„Der Geist Gottes ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt.
Er hat mich gesandt,
damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist;
damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung,
damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“
Man muss sich das einmal vorstellen. Da dürfen die Israeliten nach 50 Jahren Gefangenschaft in Babylon voller Freude und Erwartung wieder zurück in ihre alte Heimat. Aber was finden sie vor? Ein verwüstetes, in Trümmern liegendes Land, ein zerstörter Tempel, unhaltbare Lebensumstände, die Lage hoffnungslos. Heimat? Im Exil, in der Gefangenschaft war es viel besser. Und diese Menschen richtet Jesaja wieder auf, lässt sie mutig, mit Hoffnung und voll Freude in die Zukunft blicken.
500 Jahre später, bei seinem ersten Auftreten in Nazareth zitiert Jesus den Propheten und bezieht diese Worte auf sich. All das, sagt er, hat sich jetzt mit ihm, mit Jesus erfüllt. Jesus nimmt die Verheißung des Jesaja für die Israeliten auf und macht daraus Verheißung, Trost, Zuversicht und Ermutigung für uns.
Machen wir noch einmal einen Zeitsprung. Über 2000 Jahre zum Heute. Jesaja zieht die Legitimation für sein Auftreten, zieht seine Sendung aus der Salbung und aus dem Geist Gottes.
Sie können sich natürlich nicht mehr an ihre Taufe erinnern. Wissen sie, was der Täufer da zu ihnen gesagt hat? „Du wirst mit dem heiligen Chrisam gesalbt, denn du bist Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit“. So oder so ähnlich waren die Worte und dann hat er sie gesalbt. Und dann wurden wir noch einmal gesalbt bei der Firmung. Und der Firmspender hat dabei gesagt: „sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“
Der Geist Gottes ruht auf uns, und wir sind gesalbt wie Priester, Propheten und Könige. Aber wie leben wir das? Wem machen wir Befreiung und geheiltes Leben spürbar.
Wir erwarten meistens, dass das andere für uns tun. Aber tatsächlich sind wir selbst gefragt. Dazu liegt Gottes Geist auf uns, dazu sind wir gesalbt. Nicht nur zu unserem eigenen Heil, sondern dass wir zum Segen werden für andere.
Wir haben in unserem Adventkalender heuer etliche Angebote, etliche Orte gesammelt, die es in unserer Pfarre gibt, wo Menschen Orientierung und Sinn für ihr Leben finden können (sie können den Adventkalender hier auf der Webseite ansehen). Aber hinter all diesen Orten und Angeboten, und das ist das Allerwichtigste, hinter all diesen Orten müssen wir stehen.
Die Kirche und wir als ihre Glieder sind nicht für ALLES da, aber wir haben nach dem Gebot Christi für ALLE da zu sein. Die Menschen müssen bei uns spüren: wir sind willkommen in dieser Pfarre. Unsere Gemeinde muss als Ort bekannt sein, an dem es gelebte Christlichkeit gibt, Anteilnahme, menschliche Nähe. Wir müssen einladend sein. Gott ist so großzügig, wie dürften wir dann kleinlich sein?
Als Gesalbte, auf denen der Geist Gottes ruht, ist das der Auftrag für uns:
Leben möglich zu machen, heilsam und wohltuend tätig zu werden, den Menschen die gute, die frohe Botschaft zu bringen, die ein Stück mehr an Leben ermöglicht und damit dem Wort des Johannes und des Jesaia zu folgen: ebnet den Weg für den Herrn.