„Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.“ (Röm 8, 14-17)
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
die Begeisterung für eine Sache gehört zu den Motoren des menschlichen Handelns. Wenn jemand von Bergen fasziniert ist, ist er bereit, große Anstrengungen auf sich zu nehmen: z.B. stunden- oder tagelang den Rucksack zu tragen, mit dem Notwendigsten – einer einfachen Jause auszukommen, um die Spitze eines Berges als Ziel der Wanderung zu erreichen.
Den Fußballbegeisterten ist kein Preis zu hoch und kein Wetter zu schlecht, um die Idole ihrer Mannschaft zu sehen und sie beim Spiel anzufeuern. Weder Kälte noch Hitze können einen richtigen Fan davon abhalten, einige Stunden im Stadion zu stehen und begeistert zu schreien.
Begeisterte Menschen lassen sich von ihrer Überzeugung nicht abbringen. Sie investieren Zeit und Geld, um bei dem, woran sie glauben und was sie lieben, so nahe wie möglich zu sein. Das Leben mit solchen Menschen ist nicht immer einfach. Fast jedes Gespräch und fast jede Begegnung mit ihnen endet in dem für sie so wichtigen Bereich.
Die Begeisterung wird manchmal mit Fanatismus verwechselt. Er tritt dort auf, wo sich die Überzeugung mit Intoleranz gegenüber jeder anderen Meinung vermischt, dort, wo das kritische Denken ausgeschaltet und jede in Fragestellung als Bedrohung erlebt wird. Als Christen sollen wir Begeisterte und keine Fanatiker sein.
Pfingsten ist ein Fest der Begeisterung im doppelten Sinn: das Fest der Begeisterung Gottes für seine Idee, Menschen zu lieben und sie als eigene Kinder und Erben zu beschenken und dann das Fest der Begeisterung der Menschen, die sich von Gott beschenken lassen.
Gott ist ein Begeisterter. Er liebt seine Schöpfung, er liebt die Menschen, er glaubt an uns. Er geht auf uns zu, nicht um uns zu richten, sondern um uns zu retten. Er sendet seinen Sohn als Licht für die Welt, um alle zu erleuchten, also seine Liebe zu uns greifbar zu machen. Er beschenkt uns mit seinem Beistand, damit wir in der Welt bestehen können. Gott lebt für seine Geschöpfe, aus Liebe zu uns allen.
Die ersten Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu waren begeisterte Menschen. Sie lebten für seine Botschaft. Durch sie wurden sie verändert und dadurch erkennbar in der Gesellschaft. Ihre Werke gaben Zeugnis dafür, dass sie zu Gott gehören.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
auch wir sind eingeladen, Begeisterte zu sein. Begeistert, also sich von Gott geliebt wissen, von ihm begleitet, nicht im Stich gelassen. Begeistert, also frei, ohne Furcht, weil wir Gott als schützende Kraft haben. Begeistert, also auf das Gute ausgerichtet.
Alle, die in der Nachfolge Christi stehen, sollen begeistere Menschen und keine Fanatiker sein. Alle, die sich von Geist Gottes leiten lassen, sollen daran denken, dass es Gott nicht zuerst darum geht, etwas zu tun, missionarisch zu sein, Überzeugungsarbeit zu leisten, sondern zuerst zu glauben, dass wir von ihm geliebt sind. Denn nur die Liebe bewegt einen Menschen zu einer echten Veränderung. Nur die Liebe gibt die Möglichkeit, in Freiheit den Weg des Heils zu gehen, sich vom Herzen für ihn zu entscheiden.
Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt echte Begeisterte zu sein. Ich wünsche uns, dass wir – von Gott geliebt – aus dieser Liebe uns selbst und die Umgebung gestalten.
Slawomir Dadas
Pfarrer