Wohlfühlfaktor oder das Heil?

predigt2 „Lebt als Kinder des Lichts! Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor. Prüft, was dem Herrn gefällt, und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie auf! Denn man muss sich schämen, von dem, was sie heimlich tun, auch nur zu reden.“ (Eph 5,8-12)

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

die Arbeit der Detektive fasziniert viele Menschen, so dass ihr in den letzten Jahren einige Fernsehserien gewidmet sind. Detektive werden immer wieder als die informellen Ordnungshüter gesehen, die in akribischer Tätigkeit der Wahrheit zum Durchbruch verhelfen. Sie kümmern sich um die Probleme des „kleinen Mannes“ und widmen sich solchen Fällen wie Ladendiebstahl, Heiratsschwindel, Treue, Sorgerecht oder um von zu Hause ausgerissenen Teenagern. Auch wenn sie sich in den medialen Darstellungen nicht immer an das Gesetz halten, stehen sie im Dienst des Gesetzes und haben die Aufgabe, dubiose Machenschaften aufzudecken und den Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen. Kurz gesagt: Die Detektive decken auf. Im Normallfall wird ihre Arbeit geschätzt. Die Zuschauer freuen sich über ihre Erfolge; denn in jedem normalen Menschen schlummert der Wunsch nach Gerechtigkeit, nach Aufdecken der Ursachen von Problemen und Konflikten, nach der Einhaltung des Gesetzes.

Die Botschaft des heutigen Sonntags ist eine ähnliche. Besonders die zweite Lesung betont das Aufdecken der Werke der Finsternis und den Aufruf zum Leben als Kinder des Lichtes. Der große Unterschied zu den Detektiven liegt darin, dass das Aufdecken nicht durch Spionage und nicht durch stundenlange Beobachtung passiert, sondern durch das klare und helle Leben Jesu Christi. Er ist das Licht, das in jede Finsternis eindringt, damit die Menschen klar sehen können, was gut und was falsch ist. Er ist das Licht, das unsere Herzen erleuchtet, damit auch wir zum Licht werden und damit wir als Kinder des Lichtes leben.

Aber ehrlich, leuchtet dieses klare, helle Leben Jesu noch immer so wie damals? Ist seine Botschaft, von der Liebe Gottes und des Nächsten so deutlich, dass sie uns noch immer unruhig macht in der Welt, die durch Egoismus, durch Lüge, durch Ausbeutung des anderen geprägt ist? Oder haben wir uns schon daran gewöhnt, dass seine Liebe zwar immer wieder für etwas Besonderes gehalten aber von der Mehrheit nicht gelebt wird? Auch, wenn einige vielleicht meinen, dass sie überaltert und nicht lebbar wäre, weil die Zeiten sich so geändert hätten, muss sie für uns noch immer die höchste Aktualität haben. Denn die Güte, die Gerechtigkeit und die Wahrheit können weder durch die Zeit noch durch gesellschaftliche Entwicklungen abgewertet werden.

„Prüft, was dem Herrn gefällt und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie auf“ schreibt Paulus an die Epheser. Diese Worte müssten aber auch für uns gelten. Doch, sind wir überhaupt fähig, das Gute vom Bösen zu unterscheiden? Wir leben in einer Zeit, die weder nach der Güte noch nach der Gerechtigkeit noch nach der Wahrheit im Sinne Jesu fragt, sondern nach dem Jahresumsatz, nach dem Konsum und nach dem kurzfristigen Wohlfühlfaktor. Wir merken zwar, dass solche Früchte der Gesellschaft, wie Korruption in der Politik und in der Wirtschaft, wie zunehmende Armut, wie wachsende Zahl der verhaltensauffälligen Kinder, wie wachsender Drogen- und Alkoholkonsum der Jugend nichts mit Licht, sondern mit der Finsternis zu tun haben. Aber sind wir bereit, die Wurzel der Probleme aufzudecken? Sind wir fähig, das Böse beim Namen zu nennen, oder hat die Maschinerie der Verwirrung auch schon uns erreicht, so dass wir nicht mehr das Gute vom Bösen unterscheiden können?

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

die Fastenzeit ist eine Zeit der Orientierung und Sinnfindung. Sie ist eine Zeit der Unterscheidung zwischen Finsternis und Licht, die Zeit des Aufdeckens von allem, was dunkel ist und die Zeit der Ausrichtung des eigenen Lebens auf Jesus und sein Heil. Dazu brauchen wir keine Ausbildung als Detektive. Dazu brauchen wir nur die Offenheit für das Wirken Gottes in der Welt und in unserem Leben. Keine Magie, keine geheime Praktiken und keine Gurus, die mir schnelle, kurzfristige aber dafür kostspielige Lösungen für mein Leben anbieten. Sie verdunkeln den Weg zum Licht. Christus will nicht unser Wohlbefinden ein wenig verbessern, sondern uns das Heil schenken. Er will uns sehend und sensibel machen, für die Güte, für die Gerechtigkeit und für die Wahrheit, die uns nicht an das Irdische binden, sondern frei für das Leben in Fülle machen.

Ich wünsche uns allen, dass uns die Fastenzeit hilft, das Dunkle unseres Lebens aufzudecken und mit dem Licht Christi auszuleuchten. Ich wünsche uns, dass wir die Welt mit den Augen Gottes sehen lernen, der gekommen ist um zu retten, zu erlösen und uns den Weg zur ewigen Vollendung vorzubereiten.

Slawomir Dadas
Pfarrer