Wenn etwas besonders schön oder besonders gut ist, sagen wir manchmal: das ist „himmlisch“. Wenn Jesus vom Himmelreich redet, erzählt er in Gleichnissen, um uns Freude an Gotttes Herrschaft zu machen. Und die beginnt nicht irgendwann einmal, sondern sie beginnt hier und jetzt. Und Jesus will, dass wir dabei sind, jetzt, und mit Freude. Kann sein, dass man dafür einiges aufgeben muss, zurücklassen muss. Aber das ist kein Opfer, sondern der Einsatz für etwas Besseres.
So sieht es Jesus. Und wir? Wir verbinden unser Christsein häufig mit Geboten, Verboten und Forderungen. Wir versuchen, alles richtig zu machen.
Aber spüren wir auch Freude an der Himmelsnähe?
Heute ist der sogenannte Christophorus-Sonntag. Der Hl. Christophorus, der aus irgendwelchen Gründen zum Schutzpatron der Autofahrer wurde, dürfte um das Jahr 300 gelebt haben. Eine Legende erzählt von ihm, dass er, der sehr groß und sehr stark war, nur dem Mächtigsten dienen wollte. So geriet er an den Teufel, der so gewaltig erschien. Aber es fiel ihm auf, dass dieser schwarze Ritter geradezu ängstlich jedem Kreuz auswich. Christophorus, oder Offerus, wie er damals hieß, kündigte daher dem Teufel seinen Dienst auf und suchte weiter. Ein weiser Mann gab ihm die Aufgabe, seine Größe und seine Kraft einzusetzen um die Menschen, die über den reißenden Fluss mussten, hinüber und herüber zu tragen. So würde er den Mächtigsten finden. Offerus trug also Junge und Alte, Gesunde und Gebrechliche durch den Fluss. Eines Tages wollte ein kleines Kind hinüber getragen werden. Offerus setzte es sich auf seine Schultern, aber je weiter er in den Fluss hineinkam, desto schwerer wurde die Last, bis er zu ertrinken drohte. Da gab sich das Kind als Christus zu erkennen. Offerus hatte den Größten gefunden und durfte sich fortan Christophorus, Christusträger nennen.
Damit sind wir schon beim heutigen Evangelium. Christophorus wollte sich nicht mit etwas Halbem abgeben. Er begnügte sich nicht damit einem Mächtigen zu dienen. Er suchte den Mächtigsten. Auf seiner Suche ist er in die Irre gegangen, er ist Falschen nachgelaufen, er hat viele Mühen auf sich genommen. Aber er war letztlich erfolgreich. So, wie der Kaufmann in dem Gleichnis, der die schönste Perle von allen sucht. Beide, Christophorus und der Kaufmann lassen nicht locker in ihrem Suchen, sie geben nicht auf. Und als sie am Ziel ihrer Suche waren gaben sie alles andere dafür auf.
In dem anderen Gleichnis, das Jesus erzählt, geht es ebenfalls um das ganz Große. Aber hier ist der Weg anders. Nicht Suche und mühevolle Arbeit führen zum Ziel, sondern der Zufall. Einfach Glück, wie wir sagen würden. Aber einmal gefunden, einmal erkannt lässt der Landarbeiter seine Chance nicht aus, er setzt alles, was er hat ein, um den Acker und damit den Schatz zu bekommen.
Dem Mächtigsten dienen, die schönste Perle finden, den größten Schatz entdecken – das sind alles Synonyme für das Reich Gottes, für das Himmelreich.
Wie können wir diese Geschichten auf uns umlegen?
Wahrscheinlich gehören die meisten von uns zur Gruppe des Landarbeiters. Der Schatz, der Glaube an Christus wurde uns geschenkt. Durch unsere Eltern, durch Paten, Freunde, Priester, Lehrer, durch wen auch immer. Und wir haben, mehr oder weniger, etwas daraus gemacht oder sind wenigstens dabei geblieben.
Vielleicht gibt es den einen oder anderen unter uns, der tatsächlich gesucht und gefunden hat, wie Christophorus oder der Perlenhändler.
Aber es gibt da draußen ganz sicher sehr viele, die suchen und noch nicht gefunden haben. Hier beginnt unsere Verantwortung. Hier ist der Punkt, wo wir etwas einsetzen müssen, wo wir etwas zurückgeben müssen für das Geschenk des Glaubens.
Schauen wir auf all das, von dem wir in unserem Innersten genau wissen, dass es die wahren Schätze sind. Entdecken wir sie wieder neu oder besser, lassen wir sie uns von diesem Mächtigsten erneut zeigen. Und geben wir all das uns Geschenkte weiter.