Im Werbeblock, da kommt der Tod nicht vor. Wir sehen Menschen, die jung und schön sind, oder zumindest junggeblieben sind.
In den Nachrichten, die an den Werbeblock anschließen, ist der Tod aber allgegenwärtig: Krieg-live, Tote – Soldaten und Zivilisten. Da wird gelitten und gestorben, geblutet und geschrien, laut und vernehmbar. Doch gleich geht die Werbung weiter. Du erfährst, dass du nicht vom Brot allein lebst, sondern auch von Ferrero Pralinen. Und RedBull vermittelt dir ein besonderes Lebensgefühl. Was willst du noch mehr.
Und doch ist eines sicher: uns alle erwartet einmal dasselbe Los.
Wie gehe ich jetzt mitten im Leben mit dieser Wahrheit um? Woran will ich mich halten, wenn meine Stunde kommt? Ich glaube, es lohnt sich, diese Frage einmal bewusst zu überdenken, gerade heute, wo wir mit großem Aufwand feiern, dass wir Hoffnung haben dürfen, Hoffnung über den Tod hinaus. Wenn die österliche Hoffnung nicht nur ein leeres Lippenbekenntnis ist, dann zwingt sie uns geradezu, schon mitten im Leben auch an den Tod zu denken, der dann ja der Prüfstein für diese Hoffnung ist.
Wie gehen wir denn um mit Sterben und Tod? Kommen sie überhaupt noch vor in unserem Leben? Vielfach hat man den Eindruck, dass wir vor dieser Lebenswirklichkeit weglaufen, dass wir sie an den Rand drängen, dass wir den Tod totschweigen wollen.
Ein Wort der deutschen Hospizbewegung: „Der Umgang unserer Gesellschaft mit dem Tod ist ein Spiegel unseres Umgangs mit dem Leben.“
Wenn das stimmt, scheint mit unserem Leben etwas nicht zu stimmen. Denn wenn Sterben und Tod nicht mehr als elementare Stationen des Lebens gelten, wenn man nur noch versucht, sie zu ignorieren, dann fehlt auch unserem Leben etwas. Wer die Augen vor dem Tod verschließt, verschließt sie auch vor der Hoffnung.
Denn so lange es mir gut geht, brauche ich diese Hoffnung nicht. Aber was macht Mensch, der sich mit dieser Oberflächlichkeit zufrieden gibt? Wie will so ein Mensch dann fertig werden mit dem Sterben eines lieben Menschen oder gar mit dem eigenen Sterben?
Wir feiern Ostern. Wir hören von dem, der aus dem Tod ins Leben zurückgekommen ist. Doch was soll das bloß, wenn es für uns den Tod anscheinend nicht mehr gibt, wenn wir das ganze Leben schon haben? Ostern scheint überflüssig zu sein, weil wir den Tod nicht mehr wahrnehmen wollen und daher auch über Auferstehung nicht nachzudenken brauchen. Wir schaffen das Leben schon. Und was uns stört, schaffen wir bequem zur Seite: die Kranken, Obdachlosen, Unangepassten usw.
Wir verbannen das Sterben- und damit auch die Sterbenden. Im Werbeblock kommen sie ja schließlich auch nicht vor.
In unserer jugendlichen, fitten, dynamischen Gesellschaft ist kein Platz für diese Wahrheit unseres Lebens.
Ostern ist aber die Anerkennung dieser Kreuze, die Bestätigung dafür, dass das Leben begrenzt ist. Ostern ist aber auch die Zusage, dass der Tod nicht das letzte Wort über das Leben ist. In diesem Ja steckt die Hoffnung für jeden, nicht nur für den Erfolgreichen, den ewig Jungen und die strahlend Schönen. Auch dem gilt etwas an Ostern, der nichts zustande bringt.
Ostern richtet den Blick darauf, dass nicht nur Jesus auferstanden ist, sondern dass Gott auch uns zum Leben erweckt, in unseren Grenzen, mit unseren Beschränkungen. Da liegt das ganze Leben. Und in diesem Ja zum Leben steckt die Hoffnung von Ostern. Es ist eine Hoffnung, die auch dann noch besteht, wenn der Fernsehapparat ausgeschaltet ist und die Werbeblocks verflimmert sind.
Schwestern und Brüder!
Wir feiern an Ostern nicht nur Gottes Versprechen, dass er uns am Ende unserer Lebenszeit Leben schenkt. Er will unser Leben heute und hier. Mitten in unserem Alltag schenkt er uns österliche Erfahrungen des Lebens. Und so wünsche ich uns, dass wir heute am Osterfest ein Hochfest unseres Lebens feiern können, weil wir spüren und ahnen: Gott ruft mich immer wieder zu neuem Leben.
Niko Tomic, Kaplan