Was macht das Osterfest mit mir?

„Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“ (Röm 6,3-4)

 

 

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

die Wahl des argentinischen Kardinals Bergoglio zum Papst findet in der Gesellschaft und in der Kirche eine große Resonanz und bewegt viele verschiedene Schichten und Gruppierungen zur Neuorientierung.

Die Atheisten, die sich in den letzten Jahren auf alles Religiöse eingeschossen haben, sind ein wenig verunsichert, denn ihre Argumente verlieren immer mehr an Gewicht. In der kürzesten Zeit mussten sie erkennen, dass das Interesse an der Kirche viel größer ist, als sie es gerne hätten.

Die Medien stellen sich um; sie wollen durch den Vergleich zwischen Benedikt und Franziskus eine Spannung in ihrer Berichterstattung erzeugen. Die Versuche, in der Geschichte des neuen Papstes zu graben, um etwas zu finden, was ihm schaden könnte, brachten keinen nennenswerten Erfolg.

Interessanter fand ich aber die Reaktion einiger Bischöfe auf alles, was jetzt vor sich geht. Der New Yorker Bischof meinte, dass die ersten Gesten von Franziskus ihn inspirieren, ein besserer Bischof zu werden und der Patriarch von Venedig will einen Teil der Kurie schließen aus der Verpflichtung zur Einfachheit.

Mir steht es nicht zu, diese Herren zu beurteilen, aber wenn ich solche Nachrichten höre, frage ich mich, ob sich in den letzten paar Wochen die Grundlage des Glaubens geändert hätte. Hat jemand die Bibel umgeschrieben? Sicher nicht. Wenn aber schon die obersten Hierarchen erkannt haben, dass sie falsche Schwerpunkte gesetzt hatten, ist die Frage berechtigt, wie es damit bei uns ausschaut. Gerade in diesem Jahr wollen wir nach unserem Glauben fragen, um ihn zu erneuern. Ich will dazu nicht auf den Papst Franziskus zurückgreifen, weil er meinen Glauben nicht beeinflusst; ich freue mich, dass es ihn gibt, aber mein Glaube ist woanders verankert – im Osterfest.

Darum erlaube ich mir die Frage an uns alle: Was macht das Osterfest mit mir? Verändert es mich, wenn ich höre, dass Frau und Mann Gottes Abbilder sind, dass Gott der Sklaverei nicht zuschauen kann, dass er kein Menschenopfer will, und auch nicht, dass zwischen ihm und mir etwas oder jemand steht? Verändern mich diese Botschaften? Oder der Aufruf aus dem Brief an die Römer: „so sollen auch wir als neue Menschen leben“, weil wir durch die Taufe mit Christus, mit seinem Leben, mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung verbunden sind – bewegt mich dieser Text und drängt er mich dazu, etwas in meinem Leben zu verändern?

Wenn nicht, was oder wen brauche ich dann, damit mich die Botschaft des Osterfestes erreicht? Was kann und soll bei mir neu werden, damit ich meine Berufung – Abbild Gottes in der Welt und für die Welt zu sein – besser erfüllen kann? Gott lädt mich ein, mich zu bewegen, die Beziehung zu ihm weiterzuentwickeln, auf dem Weg nicht stehen zu bleiben.

Ostern ist nicht nur ein Fest der Hoffnung für unsere Verstorbenen, nicht nur ein Fest der Zusage, dass sie mit Christus in der Ewigkeit vollendet werden und dadurch das Trostpflaster für uns. Ostern ist ein Fest eines neuen Lebens hier und jetzt. Ostern muss uns verändern. Es muss uns zu Menschen machen, die in dem anderen Schwester und Bruder sehen, die die Schöpfung schützen, die eine tiefe Beziehung zu Gott pflegen und die Freiheit lieben, die eigene und die der anderen. Es muss uns hoffungsvoller machen in Schicksalsschlägen und kämpferisch gegen jede Art der Ungerechtigkeit. Ostern muss uns versöhnter machen, mit unserer eigenen, nicht perfekten Geschichte, mit den eigenen Schwächen und mit den Schwächen der anderen, die wir bereits im Leben zu spüren bekamen. Nach Ostern müssten wir friedvoller sein, gelassener den anderen gegenüber, weil Christus uns allen seinen vergebenden Frieden zugesprochen hatte.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

ich will den Papst Franziskus nicht strapazieren. Ich erwarte mir nicht, dass er die Atheisten bekehrt und die Medien zu einer objektiven Berichterstattung bewegt. Ich will ihn auch nicht dazu benutzen, auf das Wesentliche im Glauben hinzuweisen. Denn das Wesentliche feiern wir gerade jetzt. Wir feiern, dass Gott mit uns geht, uns stärkt, aber auch herausfordert. Wir feiern, dass er alles besiegt, was gegen das Leben der Menschen ist und dass er uns Anteil an der Fülle des Lebens geben will.

Ich wünsche uns allen, dass uns dieses Osterfest verändert und neu macht. Ich wünsche uns, dass wir mit jedem Eierpecken daran denken: dass es nicht viel Kraft braucht, die Schale zu zerschlagen um nach innen zu gelangen, nicht nur bei den Eiern sondern auch bei uns; dort, wo sich in unserem Leben und in unserem Glauben etwas verkrustet und verknöchert hat.

Slawomir Dadas
Pfarrer