Wenn plötzlich eine schwere Krankheit in das Leben einbricht, ist alles anders geworden. Bisherige Lebenspläne werden umgestoßen. Das Gefühl der Hilflosigkeit, Angst um die Zukunft können sich breit machen.
Einige Personen aus unserer Pfarre habe ich gefragt, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen. Und das möchte ich heute in der Predigt bringen.
Eine Mutter, deren Kind krank ist, erzählte:
„Als Mutter fragt man sich natürlich: Warum ich? Warum ist mein Kind krank? Was habe ich falsch gemacht? Irgendwann merkt man, dass einen die Fragen nicht weiterbringen, man muss die Tatsache akzeptieren und so hinnehmen. Und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Gerade vor Eingriffen ist die Angst einer Mutter unvorstellbar groß, man ist wie gelähmt vor Angst. Auch wenn man an Gott glaubt: in dieser Situation fühlt man sich schnell alleine gelassen. Das Kind kann mit dem „Du bist beschützt und getragen“ in dieser Situation oft besser umgehen und es annehmen.
Sehr verletzend sind da oft unbedachte Worte der Mitmenschen, wie „Ein krankes Kind muss doch keiner mehr bekommen“. Oder wenn das Kind voll Mitleid betrachtet wird: Du Armer! Kranke Menschen brauchen kein Mitleid sondern Akzeptanz, das gilt für allem für Menschen mit Behinderung. Oft macht nicht die Behinderung zu schaffen, sondern das Behindert-Werden, das Nicht-Angenommen-Sein.
Oder Aussagen wie „Alles wird gut“: Man weiß ja, dass es so nicht ist. Es „wächst“ sich auch nicht aus, wie manche meinen. Aber mit der Zeit kann man besser umgehen mit der Krankheit. Man lernt, sich auf das Gute und Schöne zu konzentrieren; man versucht, das Leben nicht einfach in Angst vorüberziehen zu lassen. Dafür ist das Leben zu schön!
Eine andere Frau erzählte: ich bin vor einigen Jahren an Multipler Sklerose erkrankt und seit längerer Zeit im Rollstuhl. Es braucht oft viel Mut, Kraft und Vertrauen, vor allem immer wieder neu JA zu mir zu sagen, zu meiner Krankheit, besonders meine eigenen Schwächen anzunehmen.
Mein Glaube an Gott ist für mich sehr wichtig geworden, eine große Hilfe, denn in der Sonne seiner Liebe darf ich mich wärmen und geborgen wissen, ohne erst große Leistungen bringen zu müssen. Ein besonderes Geschenk ist für mich die Freude an der Musik, vor allem das Singen. Da merke ich, meine Lebensfreude ist noch nie versiegt, dafür bin ich sehr dankbar.
Schwestern und Brüder!
Jede Krankheit stellt auf´s Neue die Sinnfrage. Was ist der Sinn meiner Krankheit? Was hat es für ein Sinn, dass ich lebe?
Das Leid hat nicht in sich einen Sinn. Ich muss es also nicht mit Sinn erfüllen. Ich muss vielmehr meinem Leben, das das Leid erschüttert worden ist, einen neuen Sinn geben. Dann werde ich auch mein Leiden, meine Krankheit, mit neuen Augen sehen. Und die Botschaft, die Christus uns vom Kreuz sagt, heißt: „Schau mich an, ich hänge, aber ich werde dich nie hängen lassen“.
Kaplan Niko Tomic