Dich hat der Himmel geschickt

Rudi_predigtDer Engel Gabriel wurde von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.

Letzten Sonntag haben wir über den Engel der Wachsamkeit gesprochen. Heute geht es um die Engel als Überbringer der Botschaften Gottes. Sozusagen die ureigenste Aufgabe der Engel. Die Wörter hebräisch „malach“ und griechisch „angelos“, die beide mit Engel übersetzt werden, bedeuten nichts anderes als Bote.

Und Gabriel ist der Bote schlechthin. Im Alten Testament richtet er den Propheten Daniel aus seiner Verzweiflung auf mit dem Wort: „du bist von Gott geliebt“. Im Neuen Testament verkündet er zuerst Zacharias und seiner Frau Elisabeth die Geburt ihres Sohnes Johannes.

Und im eben gehörten Evangelium vom Fest Mariä Empfängnis, das wir ja heute auch feiern, bringt er die Botschaft, dass der Welt der Heiland geboren wird, durch sie, Maria.

Der Gruß des Engels wurde zum Volksgebet: „Gegrüßet seist du, Maria“.

 

Die Schilderungen in der Bibel haben viele Künstler zu den uns bekannten Darstellungen veranlasst.  Weißgekleidete Gestalten, hoheitsvoll, groß und mächtig, meist mit Flügeln versehen.

Aber Engel sind keine physischen Wesen, sie sind keine eigene Personen. Engel sind ein Bild dafür, dass Gott sich in unser Leben einmischt. Es ist Gott selber, der im Engel die Erde und uns selber berührt.

Der Engel dringt in unser irdisches, weltliches Leben ein, er bringt etwas aus Gottes Ewigkeit in unser begrenztes, alltägliches Leben. Der Engel ist Träger der Botschaften, die Gott uns zukommen lässt.

Wir wissen alle, was eine Pipeline ist. in den letzten Jahrzehnten sind Pipelines, Leitungen, zu den Lebensadern unserer Existenz geworden. Öl, Gas, Elektrizität, Fernwärme, Wasser, Information, alles läuft durch solche Pipelines.

So können wir uns Engel vorstellen. Sie sind wie eine Pipeline. Der Inhalt aber, der da hindurch transportiert wird, der kommt von Gott.

 

Die Menschen, denen ein Engel begegnet, sind nicht privilegiert. Wir dürfen uns von den dramatischen Erzählungen der Bibel nicht täuschen lassen. Tatsächlich platzt die Botschaft, also der Engel, mitten in unseren Alltag. Die Botschaft ist wichtig, der Engel selbst nicht. Und die Menschen, zu denen Engel kommen, müssen weder ein bestimmtes Alter haben, noch müssen sie besonders fromm oder besonders gläubig oder sonst irgendwie besonders sein. Die Botschaft, also der Engel, kommt, wann immer es Gott für richtig hält.

Und die Engel haben keine vorgegebene Gestalt. Und sie werden kaum weißgekleidet, groß, mächtig sein oder gar Flügel haben. Die meisten Engel, die uns begegnen, das sind Menschen wie du und ich.

Haben wir nicht alle schon einmal gesagt, oder gedacht: „dich schickt der Himmel“, wenn uns in irgendeiner Form erlösende, helfende Worte gesagt worden sind, wenn uns jemand zur Seite gestanden hat, als wir dringend Hilfe gebraucht haben? Als wir wie Daniel ein Ereignis nicht verarbeiten konnten oder als wir, wie Maria, einfach Angst hatten? Kann gut sein, dass da die Hilfe, dass da das Wort tatsächlich vom Himmel, von Gott gekommen ist, und der Bote war in diesem Moment tatsächlich ein Engel.

Genau so kann es sein, dass wir von Gott in den Dienst genommen werden als Engel. Dass wir erlösende Worte sagen, dass wir zur Seite stehen, weil Gott es uns eingegeben hat. Dass wir einander anrühren, dass wir neues Leben im anderen wecken.

Dann waren wir Engel.

 

Aber denken wir daran, die Engel sind nicht wichtig, wichtig ist die Botschaft.