es mit ihm weiterging? Ich denke, dass ein Mann, der sich so unbedingt seinem innersten Ruf anvertraut hat, mit sich und seinem Gott im Frieden lebte.
Amos rief zu sozialer Gerechtigkeit und Umkehr zum wahren Gott.
Im Evangelium hörten wir wie Jesus seine Jünger sendet.
Der Sinn der Sendung der Jünger ist, das Heil der Menschen, die Verkündung der befreienden Botschaft Jesu, dazu gehört wie bei Amos soziale Gerechtigkeit.
Diese Sendung müssen auch wir als getaufte Christen ernst nehmen.
Auch wenn das bedeutet, genau so unbequem zu sein wie Amos, aber es heißt auch, mit Gott und den Mitmenschen in Frieden zu leben! Amen