An was denken Sie, wenn Sie „heilige Familie“ hören? Abgesehen von unserer Pfarre.
Wir sind wir leicht versucht an schöne, romantische Bilder zu denken, von Maria und Josef und dem kleinen, blond gelockten Jesuskind.
Ein Bild der schönen Harmonie, das jetzt zur Weihnachtszeit Hochkonjunktur hat.
Jesus, Maria und Josef – ein leuchtendes Vorbild für unsere Familien? Ist das möglich? Ist das nicht ein romantisches Ideal, das heute kaum zu leben ist?
Die Wirklichkeit unserer Familien sieht oft ganz anders aus. Unsere Familien, die eigene, aus der wir stammen, diejenige, in der wir jetzt leben oder in der wir gelebt haben – sie sind doch alle nicht so „heilig“ und so “harmonisch“. Viele Familien sind zerrissen. Und alle leiden darunter.
Ich habe nicht vor, Sie mit der Zahl von Scheidungen und der dazugehörenden Problematik zu konfrontieren. Sie kennen das Leben genauso gut wie ich.
Aber wohl zu keiner anderen Zeit des Jahres sehnen sich die Menschen nach einer heilen Familie wie an Weihnachten. Sie möchten Weihnachten als Familienfest feiern. Aber zugleich spüren sie, dass es nicht gelingt. Die Erwartungen sind zu hoch.
Und gerade die Weihnachtsfeiertage reißen da wieder manche Konflikte und Wunden auf, machen manches Defizit schmerzlich.
Wer in diesen Tagen auch ohne Familie ist, der gerät oft erst recht in Konflikte, nämlich in Konflikt mit sich selbst, mit seiner Einsamkeit, mit seiner Lebenslage. So oder so, das Wort „Familie“ lässt fast niemanden kalt: dem einen wird’s dabei warm ums Herz, dem anderen versetzt es einen berennenden Stich.
Es gibt aber kaum eine Familie, die keine Probleme hat, in der es nicht manchmal Streit gibt, Ärger, Missverständnisse – was halt immer das Zusammenleben schwierig machen kann.
Kann uns da in unseren Problemen die heilige Familie eine Hilfe oder gar ein Vorbild sein?
Vielleicht haben wir eine ideale Vorstellung von dieser Familie, ein harmonisches Bild oder gar ein falsches. Auch in dieser Familie war nicht alles Friede und Freude. In Wirklichkeit gab es auch dort Schwierigkeiten, Nöte und Probleme: angefangen von der Erfahrung, abgewiesen zu sein in Bethlehem, verfolgt zu werden… aber auch im Zusammenleben. Heutige heißt es im Evangelium: Seine Eltern suchen ihn tagelang. Und die Antwort, die er zur Entschuldigung gibt, ist auch nur schwer zu verstehen.
Schwestern und Brüder,
ein konfliktfreies, immer harmonisch verlaufendes Familienleben ist wahrscheinlich eine Utopie. Es gibt Konflikte, es gibt Probleme, es gibt schwierige Zeiten im Zusammenleben. Aber trotz allem: Es ist und bleibt doch eine Sehnsucht, eine harmonische und intakte Familie zu haben. Und diese Sehnsucht ist in uns; egal ob man verheiratet ist, in einer Beziehung lebt, oder alleine, geschieden, oder Priester ist.
Die heilige Familie kann uns doch Orientierung sein für unser Leben durch ihre Verbundenheit mit Gott durch ihren lebendigen Glauben. Vorbildlich haben sie aus der Kraft Gottes ihren Lebensweg gestaltet. So können sie uns Vorbilder, in jedem Fall aber: Fürsprecher sein – auch heute.