„Ich glaube an Gott den Erlöser“ – Besinnungsabend

Der gestrige Besinnungsabend sollte uns dabei helfen, die Spuren der Erlösung in unserem Leben zu entdecken.
Die Vokabel, die uns zum Thema Erlösung einfielen, sind alle sehr positiv besetzt: frei sein, Freude, Liebe, schmerzlos, Liebe, Erleichterung, Heil, Nähe Gottes, Vertrauen, Befreiung von Schuld, Hoffnung …

Um überhaupt von Erlösung sprechen zu können, braucht es eine Notsituation, den konkreten Menschen und einen Lösungsansatz. Nöte gibt es viele in unserem Leben: materiell, psychisch, geistig, sozial, gesellschaftspolitisch … Einige davon lassen sich menschlich lindern: Einsamkeit, finanzielle Probleme …  Staat, Pfarre, Caritas und andere Hilfsorganisationen sorgen für Entlastung, dadurch werden Lösungsvorschläge allerdings privatisiert; Menschen „erlösen“ sich selbst, sie „erlösen“ einander, man braucht keinen Gott mehr. Wo sich diese Haltung durchsetzt,  wird die so genannte Erlösung zur Gefahr für den Menschen. In solchen Situationen kann es zu großen Verschiebungen kommen und man redet dann plötzlich nicht mehr über die Erlösung vom Tod sondern über die Erlösung durch den Tod – Suizid oder Euthanasie sind Folgen davon.

Was versteht die Heilige Schrift unter Erlösung? Was bedeutet Erlösung für mich?

Erlösung
Im Alten Testament ist mit Erlösung die Wiederherstellung der alten Besitzverhältnisse gemeint; sie wird beschrieben als auslösen, rückkaufen, freikaufen, loskaufen von Familienbesitz und von Verwandten. Weil Gott und Mensch verwandt sind, wurde Gott als Löser, der Menschen frei kauft erfahren, besonders im babylonischen Exil. Im AT geht es zuerst um die Befreiung des ganzen Volkes, erst in den Psalmen um die individuelle Befreiung der Menschen.
Wenn im Neuen Testament von Erlösung geschrieben wird, kommen zu den o. a. Begriffen weitere dazu, wie Ungerechtigkeit, Befreiung aus der Versklavung durch das Gesetz, Befreiung von Sünden. Das Neue Testament beschreibt uns Jesus als Gabe, als Rate oder Einsatz, um uns aus der Sündenverflechtung und aus dem Tod loszukaufen. Seine Heilungen und Schuldvergebungen sind Akte von Befreiung und Erlösung.

Glück
Glücklich sein, selig sein – diese Worte beschreiben im biblischen Sinn den Zustand von Menschen, die vor Gott bestehen können. Glück meint den Zustand im Hinblick auf das gesamte Heil des Menschen. Glücklich sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln. Beispiele im NT sind der Besuch von Maria bei Elisabeth; Petrus, der Jesus als den Erlöser bekennt; die Bergpredigt

Heil
bedeutete im AT, dass Gott in Bedrängnis rettet. Unmittelbar damit hängt Shalom – Friede – zusammen. Shalom ist ein von Gott kommender Zustand, in dem sich der Mensch als erfüllt und heil erlebt. In der Feier der Liturgie kommt dieser Friede zweimal explizit vor: „Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch“ und „Gehet hin in Frieden“.

Biblisch theologisch sprechen wir von Erlösung, wenn es um die Befreiung von der Verflechtung in die Sünde und vom Tod geht. Beides zerstört die heile Welt, beides beraubt uns: die Sünde von der Freiheit, der Würde und von der Liebe Gottes; der Tod bedeutet eine radikale Trennung; er zerstört alles, wenn man keinen Glauben an die Auferstehung hat. Lösen, erlösen im christlichen Sinn kann nur Gott. Nur er kann die alten Rechtsverhältnisse (Menschen sind zum ewigen Leben berufen) wieder herstellen. Wenn wir uns zu Gott den Erlöser bekennen, dann glauben wir daran, dass er uns freikauft zum Leben und Heil. Die Welt kann uns weder von den Sünden noch vom Tod befreien, Gott ist der Löser.

Warum schauen die Christen oft so unerlöst aus? Warum so ängstlich? Wie passen Angst und der Glaube an Gott den Erlöser zusammen?
Die Erlösung wird nicht erst im Tod wirksam, sondern wir können ihre Spuren schon jetzt finden, weil  Gottes Gerechtigkeit, Wahrheit, Liebe und Frieden nämlich ein Teil unseres Lebens sind. Uns ist die Erlösung schon jetzt zuteil geworden, das dürfen und sollen wir durch unser Leben auch zeigen.

Fotos: Gaby Eichberger