Liebe Schwestern, liebe Brüder im Glauben an Jesus Christus!
Ist es Ihnen aufgefallen, dass Jesus oft in die Einsamkeit geht, dass er Stille sucht? Es heißt in den Evangelien: „Er stieg auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten…“ oder „Er ging an eine einsame Stätte und betete dort.“
Unmittelbar nach der Taufe wurde er vom Geist Gottes in die Wüste geführt. Eine Zeit mit Gott, eine Zeit der Zurückgezogenheit. Erst dann trat er öffentlich auf und berief seine Jünger.
Es ist eine selbst gewählte Einsamkeit, ein selbst gewolltes und ein bewusst gesuchtes Alleinsein, von dem hier die Rede ist. Das ist mir wichtig. Es gibt ja auch eine aufgezwungene Einsamkeit. Die ist schlimm, die kann zur Isolierung führen und sehr belastend sein. Es gibt ein ungewolltes Alleinsein, das kann uns sehr zusetzen und krank machen.
Vor dieser Einsamkeit und diesem Alleinsein haben viele Angst. Deswegen haben wir uns auch eine Schutzausrüstung zugelegt:
Wir sorgen dafür, dass immer etwas los ist: Musik im Hintergrund, das Fernsehen, das uns durch den Tag begleitet, das Handy, das uns das Gefühl gibt, immer und überall verbunden zu sein, das Internet, das „Netz“, von dem wir meinen, dass es uns trägt.
Zusätzlich schützen wir uns vor dem Alleinsein durch Betriebsamkeit, durch Termine – viele gar nicht so wichtig -, wir reden uns ein dass wir keine Zeit haben. Wir sind ständig unterwegs, um ja nicht allein sein zu müssen.
Das Ergebnis ist dann oft ein ruheloses, gehetztes Leben, unzufrieden, sinnlos und ziellos. Bei manchen hat man das Gefühl, sie sind immer auf der Flucht. Und manchmal kennt man das Gefühl auch bei sich selber.
Für Jesus waren die Zeiten allein mit Gott in der Einsamkeit, die Quelle, aus der er lebte.
Ich möchte uns alle ermutigen zum Leben aus der Stille, zum Leben aus der heilsamen Gegenwart Gottes. Ich will Sie wieder einladen, zur Ruhe zu kommen, still zu werden.
Die Fastenzeit braucht die Stille, damit Gott bei mir eintreten kann. Ich muss stehen bleiben, bei mir bleiben.Immer wieder einmal bewusst „aussteigen“, in die Einsamkeit gehen, bewusst das Alleinsein suchen, die Stille, das Gebet:
Es kann und wird uns helfen, so manche aufgewühlte Situationen und stürmische Zeiten zu bestehen.
Es kann unser Vertrauen wieder so stärken, dass es wieder tragfähig wird.
Es kann und wird uns helfen, mit unserem Leben wieder besser zu Recht zu kommen. Ich wünsche uns allen, dass wir uns dieses notwendige Maß an Alleinsein, an Einsamkeit immer wieder einfach gönnen.
Niko Tomic, Kaplan
Ein Gedanke zu „Die Fastenzeit braucht die Stille“
In meiner Ausbildung zur Meditationsleiterin – schrieb ich eine Meditationsanleitung zum Thema Einführung in die Stille -in der Predigt habe ich fast den ganzen Inhalt von meiner Arbeit gefunden!!! Es hat mich sehr gefreut – das ich gut liege –
theologisch und menschlich. Die Predigt hat abgerundet meine Fastenwoche in Gut Aich, zugleich den Einstieg in den Alltag leichter gemacht. Fasten – Schweigen – Meditation ein Trio von dem ich mich von ganzem Herzen ergreifen lasse. Ehre sei dem Gott durch dem Sohne im Heiligen Geiste.
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