Heimat für alle wollen wir als Pfarre sein – so steht es in unserem Leitbild. Und deshalb beschäftigen wir uns in diesem Kirchenjahr immer wieder mit dem Begriff Heimat.
Im Advent haben etliche Menschen unserer Pfarrgemeinde preisgegeben, was für sie Heimat bedeutet.
Viele machten die Heimat an einem bestimmten Ort fest. Manchmal auch an einem bestimmten Ort, der verlassen wurde oder verlassen werden musste. Der aus den verschiedensten Gründen zurückgelassen wurde, wo das Herz aber dort geblieben ist.
Andere finden ihre Heimat in einer größeren oder kleineren Gemeinschaft, konkret in der Familie oder unter Freunden oder beim Sport mit Gleichgesinnten. Und oft finden sie Heimat auch in der Gemeinschaft der Menschen hier in der Pfarre.
Und schließlich sind es Gefühle, die Heimat ausmachen.
Angenommen und Geborgensein;
die Nähe eines Gegenüber spüren;
sein können wie man ist und sich nicht verstellen, nicht besser machen zu müssen;
sich behütet und beschützt zu fühlen;
kurz: geliebt zu sein.
Die beschrieben Gefühle führen uns wie von selbst zur Idee, die Heimat im Glauben, die Heimat bei Gott finden zu können.
Und gerade das zeigt uns Jesus ja. Wir hören es immer wieder im Evangelium. So auch in der heutigen Stelle von der Frau am Jakobsbrunnen: er nimmt mich an. Er sagt ja zu mir, so wie ich bin. Er macht mir klar, dass Gott mich ausgesucht hat, zu ihm zu gehören, ausgesucht, sein Kind zu sein. Er steht zu mir, er traut mir etwas zu. Und Jesus wird nicht müde, immer wieder zu betonen, dass Gott den Menschen liebt, dass Gott uns liebt, jeden von ihnen – und mich auch.
Meine Frau und ich haben uns seit vielen Jahren zur Gewohnheit gemacht, bei Auslandsaufenthalten wenn irgend möglich am Sonntag eine Kirche zum Gottesdienst aufzusuchen. Es ist erstaunlich, wie sehr man da diese Heimat im Glauben spürt. So sehr, dass jeder einzelne dieser Gottesdienste unvergesslich ist – ich könnte sie alle aufzählen.
Besonders gern denke ich an die Eucharistiefeier in der Kirche eines kleinen Fischerstädtchens in Portugal zurück. Von der Sprache habe ich kein Wort verstanden, und die südländische Frömmigkeit ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Aber eines war sofort klar: hier bin ich zu Hause. Einfach vor Gott stehen neben vielen, völlig unbekannten Schwestern und Brüdern im Glauben. Hier wurden mir meine Verwurzelung im Glauben wieder ganz stark bewusst. Und das Vater unser, das ja in fast allen Sprachen den gleichen Rhythmus hat, habe ich selten so intensiv gebetet.
Vielleicht spüren wir diese Heimat im Glauben gerade im Ausland so sehr, weil da die anderen Beheimatungen weit weg sind.
Die Wahrheiten, die hinter diesen Empfindungen stehen und die uns hin und wieder so klar werden, die müssen wir verinnerlichen.
Wenn sie zu einem Teil von uns geworden sind, dann tragen wir Heimat immer mit uns.