Die meisten von uns sind gern modisch gekleidet, ich auch. Wir haben schöne Schuhe, Pullover, Jacke und wissen wahrscheinlich nicht, wo unsere Kleidung hergestellt wurde. Wenn wir genau schauen, dann sehen wir: made in Pakistan, Indien, Thailand, Vietnam, Bangladesch usw.
Wir bedenken nicht, dass Menschen (fast nur Frauen) unter unwürdigen Bedingungen unsere Kleidung herstellen müssen. Sie werden als Lohnsklavinnen misshandelt, damit billig Baumwolle und Kleidung produziert werden kann. Die Endprodukte landen dann in den Schränken modebewusster Europäer und Amerikaner. Vielleicht denken Sie: wir sind nicht Schuld, dass es so ist. Wir können nicht viel für diese Menschen tun. Wir fühlen uns oft ratlos, ob wir in fernen Ländern etwas bewegen können, bedenken aber nicht, dass im Vertrauen auf Gott schon durch kleine Schritte eine Veränderung möglich ist. Überall, wo wir verzweifelten Menschen Hoffnung auf Überleben schenken, gerechte Arbeit, Sicherheit, Hilfe, öffnet sich für sie ein Stück Heimat.
Die katholische Frauenbewegung mit der Aktion Familienfasttag trägt zur Veränderung bei. Sie unterstützt Partnerorganisationen, die Bildungs- und Informationsarbeit in den indischen Dörfern leisten, indem sie Menschenrechtverletzungen aufzeigen, die Rechte der jungen Frauen einklagen und auf politscher Ebene die Abschaffung der Lohnsklaverei fordern.
Wir Christen leben aus dem Glauben an die Gegenmacht der Liebe und der Hoffnung. Wir glauben an die Kraft, die aus der Haltung zum Teilen erwächst. Durch unsere Unterstützung bekommen viele Familien ein Dach über dem Kopf, ein Zuhause. Vielen Frauen und Kindern wird der Zugang zu Bildung ermöglicht. Ohne Bildung werden sie nie eine Chance haben, der Armut zu entkommen.
Gemeinsam mit der Frauenbewegung wollen wir an die Menschen denken, die sich selbst nicht helfen können. Unsere Eucharistiefeier ist nur dann Ort der Gegenwart Gottes, wenn dabei auch jene Menschen Platz haben und gegenwärtig sind, die unserer Solidarität am dringendsten bedürfen. Als Christen fühlen wir uns für sie mitverantwortlich. Deshalb wollen wir alle jene, denen durch diese Aktion ein menschenwürdiges Leben ermöglicht wird, in diesem Gottesdienst symbolisch in unsere Mitte nehmen. Wir wollen nicht nur etwas für sie spenden, sondern auch für sie beten.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Ich möchte Ihnen danken für Ihre Solidarität. Für die Solidarität in so vielen Sammlungen und Aktionen der Caritas, der Aktion Bruder und Schwester in Not, für die 3. Welt usw. Es ist nicht immer selbstverständlich, dass wir etwas teilen müssen. Es ist aber immer wieder großartig zu sehen, wie viel Solidarität die Christen in unserer Kirche, Pfarre, in unserem Land, Jahr für Jahr, üben.
Vielleicht haben auch Sie schon die Erfahrung machen dürfen, wenn Sie aus freiem Willen teilen, andere beschenken, dann erhalten Sie oftmals das „Doppelte“ an Zuwendung von Menschen zurück. Das ist eine eigene Logik des Teilens. Wenn uns das gelingt, dann werden wir wie Abraham und Sara gesegnet sein und ein Segen für alle Völker der Erde sein-dazu ruft uns Gott heute.
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Am Ende meiner Predigt möchte ich noch etwas machen: In der Einleitung haben Frauen gesagt „Heimat mit anderen teilen“ kann vieles bedeuten: Wir können Menschen aus einem fremden Land bei uns eine neue Heimat anbieten, ermöglichen.
Ich lade jetzt Menschen aus anderen Ländern ein, aufzustehen. Menschen, die hier in Österreich, in Wels Heimat gefunden haben. Eine große Zahl von Menschen.
Schön dass Sie da sind!
Die Pfarrgemeinde möchte ich einladen: nehmen Sie diese Menschen wahr! Zeigen Sie ihnen, dass sie willkommen sind!
Niko Tomic, Kaplan