Wir alle haben unsere Talente, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Sie sind nicht nur eine Gabe, sondern vielmehr eine Aufgabe.
Gott vertraut den Menschen seine Gaben an. Keinem gibt er alles, niemandem nichts. Keinem gibt er zu viel, niemandem zu wenig. Auf eine Frage müssen wir antworten: Welche Talente hat Gott mir gegeben, und wie nutze ich diese Talente? Oder vergrabe ich einfach die Talente?
Mit der Auslegung des heutigen Evangeliums mache ich eine Werbung für die Mitarbeit in der Pfarre. Ich vermute, dass ganz viele Talente in unseren christlichen Gemeinden ungenutzt liegen und vergraben sind.
Vielleicht ist jemand da, dem hat Gott eine gute Stimme geschenkt. Warum soll ich diese Gabe nur beim Fasching einsetzen? Warum meldest du dich nicht im Kirchenchor an? Die brauchen dringend Sänger. Manche tun das ja, aber viele eben nicht.
Vielleicht hat jemand die Möglichkeit, wenn wir schon bei der Stimme sind, gut lesen zu können. Warum sagt der nicht: Ich melde mich als Lektor, ich setze diese Gabe ein. Statt dessen denken Viele: Es hat mich niemand gefragt. Wenn Du nicht gefragt worden bist, warum fragst du nicht selber, ob Du diesen Dienst tun kannst? Der Pfarrer kann nicht jeden einzelnen fragen.
Oder vielleicht ist jemand da, der gut organisieren kann. Warum stellt der diese Fähigkeit nicht in den Dienst der Pfarrgemeinde?
Vielleicht ist jemand da, der früher in seiner Jugend Gruppenleiter gewesen ist oder Gruppenleiterin. Dann kam die Bundeswehr, und dann kam die Ausbildung, und dann hat man geheiratet, dann kamen die Kinder. Jetzt sind die Kinder nicht mehr so klein. Warum soll ein solcher Mann und eine solche Frau dann nicht sagen: Gut, ich bin jetzt erwachsen, ich habe die Möglichkeit, diese Gabe noch einmal einzubringen in der Pfarrgemeinde in den verschiedenen Gruppen.
Nun sagen ja manche, vor allem Ältere in einer Pfarre: „Was sollen wir denn schon noch einbringen? Früher, da hätten wir das noch gekonnt, aber heute wo wir krank und alt sind?“ Doch, auch die haben eine ganz wichtige Gabe. Es gibt eine Gabe, die Gott speziell für Kranke und Alte hat. Das ist die Gabe des Gebetes. Wir brauchen eine aktive Gruppe, aber wir brauchen auch eine betende, eine, die vor Gott steht und betet.
Setze ich die Gaben, die Gott mir gegeben hat, ein? Auch wenn es vielleicht nur ganz kleine Talente sind! Tu das, und Du wirst Freude erleben. Denn dieses Wort des Evangeliums: Geh ein in die Freude deines Herrn!, ist ja nicht nur für das ewige Leben gedacht. Nein, das gilt auch hier auf dieser Erde schon.
Aber schau auf der anderen Seite den Knecht an, der sein Talent vergraben hat. Wenn Jesus da am Ende sagt: Werft ihn hinaus in die Finsternis. Damit ist auch nicht nur die Hölle gemeint. Schauen Sie sich einmal die vielen Christen an, die ihr Talent vergraben; die immer alles ‚schwarz’ sehen in der Kirche. Das ist Finsternis. Die immer nur stöhnen und jammern über die schlechten Zustände in der Kirche und in der Gesellschaft.
Einer, der seine Gabe einbringt, hat diese Haltung nicht. Hier ist der Grund, ob wir froh sind als Christen oder ob wir so ein träges Christenleben führen, wo alles schwarz in schwarz ist. Nimm die Talente, die Gott Dir gegeben hat, an und setze sie ein! Das vertraut Gott dir an. Dann wirst du Freude erleben. Amen.
Niko Tomic, Kaplan