Stephanus hat Farbe bekannt für seinen Herrn und dafür mit seinem Leben bezahlt. In unserer säkularen Welt wird der Glaube oft als ausschließlich private Angelegenheit deklariert.
Ist das so? Oder könnten wir nicht mehr mit der Überzeugung leben, dass unser Glaube die anderen sehr wohl etwas angeht. Nicht, weil wir andere belästigen wollen, sondern weil wir anderen zeigen wollen, wo wir unsere Hoffnung haben.Zweifellos kann man unserer Kirche viel vorwerfen. Aber man kann ihr ganz bestimmt nicht vorwerfen, dass sie kein Gefühl für Dramatik, oder Dramaturgie hätte.
Wir sind alle in Weihnachtsstimmung. Das heißt, wir sind sanfter gestimmt, vielleicht freundlicher, weicher, zugänglicher. Natürlich wird das gefördert auch durch kommerzielle Interessen, natürlich auch gefördert durch das rührende Bild der Heiligen Familie in dem mehr oder weniger heimeligen Stall.
Aber wir sind doch alle auch angerührt von der wirklichen Botschaft, die hinter dem Weihnachtsfest steckt: dass Gott, unser aller Schöpfer und der Schöpfer von allem, was da ist, Mensch geworden ist. So völlig Mensch, dass er sein irdisches Leben begonnen hat wie wir alle: als winzig kleiner, verletzlicher, völlig auf Hilfe von außen angewiesener Säugling.
Wir denken an den Frieden, den wir hier, bei uns, im Großen und Ganzen haben und den so viele unserer Schwestern und Brüder nicht haben.
Und wir denken vielleicht auch daran, dass es Frieden nicht nur im Großen und Ganzen geben soll, sondern dass der, als Voraussetzung, im Kleinen sein muss, in unseren Familien, unter unseren Freunden, in unserer Gemeinschaft, und dass dieser kleine Friede etwas ist, wo wir selber etwas tun können und etwas tun müssen. Dass dieser kleine Friede von uns abhängt.
Ja, und heute, am zweiten Weihnachtsfeiertag, da knallt uns unsere Kirche solche Lesungen hin.
Im Evangelium, da ist nicht mehr das Baby, das da lieb brabbelt, nicht mehr das süße Kind. Da ist ein Mann mit 30 Jahren, der polarisiert. Der Freunde hat und Anhänger, die ihm total vertrauen, die für ihn alles tun möchten. Und der Feinde hat, die ihn lieber heute als morgen aus dem Weg räumen wollen.
Und dieser Mann, Jesus, der räumt auf mit der Idee, dass von jetzt an alles wundervoll sein wird, alles entspannt, alles lieb
Er erklärt, dass es Verfolgung geben wird, Boshaftigkeit, Zwietracht bis in die Familie hinein, in die Freundschaft, in die Gemeinschaft.
Und in der Lesung haben wir gehört, dass das genau so gekommen ist. Stefanus ist der erste Zeuge für Christus, der mit seinem Leben eingestanden ist für seinen Glauben. Es sind ihm viele nachgefolgt, und es folgen ihm bis heute viele nach – heute mehr denn je.
Ein unglaublicher Kontrast zu Weihnachten?
Als Stefanus von seinen Widersachern bedrängt war, als schon fast die ersten Steine geflogen sind, da, so haben wir es in der Apostelgeschichte gehört, da sah er „den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“.
Und das ist kein Kontrast zu Weihnachten.
Das ist das Geheimnis von Weihnachten. Der Himmel ist offen. Gott hat die Grenze zwischen Himmel und Erde niedergerissen. Er ist Mensch geworden. Seitdem sind Himmel und Erde miteinander versöhnt. Der Menschensohn steht ein für alle Mal zur Rechten Gottes.
Das Geheimnis von Weihnachten ist:
Gott ist auf der Welt,
und der Mensch hat seinen Platz im Himmel.