Dass Glaube und Naturwissenschaften einander nicht ausschließen und dass der Glaube an Gott, den Schöpfer, nicht der Vergangenheit angehört, war das Thema im ersten Besinnungsabend der heurigen Fastenzeit mit Pfarrer Slawomir Dadas.
Der erste Teil des Abends war eine bibeltheologische Betrachtung der beiden Schöpfungsberichte. Wie lässt sich Gott in der Schöpfung erkennen? Wie kommen Menschen überhaupt darauf, von Gott zu reden? Zur Beantwortung dieser Frage lud er ein, ein Bild im Mariensaal zu betrachten und dann mitzuteilen, was es über den Künstler aussagt. Da kamen schon viele verschiedene Antworten. Mit diesem Vergleich im Hintergrund muss man auch die beiden Schöpfungsberichte in der Bibel lesen und verstehen. Sie beantworten je unterschiedliche Fragen: Der erste, der jüngere Schöpfungsbericht wurde zur Zeit des babylonischen Exils geschrieben und gibt Antwort auf die Frage, wer ist Gott und warum das Volk Israel überhaupt an Gott glauben sollte. Der zweite ist ca. 300 Jahre älter und beschreibt die Beziehungen, von Gott zu den Menschen, von Menschen untereinander und vom Mensch zur Natur.
Im zweiten Teil ging es darum, wie sich die Schöpfung und die Moderne in Verbindung bringen lassen. Der Jesuitenpater und Philosoph Teilhard de Chardin (1881-1955) war bestrebt, Theologie und Naturwissenschaft miteinander in Verbindung zu bringen. Dazu mussten viele bis dahin gängige Annahmen aufgegeben bzw. korrigiert werden, z. B.
– „Die Welt ist eine Ordnung“ –
diese jahrhundertelange Annahme wurde empirisch durch die Relativitätstheorie widerlegt: der Normalzustand des Kosmos ist das Chaos. Damit wurde den Deterministen der Boden entzogen, wonach alles in geordneten, vorherbestimmten Bahnen verläuft.
– „Der Anfang des Universums“ –
Der Anfang bleibt ungeklärt – sowohl für die Theologie als auch für die Naturwissenschaft. Es ist also sinnvoll, nicht am Anfang, sondern am Ende der Evolution die Suche zu beginnen: beim Menschen. Er ist ein Unikat, nicht durch seine materielle, sondern durch seine geistige Entwicklung. Was können wir vom Menschen sagen?
- Sein Leben ist eine Ganzheit. Der Mensch ist eine Verbindung vieler physischer Einzelteile, aber er erlebt sich als Ein-Ganzes, kann sich selber übersteigen, reflektieren – theologisch gesprochen: er hat eine Seele.
- Die höhere Evolution zeigt sich in verschiedenen Bereichen, zu denen nur der Mensch Zugang hat und die auf ein noch höheres Wesen – auf den Schöpfer – schließen lassen.
Das erste ist die Information, sie wird weiter gegeben, außen gespeichert, kommuniziert und ergänzt und ist unabhängig von ihrem Träger;
Das zweite ist die Freiheit: Das Leben kann in der Evolution nicht vollkommen werden, weil in der Freiheit auch das Scheitern liegen kann. Die Freiheit seiner Schöpfung ist Gott so wichtig, dass er es sogar in Kauf genommen hat, dass einiges nicht gelingt; dass sich seine Geschöpfe im äußerten sogar gegen ihn entscheiden.
Die herbei gerufene Schöpfung. Damit ist die Sehnsucht nach Vollendung gemeint. Gott, der frei lässt, der dem Menschen Information und Freiheit geschenkt hat und auf ihn wartet.
Im Anschluss an das doch streckenweise schwierige Thema beantwortete der Pfarrer Fragen und versprach, dass es ab der nächsten Woche einfacher wird ;-)!
Das Thema des nächsten Besinnungstages am Dienstag, dem 26. Februar 2013 lautet „Ich glaube an Gott, den Erlöser“. Alle Interessierten sind dazu sehr herzlich eingeladen!