Aber – was bedeutet eigentlich das Leben für die verschiedenen Menschen? Diese Frage beantwortete Pfarrer Slawomir Dadas anhand von soziologischen Milieustudien:
Demnach haben knapp 40% Grundwerte wie wir: Frieden, Familie, Gesundheit … 10% definieren sich ausschließlich über ihren Konsum, wiederum andere verorten das Leben in Business und Karriere …
Was aber ist mit Leben in der Bibel gemeint?
Zugänge im Alten Testament:
Das Leben ist DAS Thema des AT. Es beginnt hier auf der Erde als Volk Gottes und findet in Bildern seinen Ausdruck. Ein Leben in Fülle wird beschrieben mit Segen, Frieden, Heil, Wohlstand, Milch und Honig, Wein, Glück, Gesundheit u. v. m. Im Laufe der Zeit bildete sich in Israel die Meinung, dass jene, die nahe an der Schöpfungsgeschichte gelebt haben, mit besonders langem Leben gesegnet waren. Im Umkehrschluss, dass kurzes Leben eine Strafe Gottes für Verbrechen, Schuld, Sünde sei.
Diese Haltung wurde aber auch relativiert (Weisheit 4,7-18)
Zugänge im Neuen Testament:
Das Leben ist von Anfang an begrenzt, beschränkt, vorläufig.
Bei den Synoptikern ist oft die Rede vom ewigen Leben (Mt 19,16-23), bei Paulus werden die beiden Wirklichkeiten verbunden (Röm 6,3-11).
Das Reich Gottes ist nahe, Auferstehung geschieht schon hier auf der Erde, durch die Auferstehung Jesu Christi haben wir schon Anteil am neuen Leben. Wir sollten danach streben, wie Christus zu leben (Kol 3,1-16), denn wenn jemand für das eine tot ist und für das andere lebt, hat er schon hier das Leben in Fülle. Das ewige Leben ist schon gegenwärtig (Eph 2,5-6)
Leben feiern in der Osternacht
- Lesung der Schöpfungsgeschichte, Gen 1,24-31: Gott ist der Gott des Lebens; er ermöglicht ein geordnetes, harmonisches Leben, in dem alles einen guten Platz haben kann.
- Jes 55,1-2
- Speisensegnung
Ist eine Tradition, die uns sowohl mit dem AT wie auch mit dem NT verbindet.
Mit dem AT: die gesegneten Speisen – Fleisch, Brot, Eier – symbolisieren alles, was der Mensch braucht, um das Fest des Lebens gestalten und feiern zu können
Mit dem NT verbindet uns die Mahlgemeinschaft; sich selber nicht beschneiden, sondern das Leben genießen
Wir sollen uns also nicht über Werte wie Konsum, Karriere, Hedonismus … definieren, sondern über das Leben in Fülle; über die Verbundenheit miteinander in Frieden und Glück. Wir sollen dem Einen (Zorn, Wut, Bosheit, Schamlosigkeit, Habsucht …) tot sein und dem Anderen (Erbarmen, Güte, Demut, Liebe) leben.
Die Fastenzeit sollte nicht das Leben verhindern, sondern uns frei machen von allem, was uns am Leben hindert: Abhängigkeiten, Unmäßigkeit, … damit wir das Leben in Fülle finden. Es geht nicht um Beschneidung oder Kasteiung, sondern um einen Verzicht auf alles, was das Leben tötet, um den Mehrwert des Lebens in Fülle zu entdecken.