Liebe Schwestern, liebe Brüder,
in der Regel wird im Laufe des Lebens eines Menschen sein Wohnbereich mehrmals verändert, den neu entstandenen Bedürfnissen angepasst. Manchmal ist der Grund dafür ganz einfach: weil sich etwas mit der Zeit abgenützt hat. Eine andere Ursache kann auch sein, dass etwas unpraktisch geworden ist oder dass etwas einfach nicht mehr gefällt. Eines ist aber klar; bei der Umgestaltungen der Räume sollte immer darauf geachtet werden, dass die sie den Zweck – wofür sie also gebaut sind – so gut wie möglich erfüllen und eine einladende Atmosphäre ausstrahlen.
All diesen Regeln unterliegt auch das Kirchengebäude mit dem Zusatz, dass sich darin in der Gestaltung, in der Ausführung, in der Positionierung der einzelnen Elemente das Heilgeschehen, also das Wirken Gottes an uns Menschen, besonders widerspiegeln muss.
Da die Theologie immer eine lebendige Suche nach Gott und nach seinem Wirken in der Welt ist und dadurch immer wieder Gott neu entdeckt und neue Glaubensimpulse setzt, muss sich auch das Kirchengebäude, also der Raum für die Feier des Glaubens verändern, wenn er nicht zu einem Museum degradiert werden will. Wenn Christus hätte es anders wollen, hätte er für einen Kirchenbau Vorschriften gemacht. Er wollte es aber nicht, und so ist unsere Aufgabe auch unseren Kirchenraum immer wieder unter den Aspekten Glauben feiern und Atmosphäre schaffen, gestalten.
Gerade die Feier des Glaubens nimmt in der neuen Kirchenraumgestaltung einen besonderen Platz ein. Der Altar – die Opferplatte aus dem Altentestament bekommt mit Christus eine neue Bedeutung: Er wird einerseits zum Tisch des letzten Abendmahls und andererseits zur Opferstätte Jesu. Und da wir glauben, dass die Feier der Messe – die Eucharistie keine Erinnerung an alte Zeiten, sondern eine lebendige Feier ist, in der Christus mitten unter uns ist, ist der Altar wichtigste Platz der Kirche. So wird er neu auch ein wenig zentraler gestellt, um seine Wichtigkeit zu unterstreichen. Dazu kommt der Ambo, also der Ort der Lesung der Heiligen Schrift, der Worte, die die Geschichte Gottes mit den Menschen festhalten, die unser Leben prägen sollen.
Da wir durch die Taufe zu Kindern Gottes werden und ein Teil der Gemeinschaft der Glaubenden, wird ein Taufstein/Taufbecken, der in unserer Kirche noch fällt, ein wichtiger Teil der Neugestaltung des Kirchenraumes.
In einer Kirche sind die Möglichkeiten der privaten Begegnung mit Gott besonders wichtig. Ob in der Freude oder in der Trauer sollen Menschen, mit Dank, Lobpreis oder mit Fürbitte kommen können. Wir wollen bei der Neugestaltung darauf achten, dass gerade diese privaten, stillen Stunden vor Gott gut möglich sind. Es wird auch eine Wand der Lebensbewegungen von der Taufe bis zum Tod eine besondere Rolle spiele, die nicht unsere Neugierde befriedigen sollte, sondern zum Ausdruck bringt, dass wir eine Gemeinschaft sind; auch wenn wir nicht alle persönlich kennen, trotzdem eine Familie Gottes. Weiters kommt auch ein Aussprache- und Beichtzimmer, das einladen will, im Glauben begleitet zu werden (geistliche Begleitung) oder die sakramentale Vergebung zu erfahren.
Eine freundliche Atmosphäre wollen wir durch einen helleren Boden, durch ein gutes Licht und hoffentlich durch eine gute Heizung erreichen.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
ich kann und will jetzt nicht mehr ins Detail gehen. Ich möchte Sie nur dazu einladen, sich in die Umgestaltung der Kirche einzufühlen, mitzureden und wenn die Zeit kommt vielleicht sogar mitzuhelfen. Ich hoffe, dass es uns mit gemeinsamen Kräften gelingt, dem Kirchenraum eine Form zu geben, die hilft, bei uns den Glauben in allen Lebenslagen und allen Lebensabschnitten gut zu feiern und tiefe Begegnungen mit Gott zu erleben.
Slawomir Dadas
Pfarrer