Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt. Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank. (Joh 6,51-55)
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
die Privatsphäre der Menschen und auch der Institutionen gehört zu den Lieblingsthemen der letzten Jahre, weil sich der Umgang mit ihr durch die neuen Technologien und Medien gravierend verändert hat. Noch vor 20 oder 30 Jahren hatten Sie kaum eine Chance, Ihren Nachbarn in der Unterhose zu sehen. Heute schauen Sie sich sein Facebookprofil an, und Sie erfahren über ihn möglicherweise mehr, als Ihnen angenehm ist. Vor 20 oder 30 Jahren gab es gewisse Tabuthemen, über die man in der Öffentlichkeit einfach nicht gesprochen hat, heute können Sie auf YouTube Geld verdienen, wenn Sie die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten, wenn Sie etwas Intimes Preis geben, etwas, was die anderen peinlich berührt und worüber sie sich lustig machen können.
Auf der anderen Seite gibt es Versuche, die Privatsphäre zu schützen und auszuweiten. Ich kenne keinen anderen Bereich des Lebens, in dem die Gesetze so verschärft wurden wie beim Datenschutz. Seit dem Jahr 2000 gehören zu den besonders schützenswerten Informationen auch solche, die vor 20-30 Jahren fast allen zugänglich waren, wie politische Meinung, Gewerkschaftszugehörigkeit, religiöse oder philosophische Überzeugung eines Menschen.
Ich weiß nicht, wie Sie mit Ihrer Privatsphäre umgehen, was Sie für besonders schützenswert in Ihrem Leben betrachten. Die Snowden-Enthüllungen im Jahr 2013 und die amerikanischen Abhöraktionen machen uns aber bewusst, dass wir manchmal der Welt schutzlos ausgeliefert sind.
Heute feiern wir ein besonderes Fest, an dem es um das öffentliche Bekenntnis zu Gott geht.
In Jesus Christus ist Gott öffentlich geworden. Das größte Geheimnis des Lebens hat ein Gesicht bekommen. Es wurde greifbar und dadurch verletzbar – aber auf diese Weise einzigartig authentisch. Jesus Christus baute keine Mauern, um sich vor den Menschen zu verstecken. Er wählte keine Bodyguards, die ihn und seine Privatsphäre vor der Menge schützen sollen. Er stellte sich mit seinem ganzen Leben und mit seinem Tod zur Verfügung. Noch mehr, im Geheimnis der Eucharistie, in dem Heiligen Brot, ist er auf eine besondere Weise unter uns geblieben. Christus mit seinem Leben, mit seinem Leiden aber auch mit seiner Herrlichkeit ist mitten unter uns und wir sind Zeugen dafür.
Wie Christus sich damals nicht ins Private zurückgezogen hat, so will er heute von uns, dass wir sein Werk und sein öffentliches Tun fortsetzen. Auch wenn einige meinen, dass die Religion und der Glaube eine private Sache sein sollten: wir gehen den Weg der Nachfolge, der immer ein Weg zu den Menschen und mit den Menschen ist. Wir gehen in die Öffentlichkeit, weil es uns nicht egal ist, wenn den Menschen eigeredet wird, dass sie im Konsum das Glück des Lebens finden. Es ist uns auch nicht egal, wenn die Kinder und Jugendlichen zum geistigen Aushungern verführt werden und die virtuelle Welt für sie ein Ersatzgötze sein sollte, der alle ihre Bedürfnisse erfüllt. Wir gehen in die Öffentlichkeit, weil wir den Gott mit uns verkünden, der in der Gemeinschaft lebt und von der Gemeinschaft in die Welt getragen werden will. Er ist die Speise, die uns Kraft gibt, damit wir für die Menschen eine Kraftquelle sein können.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
das Leben zwischen privat und öffentlich zu gestalten, ist nicht immer einfach und will gelernt sein. Denn gerade das Leben ist das Höchste Gut, das uns selbst anvertraut wurde. Mit Christus, der mit uns geht und uns mit seinem Leib stärkt, können wir es zum eigenen Heil und zum Wohl der Menschen gestalten. Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt, uns immer mehr auf Gott, der unter uns wohnt, einzulassen. Ich wünsche uns, dass wir unser Christsein so leben, dass wir in der Öffentlichkeit als seine Zeuginnen und Zeugen wahrgenommen werden und dass sich dadurch möglichst viele Menschen für ihn entscheiden können.