Asterix und Obelix erobern die Vogelweide

predigt2„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.“ (Phil 4,4-7)

 

 

Liebe Bewohner der Vogelweide,

als die Menschen in der Vogelweide noch in Holzhütten wohnten, halb nackt durch die Gegend liefen und aus den Tonschüsseln ihre Wildschweinsuppe schlürften, wurden sie von den Römern überfallen und gezwungen, den römischen Sittenverfall zu übernehmen. Die spinnen die Römer.

Der Dorfälteste – der Vogelweidus– rief nun zwei bekannte Gallier – den Asterix und den Obelix – zu Hilfe, um das Dorf von dem römischen Einfluss zu befreien. Als sie hier ankamen, fanden sie Unterkunft in der Pfarre zum Heiligus Familius, um die Situation besser kennenzulernen. Bereits am ersten Tag wurden Sie von Pfarrerus Slawomirus herumgeführt, um über die Not in der Gegend zu erfahren.

Zuerst besuchten sie die Frauenbewegung, die sehr glücklich war, so starke Männer zu Gast zu haben. Denn angeblich gehen die Frauen nur in die Kirche, um sich am Anblick der Muskeln der Liturgen zu erfreuen, wie des jungen sportlichen Kaplanes Nikus. Ja es gibt sogar Gerüchte, dass gerade Frauen die größten Gegnerinnen von weiblichen Ämtern in der Kirche seien, damit sie nicht auf die durchtrainierten Körper verzichten müssen. Darum sollte angeblich jeder Pfarrerus, der länger als zehn Jahre da ist und nicht mehr seiner Anfangsform entspricht durch einen neuen, jüngeren ersetzt werden. Die spinnen die Frauen. Ja, so freute sich die Elkitia mit ihrem Team, die jungen starken Gallier bekochen zu dürfen; allerdings reichten die 20 verschiedenen Suppen dem Obelix gerade einmal als Vorspeise.

Dann wollten sich Asterix und Obelix ein Bild von der Männertruppe machen, die gegen die Römer kämpfen könnte; und so suchten sie eine Männerbewegung. Leider versteckten sich die Männer mit der Begründung, dass ihre Herzen und ihre Lungen durch den ständigen Konsum von Weihrauchglimmstängel zu geschwächt sind, um sich mit Obelix zu messen. Und sie trauen sich auch nicht den Fragen des Asterix zu stellen, weil die meisten noch nie bei einem Vortrag des Pfarrerus gewesen seien. Die spinnen die Männer.

So beschlossen die beiden, sich den Nachwuchs anzuschauen und stellten dabei fest, dass auch dort überall die Frauen Oberhand haben, ob bei den Ministrantusen – Julinitia, bei den Jungscharusen Sophitia oder auch Jugendusen Lenitia. Irgendwas muss mit den Vogelweider Burschen nicht ganz in Ordnung sein, denn es gibt Gerüchte, dass sie nur noch in den Holzhütten sitzen und Computeros spielen, weil sie keine Vorbilder hätten, wie man ein echter Mann wird. Die spinnen die Burschen.

Darum wurde entschieden, eine pfarrliche Männerausbildung unter der Leitung von Asterix und Obelix zu starten.

Zuerst musste ihnen Obelix die Bierflaschen abnehmen, denn die Wissenschaft sagt, dass diese nur ein Überbleibsel aus der Frühkindheit sind, in der den Burschen in ihren Angstzuständen ein Flaschi oder ein Schnulli in den Mund gesteckt wurde. Einigen wird nachgesagt, dass sie noch immer daran glauben, dass Bier oder Wein die Zaubergetränke des Mirakulix sind, um die Manneskraft zu stärken. Die spinnen die Trinker.

Weiters wurden sie zu mehr Sport verpflichtet, damit sie öfters in den Gottesdienst kommen; denn angeblich bleiben sie ihm so oft fern, weil sie die Bewegungen wie Aufstehen oder Kniebeugen nicht ohne Schnaufen machen können. Jeder aber, der sich der Disziplin nicht unterordnet, wird dem Josefus zugeteilt, um bei der Caritas-Haussammlung seine Kilometer zu machen und dadurch die Kondition zu verbessern.

