Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn. (Joh 2, 7-11)
Liebe Christinnen, liebe Christen.
Von allen Wundern, die Jesus tat ist das Weinwunder auf der Hochzeit zu Kana das 1. Das wirkt heute fast ein wenig anstößig, als hätte Gott nichts besseres zu tun gehabt in einer Welt voller Kranker und Hilfsbedürftiger. Natürlich eine Hochzeit auf dem Trockenen wäre dem Brautpaar peinlich, doch im Vergleich zu Krankheiten wie Aussatz, Gebrechen wie Blindheit, im Vergleich zu Hunger und Tod eben doch eine Kleinigkeit. Und dennoch greift Jesus ein. Auch unsere alltäglichen Sorgen sind in seiner Fürsorge gut aufgehoben. Denn er möchte, dass wir ein Leben in Freude führen, dass unser Leben ein Fest ist. Gott ist Mensch geworden, damit er bei uns sei im Leid, aber auch in der Freude und wir haben ihn hier wie dort nötig.
Gibt es ein schöneres Bild für Freude als eine Hochzeit? 2 Menschen, die sich lieben sagen ja zueinander. Die Brautleute stecken viel Energie und Zeit in die Vorbereitung dieses besonderen Tages. Es soll ja der schönste Tag in ihrem Leben werden. Alle sollen spüren wie glücklich, fröhlich, verliebt die beiden sind. Und die Hochzeitsgäste dürfen teilhaben, mitschnuppern an der Freude des Paares, werden ein bisschen zurückversetzt in die Zeit des eigenen Verliebt Seins, die Zeit der eigenen Hochzeit. Alles soll stimmen an so einem Tag und dann dieser faux pas. Kein Wein mehr. Wie konnte das passieren, bei der sprichwörtlichen arabischen Gastfreundschaft? Es wird nun keine Ursachenforschung betrieben, nicht die Frage „Warum“ gestellt, sondern jetzt ist Handeln angesagt. Und Maria, sie scheint eine alte Hausfreundin zu sein , ergreift die Initiative.
Jesus, tu was, fordert sie ihn auf.
Maria spürt die Not der Hochzeitsleute und will dass der Sohn etwas tut. Er aber grenzt sich schroff ab: „Was willst du von mir Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Behandelt man so abweisend seine Mutter, wie Jesus das tut? Jesus macht deutlich, dass sein Handeln nicht von den Menschen bestimmt wird, sondern von Gott. Der Plan Gottes entspricht nicht immer den menschlichen Plänen – deshalb weist Jesus die Bitte der Mutter zunächst schroff zurück. Die Mutte- Sohn-Beziehung hat sich gewandelt. Sie kann ihm als Mutter nicht mehr einfach etwas anschaffen. Aber sie spürt dennoch – wie Frauen so oft- durch ihre Intuition, dass sein Handeln dran ist und stellt die Beziehung zu den Dienern her: „Was er euch sagt, tut.“ Dann überlässt sie Jesus den ganzen Handlungsspielraum. Maria beweist Demut und Mut. Demut weil sie nicht gekränkt reagiert und die Kritik wichtig nimmt. Und Mut, weil sie trotzdem vertraut, dass Jesus handeln wird.
Nicht die damals für das Aufbewahren von Wein üblichen Tonkrüge wurden mit Wasser gefüllt, sondern 6 steinerne, sehr große Gefäße, bestimmt für die rituelle Reinigung, die insgesamt ca. 600 Liter aufnehmen können. Ausdrücklich wird betont: Sie füllten sie bis an den Rand. Neben der großen Menge wird auch die hohe Qualität des Weines betont. Der Tafelmeister ist befremdet, dass jetzt erst der gute Wein auf den Tisch kommt. Er kann es nicht recht glauben. Er schmeckt die hohe Qualität des Weines, aber seine Herkunft kann er nicht deuten. Der Tafelmeister ist ein Symbol für die Menschen, die hören, aber nicht verstehen, die sehen, aber nicht erkennen.
Die Herrlichkeit Christi wird sichtbar in großer Menge und in hoher Qualität. Die Herrlichkeit Christi bleibt nicht übersinnlich, man konnte sie sehen, greifen und schmecken. Die Jünger haben dieses erste Zeichen mit dem Gott seine Herrlichkeit offenbarte verstanden und glaubten. Die Wandlung vom Wasser – dem Lebensnotwendigen, das unseren Durst stillt – in Wein (die Festgabe) ist ein Zeichen dafür, dass unser Leben wertvoller und kostbarer wird durch den Glauben, durch Jesus.
Größer als das Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein war das Wunder der Verwandlung der Jünger in Menschen, die von der Macht und Herrlichkeit Jesu erfüllt sind.
Vielleicht brauchen auch wir mehr Mut zur Wandlung, dass aus unseren leeren trostlosen Krügen wieder die Freude fließt.
Birgit Raffelsberger