Unsere Heimat ist im Himmel

predigt2„Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.“(Phil 3,20-21)

 

 

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

freuen Sie sich schon, dass Sie einst in den Himmel kommen? Wie stellen Sie sich ihn vor? Vielleicht als einen Ort, an dem Sie Ihre Begabungen weiterhin – aber in Perfektion – ausleben können? Oder als eine Möglichkeit all das aufzuholen, was Ihnen auf Erden vorenthalten wurde – als Erfüllung der hier unerfüllten Wünsche? Oder als die Chance, den Menschen wieder zu begegnen, mit denen Sie schon jetzt über den Tod hinaus verbunden sind?

Wenn es so ist, dann ist auch die Frage berechtigt, ob Sie ein wenig Heimweh nach dem Himmel haben, also nach der Vollendung Ihres Lebens?

Heimweh entsteht dort, wo alles was vertraut ist, was besonders gut tut, was das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, fehlt. Daher können wir uns fragen: Geht uns der Himmel ab? Oder haben wir uns hier auf der Erde so eingerichtet, dass uns eigentlich nichts mehr fehlt? Und wenn uns heute in der Nacht ein Engel erscheinen würde mit dem Angebot, ihm gleich in den Himmel zu folgen, wie viele Ausreden hätten wir parat, um doch noch hier zu bleiben: die Kinder, die Eltern, die angefangenen und noch nicht verwirklichten Pläne …

Wir Christen stehen ein wenig in der Spannung zwischen der irdischen Gebundenheit und dem Ruf nach dem Himmel.

Ich möchte Sie beruhigen: Sie dürfen gerne auf der Erde weiter leben; aber nicht immer und nicht überall. Dort, wo Gott auch in seiner verborgenen Gegenwart unter uns wohnt, dort ist der Himmel und dort sollen auch Sie Daheim sein. Also dort, wo der Himmel mitten unter uns ist, dort dürfen Sie sich wohlfühlen. Viel zu oft vergessen wir, dass Gott mit uns geht, uns begleitet, uns bereits hier und jetzt den Anteil an seinem Leben gibt. Viel zu oft übersehen wir, dass sich in jedem Wort des Trostes, in jeder Geste der Aufmunterung, in jeder Tat der selbstlosen Liebe auf Erden ein Stück des Himmels öffnet und Gott in unser Leben eintritt. Gerade hier und in solchen Momenten sollen wir Zuhause sein, gerade wir sollen solche Räume der Heimat bieten.

Auf der anderen Seite sollen wir nicht Daheim sein, wo Menschen ausgegrenzt und abgeschoben werden, wo den Menschen der Lebensraum beschnitten wird, wo der Profit und die Gier mehr zählen als Gemeinschaft, als das Mitgefühl in einer zwischenmenschlichen Begegnung. Dort sollen wir fremd sein.

Unsere Heimat ist im Himmel, also schon hier auf der Erde, wo Gott Zuhause ist, wo er wirkt und uns zum himmlischen Wirken einlädt.

„Unsere Heimat ist im Himmel“ meint aber auch, noch nicht am Ziel zu sein; sich bewusst zu werden, dass wir Pilgernde sind und hier die endgültige Vollendung nicht erreichen können. Paulus warnt die Christen in Philippi vor der Verführung durch Menschen, die glauben, sich hier endgültig einrichten zu können: „Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.“(Phil 3,19-21)

Der endgültige Himmel ist also dort, wo die Vergänglichkeit in der Herrlichkeit Gottes aufgeht, wo den Brüchen, Enttäuschungen und Verletzungen unseres Lebens ein Ende gesetzt wird, wo Gott jederzeit zum Greifen nahe ist. Sollten wir nicht Heimweh haben nach einer solchen Wirklichkeit?

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

die religiösen Inhalte wurden in den letzten Jahren verstärkt in der Werbung eingesetzt. So findet darin auch das Wort „himmlisch“ eine rege Verwendung. Es gibt nicht nur die himmlischen Düfte, den himmlischen Geschmack, sondern auch die himmlischen Preise oder die himmlischen Sünden, wenn es um die Mehlspeisen geht. Die Werbestrategen versuchen dadurch die menschliche Sehnsucht anzusprechen, die Grenzen des Irdischen überschreiten zu können.

Heute zu Ostern feiern wir, dass Gott als Einziger die Grenzen sprengt, die uns noch vom Himmel trennen. Wir feiern, dass er uns befreit von der Sünde, die das Leben beschneidet und vom Tod, der uns in die Verzweiflung stürzen will.

Ich wünsche uns allen, dass wir das himmlische Wirken Gottes in der Welt immer besser wahrnehmen. Ich wünsche uns, dass wir aus der Sehnsucht nach einer guten Welt handeln und das Heimweh nach dem Himmel nicht verlieren, nach den Himmelsstrahlen hier unter uns und nach der endgültigen himmlischen Vollendung bei Gott.

Slawomir Dadas

Pfarrer