Wir kennen alle den Ausdruck „zu spät“.
Wenn wir mit dem Zug verreisen wollen, und der Zug ist schon abgefahren, weil wir uns verspätet haben, dann ist das ärgerlich. Aber dann nimmt man die nächste Zugverbindung. Aber wenn der Zug Deines Lebens abgefahren ist, und es war für Dich zu spät!?
Dieses Wort „zu spät“ steht wie eine große Warnung als Überschrift über unserem Evangelium, das wir eben gehört haben.
Zwei Personen werden uns vorgestellt: Da war ein reicher Mann, der das Leben in vollen Zügen genoss, der Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Es wird übrigens nicht gesagt, dass er ein schlechter Mensch war. Aber zur gleichen Zeit lag draußen vor der Tür des Reichen einer namens Lazarus. Er war so arm, dass er nichts zu essen hatte. Er lebt auf der Schattenseite des Lebens.
Jesus macht da in dieser Stelle der Geschichte einen Riesensprung bis nach dem Tod dieser beiden Männer: beide starben; da sind wir alle gleich.
Und jetzt ist es auf einmal umgekehrt: Lazarus: Er wurde von Engeln in Abrahams Schoß getragen. Nicht einfach weil er arm war, findet sich Lazarus in Abrahams Schoß, sondern als glaubender Mensch, der alles von Gott erwartet und erhofft hat.
Und von dem Reichen wird gesagt: Er war in der Unterwelt und litt furchtbare Qualen. Nicht deshalb findet er sich im Feuer der Unterwelt, weil er reich war, sondern weil er blind und taub war für das, was sich vor seiner Tür abgespielt hat. Reichtum allein, Armut allein sind für Jesus nicht als solche schlecht, oder gut. Auch in Häusern von Reichen war er eingeladen, und er ließ sich auf Gemeinschaft mit ihnen ein.
Die Frage dieses Evangeliums an uns heute ist: Wenn Jesus in meinem/Deinem Leben so einen Sprung macht bis nach dem Tod, wie würde dann Deine Geschichte weitergehen? Vielleicht sagen Sie jetzt: Das weiß man ja sowieso nicht, was nach dem Tod ist. Darüber weiß ja keiner etwas Genaues. O doch! Die Bibel macht etliche sehr konkrete Angaben über das, was nach dem Tod ist. Und eine dieser konkreten Aussagen ist die, dass die Möglichkeit besteht, dass Du einmal endgültig draußen bist. Und wenn Du dann rufst: ‚Herr, Herr, wir haben doch jeden Sonntag mit dir Eucharistie gefeiert’, dann wird er Dir möglicherweise sagen: ‚Ich kenne Dich nicht!’
Wie würde meine/Deine Geschichte weitergehen?
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Die Geschichte, die Jesus erzählt, endet nicht glücklich mit einem happy end. Sie hat eine sehr ernüchternde Botschaft: Es gibt ein Zu spät. Der Tod setzt meinem Leben ein Ende. Was ich davor versäume, kann ich nicht einfach danach nachholen. Die Bibel ist hier sehr nüchtern: Das Leben hier ist einzigartig, hier fallen Entscheidungen von bleibender Bedeutung. Jetzt ist diese Zeit! Jetzt ist die Zeit, auf Gott zu hören! Jetzt ist die Zeit, seine Weisung zu Herzen zu nehmen. Jetzt ist die Zeit, die Not des andern zu sehen und ihm beizustehen. Jetzt ist die Zeit, den Nächsten meine Liebe spüren zu lassen. Wir haben genug Gelegenheiten, Gutes zu tun. Ich hoffe dass es für mich und dich dann nicht zu spät wird. Amen.