Kirchenvisionen – Orientierung in der Zeit des Kirchenumbaus

„Ein Drittel der Katholiken hat schon einmal über einen Austritt aus der Kirche nachgedacht.“ – „Es ist ein Wunder, wie viele Leute sich in der Fülle ihrer Wahlmöglichkeiten für das Christentum entscheiden!“
Wie anders lesen sich die beiden Sätze! Während der erste ein Gefühl der Lähmung und des Untergangs auslöst, kann der zweite zu regelrechter Begeisterung führen.

Universitätsprofessor DDr. Paul Zulehner referierte zum Thema Kirchenvisionen – Orientierung in der Zeit des Kirchenumbaus. Visionen anstelle von Resignation und Bürokratie; die Vision eines Heil-Lands mit dem erbarmenden Herzen Gottes. Ein Perspektivenwechsel kann eine völlig neue Sicht schenken und vor dem Frust in der Zeit des Kirchenumbaus schützen.

Vom Schicksal zur Wahl
„Wir haben viele Katholiken und darunter einige Christen“. War bis vor wenigen Jahrzehnten Religion Schicksal, so gibt es heute auch in diesem Lebensbereich die Wahl; daher sollten Zahlen anders interpretiert werden. Die bewusste Entscheidung zum Christ-Sein bringt Qualität anstelle von Quantität; derzeit passiert die Annäherung an den biblischen Normalfall.

Von Irritationen (Missbrauch, Kirchenbeitrag, Rolle der Frau, Zölibat …) zu Gratifikationen („Kundenbindung“ durch Taufe, kirchl. Begräbnis …)
Die Beseitigung der Irritationen alleine ist noch kein Anreiz zum Perspektivenwechsel. Entscheidend ist, dass die Bindungskraft nicht von einem Panzer der Irritationen überrollt wird. Aktive Mitgestaltung ist wichtig; u. a. durch die Teilnahme an einer Umfrage zu großen Themen auf http://www.wodruecktderschuh.at/)

Vom Heilspessimismus (nur wenige werden gerettet werden) zum Heilsoptimismus (=leere Hölle)
Wir trauen Gott zu, dass er alle rettet – die Kirche ist für die Rettung nicht verantwortlich. „Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“ (Kol 1,16b) – Muslime, Atheisten, Buddhisten, spirituelle Pilger, Christen – die sieben Werke der Barmherzigkeit geben Orientierung für den richtigen Weg. Vollendendet ist, wer eine Liebende, ein Liebender geworden ist.

Das Missionsstatement Jesu „Ihr seid das Licht der Welt“ ermutigt in Zeiten des Kirchenumbaus: „Macht euch keine Sorgen, wenn ihr klein seid, aber sorgt dafür, dass euer kleines Licht leuchtet“. „Ihr seid das Salz der Erde“ ist der Zuspruch Jesu, heilende Gemeinschaft sein zu können. In der Nachfolge des Heilands kann Kirche Heil-Land sein.

Mehr als 150 Interessierte aus der näheren und weiteren Umgebung folgten den spannenden, fundiert und pointiert vorgetragenen Visionen. Im Anschluss daran stand Prof. DDr. Zulehner den Fragen der TeilnehmerInnen noch Rede und Antwort. Hören Sie hier den gestrigen Vortrag zum Thema Kirchenvisionen.

Fotos: Felix Eichberger, Video Paul Zulehner