Von einer Witwe war eben die Rede – sowohl in der ersten Lesung wie im Evangelium. Beide Male ist von einer „armen Witwe“ die Rede. Es kommt selten, eigentlich nie vor, dass Witwen in einem Gottesdienst die Hauptrolle spielen.
Witwen und Waisen – sie waren und sind oft verschämte und versteckte arme Leute. Ein höchst ungesichertes Leben. Keine Versorgung, kein Beistand, keine Zukunft.
Aber, die Witwen unserer beiden Geschichten sind beispielhaft geworden. Die eine, weil sie trotz ihrer eigenen Not von ihren letzten Vorräten dem Propheten Elija ein Essen zubereitet hat und dafür mit unerschöpflichem Vorrat gesegnet worden ist; die andere, weil sie mit ihrer kleinen Geldspende alles, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt, gegeben hat und deshalb von Jesus als Vorbild hingestellt wird – auch für uns.
Denn die beiden Geschichten möchten ja uns etwas für unser Leben sagen. Vielleicht ganz einfach dies:
Oft bist du ganz am Ende mit deiner Hoffnung und mit deiner Kraft. Du meinst, es geht nicht mehr, du siehst keinen Ausgang, du bist ratlos und verzweifelt. Und jetzt kommt auch jemand, der dich um Hilfe bittet: um einen Rat, um ein gutes Wort, um eine Spende. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: entweder du weist den anderen ab und sagst: „Mir hilft auch niemand! Ich habe mit mir selbst zu tun!“ – dann wirst du aber noch elender und noch einsamer sein.
Oder: du teilst deine Not mit den anderen, du hilfst ihm, du gibst ihm ein gutes Wort, du stehst ihm bei – und du wirst es erfahren: du wirst reich beschenkt werden.
Ich habe das schon selbst erlebt: Wenn ich traurig war und mutlos, dann habe ich begonnen, kranke und alte, einsame und verzweifelte Menschen zu besuchen. Ich bin von mir weggegangen – von meiner Not und meinem Leid, ich bin hingegangen zum Leid der anderen. Und immer bin ich froh und zufrieden, beschenkt und beglückt heimgekommen.
Vielleicht haben wir selber auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht: z.B. dass die Liebe mehr wird, wenn wir sie verschwenden. Oder dass es mir selber gut geht, wenn ich mehr auf den Anderen schaue. Oder dass ich glücklich werde, wenn ich versuche, glücklich zu machen.
Wir finden jede Menge Gelegenheit, oft sogar in nächster Nähe, in eigener Stadt, in der eigenen Familie.
Die Menschen in unserer Umgebung haben nicht Hunger nach Brot.
Viele haben trotzdem Hunger: sie haben Hunger nach Friede, Liebe und Harmonie; Es mangelt an Zuwendung und Verständnis; sie sehnen sich nach einer sinnerfüllten Tätigkeit, einem Partner; sie leiden unter einem unerfüllten Kinderwunsch und kommen von der Trauer nicht los. Manche haben keine Zeit für sich, finden keine Ruhe, sind leer, kraftlos und unerfüllt.
Schwestern und Brüder
Was wollen Elija und Jesus uns heute am Beispiel diesen zwei Witwen sagen? Sie wollen uns in Erinnerung rufen, dass menschliche Logik und göttliche Logik sich oft widersprechen. Nach menschlicher Logik habe ich weniger, wenn ich etwas hergebe. Die göttliche Logik aber lehrt uns das Gegenteil:
Je mehr ich von dem Meinem verschenke und weggebe, umso mehr gewinne ich – Freude und Zuversicht. Je mehr ich von mir weggebe, umso mehr finde ich zum anderen- und so auch zu Gott!