Liebe Schwestern und Brüder!
Unser heutiges Evangelium mit dem Messiasbekenntnis des Petrus steht, wenn man einmal das Evangelium als ganzes nimmt, genau mitten im öffentlichen Wirken Jesu, und teilt das Wirken Jesu in zwei Halbzeiten. Und genau wie eine Fußballmannschaft zieht sich auch Jesus als „Trainer“ mit seinen Jüngern zurück. Jesus will mit ihnen allein sein, um sie auf die zweite Halbzeit vorzubereiten.
Die erste Halbzeit des öffentlichen Wirkens Jesu war eine glanzvolle Halbzeit gewesen. Die Leute haben ihm zugejubelt. Sie haben gehört, wie er gepredigt hat. Sie haben miterlebt, wie Jesus Kranke geheilt hat, wie er Wunder gewirkt hat.
Aber das war die erste Halbzeit. Und Jesus wusste, die zweite Halbzeit wird ganz anders aussehen. Da werden die Leute von ihm sagen: „Er ist ein Vielfraß, ein Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern.“ Da werden die Leute sagen: „Der ist mit dem Teufel im Bunde, und deswegen treibt er Dämonen aus. Er ist ein Gotteslästerer.“ Und das sagen nicht irgendwelche Leute, sondern die Schriftgelehrten, die Theologen der damaligen Zeit.
Und Jesus weiß: In der zweiten Halbzeit werden die Leute nicht jubeln; vielmehr werden sie am Ende sagen: „Weg mit ihm, ans Kreuz mit ihm!“ Und Jesus will in dieser Halbzeitpause die Jünger auf diese zweite Halbzeit vorbereiten. Er fragt sie in der Stille dann, er wird da ganz persönlich: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Man kann sich sehr gut hinter der Meinung der Leute verstecken, positiv und negativ: Was man alles über Jesus und über die Kirche sagt. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo Jesus dich fragt: „Du aber, wie stehst du zu mir? Was bedeute ich dir? Wer bin ich für dich?“ Und dann gibt ihm Petrus, der immer als Schnellster reagiert, zur Antwort: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Nicht irgendein Religionsstifter, nicht irgendein Wundertäter, nicht irgendein Rabbi aus Nazareth, nicht eine Historische Größe.
Schwestern und Brüder,
wir leben in der Kirche heute, wenn ich so sagen darf, in der zweiten Halbzeit. Die Kirche, der Leib Christi steht heute nicht hoch im Kurs. Man jubelt der Kirche nicht zu, gerade auch in unserem Land nicht. Wenn der Papst irgendwas sagt, was der Mehrheit nicht gefällt, wenn die Bischöfe etwas verlautbaren, dann schlagen viele heute auf die Kirche los, wie auf eine alte verstaubte Matratze. Irgendwo wird schon Dreck herauskommen. Die Kirche ist heute nicht beliebt.
Aber wenn wir diese zweite Halbzeit durchstehen wollen, dann wird alles darauf ankommen, dass wir eine Antwort, eine ganz persönliche Antwort geben auf die Frage: Wer ist Jesus Christus für Dich? Und dann geht es nicht mehr um ‚die Kirche’, sondern dann geht es um die Frage: Wer ist Jesus Christus für dich?
Niko Tomic, Kaplan