König David möchte Gott ein Haus bauen.
Wir in Österreich und Europa haben wunderschöne Kirchen. Viele Gemeinden in Afrika und Latein Amerika haben aber überhaupt keine Kirchen. Sie versammeln sich zum Gottesdienst unter freiem Himmel. Ein paar Bäume, die Schatten spenden und ein Altar reichen aus.
Europäer finden das meistens romantisch und sie sind begeistert von den bewegten und bewegenden Feiern. Viele afrikanische und lateinamerikanische Christen hingegen wünschen sich eine Kirche. Sie wollen Gott ein Haus bauen und so ihrem Glauben und ihrer Verehrung Ausdruck verleihen.
Und wer so eine prunkvolle Kirche bei uns gesehen hat, der ist oft hin- und hergerissen in seinen Gefühlen:
Einerseits ist man beeindruckt von dem Bauwerk, von seiner Ausstattung, aber anderseits fragt man sich, ob das Geld wohl für den richtigen Zweck ausgegeben wurde und ausgegeben wird. Die Kirche solle das Geld besser den Armen geben, so heißt es dann. Manche Kritik ist berechtigt, dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack. Denn was die eigenen Häuser und Wohnungen angeht, ist vielen nichts teuer und wertvoll genug, und bei Neuanschaffungen denkt man an alles Mögliche, aber nicht unbedingt an die Armen. Nur bei den Häusern Gottes sollen andere Maßstäbe gelten.
Brauchen wir überhaupt eine Kirche?
Die Antwort kennen wir: Selbstverständlich brauchen wir ein Haus Gottes. Auch König Salomon, der Sohn König Davids, hat Gott einen wunderbaren und großen Tempel in Jerusalem gebaut. Und Jesus als Jude liebt seinen Tempel, das Haus seines Vaters. Er hatte eine heilige Begeisterung für das Haus seines Vaters.
Auch für uns Christen ist eine Kirche die Herzmitte eines Ortes. Hier wohnt Gott in ganz besonders dichter Weise; hier ist er gegenwärtig in der heiligen Eucharistie. Hier können wir uns als große Familie, als Pfarrgemeinde versammeln, um Sonntag für Sonntag und an den Hochfesten Gottesdienste zu feiern. Hier werden die wichtigsten Ereignisse unserer Lebensgeschichte gefeiert: die Taufe, die Erstkommunion, die Firmung, die Trauung, Jubiläen; hier wird für uns die Totenmesse gehalten, wenn wir in das ewige Haus Gottes übersiedeln.
Hier hören wir gemeinsam das Wort Gottes. Hier geht uns vielleicht ein Licht auf, wenn wir vom göttlichen Wort getroffen werden. Da fällt ein Wort in die Tiefe unseres Herzens, und wir merken, dass es uns Licht und Orientierung gibt, um unseren Lebensweg wieder zu finden. Hier legen wir in verschiedenen Formen des Gottesdienstes die Freuden wie auch die Trauer und Gebrechlichkeit unseres Lebens vor Gott hin: bei einer Andacht, einem Rosenkranz, einem Kreuzweg, einer Bußfeier. Hier ist unsere religiöse Heimat; hier sind wir daheim, geborgen in Gott. Ihm dürfen wir alles sagen, alles anvertrauen. Hier können wir uns einfach hinsetzen, hinknien, über unser Leben nachdenken, um dann Gott für alles zu danken. Hier können wir uns neu orientieren.
Gott braucht keine Wohnung aus Stein, um unter den Menschen zu sein. Gott offenbart sich in seinem Sohn, der ganz bei uns Menschen ist. Wir sind es, die das Haus Gottes brauchen. Wir haben einen heiligen Ort nötig, um die Größe Gottes zu ehren. Menschen brauchen ein sichtbares Zeichen für Gottes Gegenwart in ihrem Alltag. Ein Gotteshaus in unseren Orten hilft uns zu verstehen, dass Gott in unsere Welt eintreten will.
Aber es hilft uns nicht viel, dass wir so schöne Kirchen haben, wenn sie leer bleiben.
Niko Tomic, Kaplan