Eine der schwierigsten Übungen für die Männer war es, sich in der Dunkelheit nicht zu fürchten, denn bisher konnten das nur die Wenigsten. Die meisten haben aus Angst so viel in der Nacht geschrien, dass sie sogar die Nachbarn und die Nachtwächter aufweckten, die ihnen zur Hilfe eilten. Die spinnen die Schreier.

Der Asterix bemühte sich um die religiöse Ausbildung der Männer. Denn einige von ihnen meinten, dass die von der Gabitia angebotene Meditation ein Schönheitsschlaf für die Frauen ist. Man munkelt auch, dass sie zu den Bibelrunden nicht kommen, weil nicht alle von ihnen lesen können; darum wird das Lerncafe ausgeweitet und für die Männer angeboten. Sie sollten auch begreifen lernen, dass eine Wallfahrt nicht zum Senioren Beauty-Programm gehört, sondern auch den Männern im besten Alter helfen kann, den Kopf frei zu bekommen und den Geist zu stärken, was einigen besonders schwer fällt.

Die ursprünglich für drei Monate vorgesehene Ausbildung musste auf zwei Jahre ausgedehnt werden, weil sich einige der Männer als hartnäckige Verweigerer der geistlichen Männlichkeit erwiesen und viel lieber hätten, weiterhin von Frauen beherrscht zu werden. Die spinnen die Pantoffelhelden.

Aber am Ende hat alles ganz anders ausgeschaut. Als die Frauen den körperlichen und geistigen Fortschritt der Männer sahen, wählte sogar die Frauenbewegung einen Mann als Stellvertretenden Vorsitzenden – den Pepus, weil er in der Ausbildungszeit auf den Genuss von Weihrauchglimmstängel verzichtete.

Ja, der Asterix und der Obelix erfüllten ihre Aufgabe gut. Die Männer vertrieben die Römer, befreiten sich vom Sittenverfall, wurden fromm und stark, wie es sich für einen Vogelweidus gehört. Sie lernten sogar, angstfrei und ohne Geschrei in den Nächten herum zu gehen. Auch die Burschen machten mehr Sport und Geistesübungen, wie es ihnen die Älteren vorgelebt haben – und sie merkten, dass ihnen genau das gut tat und sie deutlich besser bei den Mädchen ankamen.

Seitdem waren auch die Frauen nicht mehr darauf fixiert, dass der Pfarrerus so austrainiert sein muss, weil sie sich an ihren eigenen Männern erfreuen konnten. So wurde die Klausel: „Nach zehn Jahren Pfarreruswechsel“ aufgehoben und der Pfarrerus durfte auch fünfzehn Jahre bleiben.

Ja den Asterix und den Obelix könnte man auch in unserer Zeit brauchen, um dem Sittenverfall der Globalis zu begegnen. Aber ich glaube, dass die heutigen Vogelweidis auch aus eigener Kraft dazu imstande sind, den Jungen ein Vorbild der Frömmigkeit und der geistigen Stärke zu sein. Wenn es aber nicht so sein sollte, dann könnten die Frauen ihre Männer mit dem Liebensentzug unter Druck setzen; denn diese Waffe hat schon immer in der Geschichte funktioniert, um höhere Ziele zu erreichen. Der spinnt der Pfarrerus. Amen.

Slawomir Dadas
Pfarrer

3 Gedanken zu „Asterix und Obelix erobern die Vogelweide

  1. Predigt ist ausgezeichnet. Ich glaube, die Schuld , dass die Männer so wenige sind ist die Bequemlichkeit.

  2. Ob die Faschingspredigt wirklich dazu beigragen kann, dass die Herren das Fernsehprogramm gegen einen Vortrag unseres Herrn Pfarrerus Slawomirus eintauschen? Lassen wir uns überraschen 😉

  3. Hoffentlich schnappen uns die Männer nach dieser Faschingspredigt nicht alle Plätze bei den spirituellen Angeboten der Gabitia und den Vorträgen des Pfarrerus weg 😉

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